Inhalt: Mit DOWNTON ABBEY: DAS GROSSE FINALE kehrt das weltweite Phänomen rund um die Familie Crawley und ihre Bediensteten auf die große Leinwand zurück. Die 1930er-Jahre lassen ein neues Jahrzehnt anbrechen, das für Mary mit einem öffentlichen Skandal beginnt. Als die Familie noch dazu in finanzielle Schwierigkeiten gerät, sieht sich der gesamte Haushalt mit dem drohenden sozialen Abstieg konfrontiert. Die Crawleys und ihre Dienerschaft müssen sich auf Veränderungen einstellen und ein neues Kapitel aufschlagen, damit die nächste Generation Downton Abbey in die Zukunft führen kann.
Zwischen Abschied und Neubeginn
Mit der „Dowager Countess“ Violet Crawley hat Maggie Smith in sechs Staffeln, fünf Weihnachtsspecials und zwei Kinofilmen eine Figur geprägt, die längst zum unerschütterlichen Rückgrat von Julian Fellowes’ gefeiertem ITV-Drama geworden ist. Ihr Tod am Ende von Downton Abbey: A New Era im Jahr 2022 markierte nicht nur einen emotionalen Wendepunkt für die Serie, sondern schien auch das natürliche Ende einer Ära einzuleiten.
Smith selbst ist 2023 im Alter von 89 Jahren verstorben, und dennoch kehren die Bewohnerinnen und Bewohner von Downton Abbey noch einmal zurück, um Abschied zu nehmen – und die Frage stellt sich, ob es ein Downton Abbey ohne sein Herzstück überhaupt geben kann. Überraschenderweise lautet die Antwort: ja. Violet mag physisch nicht mehr anwesend sein, doch ihre Präsenz hallt in jeder Szene nach, ihr Porträt blickt streng auf die große Halle herab, und ihre Haltung durchdringt die zahlreichen Handlungsstränge.
Die Crawleys und ihr Gefolge haben in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten so viele Schicksalsschläge, Triumphe und gesellschaftliche Umbrüche erlebt, dass auch ohne Violet genug bleibt, um das Publikum zu fesseln. Lady Mary (Michelle Dockery), inzwischen geschieden von Rennfahrer Henry Talbot, ist als „gesellschaftliche Außenseiterin“ abgestempelt. Eine geschiedene Frau, um Himmels willen! Sie wird prompt von Joely Richardsons Lady Petersfield von einer Party geworfen. Lady Grantham (Elizabeth McGovern) trauert um ihre Mutter und hofft, mit dem Erbe die jüngste Finanzkrise von Downton zu bewältigen. Doch die Rückkehr ihres Bruders Harold (Paul Giamatti) in Begleitung des zwielichtigen Finanzberaters Gus (Alessandro Nivola) bringt alles andere als Entlastung.
Lord Grantham (Hugh Bonneville) schimpft derweil über alles und jeden: von progressiven Einflüssen über ungeliebtes Fremdes („Ich bin Engländer, und ich danke Gott dafür!“) bis hin zum Gedanken, sein Londoner Stadthaus verkaufen und in eine Wohnung ziehen zu müssen. Lady Merton (Penelope Wilton) wiederum bündelt ihre Energie in die Modernisierung der Landwirtschafts-Ausstellung und legt sich mit Sir Hector (Simon Russell Beale, herrlich verklemmt) an, während Lady Edith (Laura Carmichael) endlich zu sich selbst findet und in einer fulminanten Szene einem unverschämten Widersacher die Stirn bietet.

Unten in den Dienerquartieren
Auch die Belegschaft hat mit Umbrüchen zu kämpfen. Mrs. Patmore (Lesley Nicol) denkt über den Ruhestand nach, während Butler Carson (Jim Carter) sich vehement dagegen wehrt, jemals das Polieren des Silbers abzugeben. Daisy (Sophie McShera) ist nun mit Butler Andy (Michael Fox) verheiratet und tritt als neue Küchenherrin auf – Ente zum Abendessen inklusive. Barrow (Robert James-Collier), jetzt Kammerdiener und heimlicher Liebhaber des Schauspielers Guy Dexter (Dominic West), taucht ebenfalls wieder auf, und sogar Noël Coward (Arty Froushan) hat hier einen Auftritt. Das ist eine charmante narrative Wendung, die perfekt zum Ensemble passt.
Natürlich lebt der Film von Nostalgie. Für Neulinge ist es fast unmöglich, allen Charakteren, Nebenhandlungen und subtilen Anspielungen zu folgen. Hier gilt die Regel: Wer noch nie eine Folge gesehen hat, wird sich wie ein Adliger fühlen, der sich in einem Supermarkt verlaufen hat. Für alle anderen bietet dieser letzte Teil jedoch genau das, was man sich wünscht: ein herzliches Wiedersehen mit geliebten Charakteren, britischem Humor, bissigen Kommentaren und der gewohnten Kombination aus Herz, Eleganz und Gesellschaftskritik.
Es ist ein Abschied, der sich wie ein großes Familienfest anfühlt. Das Drehbuch beschäftigt sich bewusst mit dem Thema Vergänglichkeit, mit der Übergabe von Erbe und Verantwortung, mit dem Gefühl, dass selbst die prächtigsten Anwesen nicht gegen den Lauf der Zeit immun sind. Das ist zwar nicht sehr subtil, aber wirkungsvoll. Und so gelingt es einen Abgesang zu schaffen, der jede Figur – egal ob Hoch- oder Niedriggestellte – noch einmal ins Rampenlicht rückt, bevor sich der Vorhang endgültig schließt.
Fazit: Julian Fellowes und Simon Curtis haben verstanden, was die Fans wollten: noch einmal in diese Welt voller britischer Eigenheiten und liebgewonnener Charaktere eintauchen. Downton Abbey – Das große Finale ist kein perfekter Film, aber ein würdiger Abschluss. Mit Wohlfühlcharme und einer Prise Melancholie verabschiedet er sich von einer Ära – und lässt uns wehmütig mit einem Lächeln und einem Tränchen im Auge zurück.
Film Bewertung 7 / 10