Genre: Thriller / Drama | Produktion: USA 2022 | Laufzeit: ca. 122 Minuten | Regie: Olivia Wilde
Mit: Florence Pugh, Harry Styles, Chris Pine, Olivia Wilde, Gemma Chan u.a
Inhalt: Alice (Pugh) und Jack (Styles) sind glücklich verheiratet und bis über beide Ohren verliebt und leben in einer abgelegenen Unternehmenssiedlung in der Wüste. Doch Alice beginnt zu vermuten, dass mit dem Unternehmen Victory und seinem charismatischen Gründer Frank (Pine) etwas nicht in Ordnung ist.
Olivia Wildes Regiedebüt „Booksmart“ ist ein entzückendes Teenager-Porträt, das die Erwartungen des Zuschauers immer wieder auf lustige Weise unterläuft. Der Nachfolger ist weitaus ambitionierter und es fällt schwerer, sich sofort darauf einzulassen. Die gute Nachricht ist, dass er wesentlich ehrgeiziger ist und durch eine außergewöhnliche Leistung von Florence Pugh getragen wird.
Der Film beginnt in der scheinbar als ideal empfundenen Gemeinde Victory, einer Firmenoase inmitten einer unwirtlichen Wüste, wo die Männer tagtäglich arbeiten und die Frauen zu ihrer Unterstützung da sind. Alice (Pugh) und ihr Ehemann Jack (Harry Styles) haben großes vor und verbringen ihre Abende auf Partys mit Kollegen und Freunden.
Blacklight bietet nicht viele Gelegenheiten um neue Action-Wege zu erkunden
Doch als Alices Freundin Margaret (KiKi Layne, underserved) einen Zusammenbruch erleidet und Alice die gleichen Symptome aufweist, wird klar, dass etwas faul ist. Warum hat sie einen Flugzeugabsturz gesehen, den niemand sonst bemerkt hat? Was hat das zu bedeuten? Im Hintergrund taucht Victory-Gründer Frank (Chris Pine) auf, das Aushängeschild des ganzen Ortes, der Alice herauszufordern scheint, ihre Suche fortzusetzen.
Es ist ein außergewöhnliches Stück World Building, bei dem Wilde und Kameramann Matthew Libatique die sonnengetränkten Pastelltöne der Jahrhundertmitte einfangen und es gleichzeitig schaffen, etwas Düsteres und Bedrohliches unter der Oberfläche anzudeuten. Es gibt offensichtliche Anspielungen, von Das Tal der Puppen über Die Frauen von Stepford bis hin zu den klaren Strukturen und hellen Farben von Wie angelt man sich einen Millionär.
Die Geschichte ist nicht immer vollständig ausgearbeitet
Pugh, mit perfekt frisierten oder zerzausten Haaren und großen Augen, scheint mitten in dieses Paradies zu gehören – zumindest bis sie alles aus den Angeln hebt. Ihre Darstellung, in der das Misstrauen auf- und abnimmt und ihre Verzweiflung wächst, ist ausgezeichnet.
Ticket ins Paradies ist eine amüsante und willkommene Flucht aus der Realität
Und Styles ist solide in der weniger anspruchsvollen Rolle des Ehemanns, aber es steht außer Frage, dass dies ihr Film ist, und alle anderen nur zur Unterstützung anwesend sind. Die Geschichte strotzt nur so vor großen Ideen. Sie reicht von einer Kritik an der kapitalistischen Rhetorik und der Familie bis hin zu Fragen der Zwangskontrolle und sogar der zunehmenden Online-Radikalisierung.
Sie ist jedoch nicht immer vollständig ausgearbeitet. Es geht um Kinder, die dazu benutzt werden, um Frauen zu bändigen. Und es geht um Fragen der weiblichen Mitverantwortung innerhalb des Patriarchats, die nicht so recht zusammenpassen wollen.
Am Ende bleibt das Gefühl zurück, dass etwas unausgesprochen und unbeantwortet bleibt
In der Tat fehlt es dem gesamten letzten Akt an Zusammenhang. Die Enthüllungen, die kommen, fühlen sich weniger weltbewegend an, als sie sollten. Vielleicht, weil wir gegenüber Frauenfeindlichkeit desensibilisiert sind, so dass das, was kommt, gleichzeitig zu vertraut und zu abwegig ist.
Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass nach einem langsamen Aufbau, der sich in Details und den sich allmählich ausbreitenden Rissen in Alices Psyche verliert, die Ereignisse zu schnell ablaufen, als dass sie sich so persönlich oder so nah wie die vorherigen Geschehnisse anfühlen.
Wir wünschen uns eine Konfrontation, die Alice nie ganz bekommt, und ein Gefühl des Abschlusses, das sich nie einstellt. Das mag Wildes Absicht sein – schließlich geht es hier um verworrene Fragen und undurchsichtige Mächte, welche weit über das einzelne Individuum hinausgehen. Doch am Ende hat man das seltsame Gefühl, dass etwas unausgesprochen und unbeantwortet bleibt.
Fazit: Florence Pugh ist großartig, während sich Wilde selbstbewusst an ein umfangreicheres Thema und ein größeres Budget heranwagt und dabei einen eleganten, bildschönen Film abliefert. Die Punktlandung gelingt nicht ganz, aber der Flug bis dahin ist sehr eindrucksvoll.
Film Bewertung 7 / 10