Inhalt: Die beiden Freunde Edgin (Pine) und Holga (Rodriguez) brechen aus dem Gefängnis aus und versuchen vergeblich, Edgins Tochter (Coleman) – und den gestohlenen Schatz – aus den Händen ihres früheren Gegners Forge (Grant) zu entwenden. Ein weiterer Raub ist geplant – doch da sind noch weitaus dunklere Kräfte im Spiel.
Film Kritik:
Beim letzten Versuch einer Dungeons & Dragons-Verfilmung wünschte man sich, sie würden die Drachen in den Kerker sperren und den Schlüssel wegwerfen. Aber mit diesem Film, der von John Francis Daley und Jonathan Goldstein (Game Night) inszeniert wurde, haben sich die beiden einen Namen gemacht, falls es mal wieder ein Brettspiel-Film werden soll.
Cocaine Bear ist ein Partytier, das nie richtig in Gang kommt
Auch wenn dieser nicht ganz so witzig ist wie ihr letztes Werk, so macht er doch genauso viel Spaß wie eine D&D-Sitzung am Wochenende für die man keine ausgefeilten Würfel braucht. Schon ab Minute eins wird klar, dass wir uns in einem Fantasieland befinden, wenn ein stark gepanzerter Wagen einen gigantischen Gefangenen zu einem an Isengard`s Orthanc erinnernden Turm bringt. Doch das Gefühl der Vorahnung hält nicht lange an.
Es handelt sich hier um eine Phantasiewelt, die von Leuten gemacht wurde, die Shrek kennen. Jedes Mal, wenn man eine bedrohliche Festung, eine handgefertigte Karte oder eine dramatische Hintergrundgeschichte zu sehen bekommt, wird der Augenblick durch einen Witz unterlaufen, oder die Filmmusik von Lorne Balfe liefert eine witzige „Herr der Ringe“-Parodie, die das Geschehen auf die Schippe nimmt.
Unterhalb der Fantasy-Verpackung handelt es sich um ein Heist-Movie
Diese Erkenntnis ist auch notwendig, denn ein Dungeons & Dragons-Film muss fast schon per Definition wie eine ziemlich typische Fantasy-Welt aussehen. Man kann es das John-Carter-Syndrom nennen, aber es ist schwierig, sich von der Masse abzuheben, wenn man fast alles, was nachher kam, beeinflusst hat.
Man braucht Tavernen, Höhlen, in Kutten gekleidete Bösewichte und in Leder gehüllte Helden: all diese Klischees. Daley und Goldstein sorgen immer noch für visuelle Innovation, da sie ihre Welt mit Vogelmenschen, Halblingen, die nicht wie Hobbits aussehen, und der einen oder anderen Person, die zufällig einen Katzenkopf hat, bevölkern. Selbst die Drachen – und der Film liefert technisch gesehen sogar mehrere Drachen und Kerker – stellen eine ironische Interpretation der bekannten Gefahren dar.
Der Fuchs ist nur am Rande ein Kriegsfilm
Allerdings ist es nie die Optik, die diesen Film auszeichnet: seinen Erfolg verdankt er vor allem der eigentlichen Handlung, den Figuren und den Späßen. Dies liegt daran, dass es sich hier unterhalb der Fantasy-Verpackung um ein Heist-Movie handelt, eine Art Gruppenausflug in bester Spiel-Tradition.
Die Ex-Häftlinge Edgin (Chris Pine) und Holga (Michelle Rodriguez), ein Barde und eine Barbarin, machen sich aus ausgesprochen sympathischen Gründen auf, ein kostbares Relikt zu stehlen. Dazu müssen sie einen Weg finden, um am schmierigen Gauner Forge (Hugh Grant) und der bösen Zauberin Sophina (Daisy Head, wirklich nervtötend) vorbeizukommen.
Der Film gibt seinen Figuren Raum, sich auf exzentrische und launische Weise auszutoben
Im Kampf gegen solche furchterregenden Feinde rekrutieren Edgin und Holga den verunsicherten Zauberer Simon (Justice Smith), der auf bezaubernde Weise unglücklich ist, und die idealistische Gestalten-Wandlerin Doric (Sophia Lillis). Die Beiden bilden einen angenehmen Kontrast zu dem unbekümmert selbstsicheren Edgin, wobei Pine sein Charisma auf ein Maximum und seine Bemühungen auf nahezu Null reduziert.
Chris Pine im Blockbuster-Modus ist vielleicht der unterhaltsamste aller Pines – hier mischt er die Unbekümmertheit von Captain Kirk mit der Zielstrebigkeit von Steve Trevor (Wonder Woman). Er harmoniert wunderbar mit seiner platonischen Lebensgefährtin Holga. Rodriguez spielt die Rolle, mit denselben Eigenschaften, die sie auch in den Fast-Filmen an den Tag legt: Stoizismus und physische Stärke. Hier glänzt sie sowohl als komödiantische Ergänzung wie auch durch ihre unerbittliche Physis.
Dieses „Ocean’s-artige“-Quartett verwandelt sich in eine Quasi-Familie, und der Film gibt ihnen Raum, sich auf exzentrische und launische Weise zu entwickeln. Was die Handlung angeht, verzettelt man sich jedoch gelegentlich in Nebenmissionen, während unsere Helden auf der Suche nach Was-auch-immer sind, um in den Ort von Wo-auch-immer zu gelangen.
Doch gerade als sich alles im Fantasy-Unkraut zu verlieren droht, taucht Regé-Jean Page`s Xenk auf, und sorgt für reichlich Aufsehen. Sein tragischer Held hat überhaupt keinen Sinn für Humor, und wie ein markanterer Drax-Verschnitt sorgt sein völliger Mangel an Ironie dafür, dass alle anderen zehnmal lustiger erscheinen. Er hat auch ein paar coole Schwert-Einlagen, bevor seine ausgeprägte Moral Edgin (widerwillig) dazu bringt, ein nur minimal besserer Mensch zu werden.
Dungeons & Dragons ist ein Film, der sich in seiner eigenen Absurdität suhlt
Ab dann läuft alles genau so ab, wie es sollte. Der letzte Akt bietet keine großen Überraschungen, dafür aber einige der besten Lacher des Films und eine Szene, in der Chris Pine mit der Laute einen Ausflug macht. Der Actionhöhepunkt verweist auf bekannte Teile des Spiels und enthält sogar einige visuelle Anspielungen auf die Akteure selbst. Zum Schluss gibt es noch einen emotionalen Knalleffekt.
The Pope´s Exorcist beweist, dass die Wege des Herrn wirklich unergründlich sind
Es stellt sich heraus, dass diese Geschichte doch einen ernsten Hintergrund hat, der eine wirklich schöne Hommage an das Spiel darstellt. Unsere Helden – allesamt Außenseiter, Ausgestoßene und vermeintlich Gescheiterte – gewinnen schließlich an Stärke, Akzeptanz und Freundschaft in der neu zusammengefundenen Familie, die sie bilden. Als Adaption eines Spiels, das Generationen von sozial unbeholfenen Teenagern dabei half, ihre Wurzeln und ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln, ist das ein wunderbares Fazit, das man ziehen kann.
Fazit: Dungeons & Dragons ist ein Film, der sich in seiner eigenen Absurdität suhlt, aber auch einen emotionalen Kern hat, und dazu eine äußerst gelungene und unterhaltsame Mischung aus High-Fantasy und Low-Comedy. Man wird das Kino tänzelnd verlassen, ob mit oder ohne (Laute-)Musik.
Film Bewertung: 8 / 10