Inhalt: Leo (Eden Dambrine) und Rémi (Gustav de Waele) sind beste Freunde – nichts kann sie auseinander bringen. Solange nicht, bis die Schulpolitik und voreingenommene Mitschüler alles in Frage stellen, was sie je über sich und ihre Beziehung dachten. Als es zu einer dramatischen Entwicklung kommt, wird hinterfragt, was es bedeutet, ein junger Mensch zu sein.
Film Kritik
In Lukas Dhont’s Close, das die innige Freundschaft zweier 13-jähriger Jungen und die gravierenden Auswirkungen ihrer Trennung aufgrund homophober Gleichaltriger porträtiert, werden Schmerzen und Verletzlichkeit des Erwachsenwerdens mit erschütternden Auswirkungen auf das Leben dargestellt.
Die jungen Darsteller sind in ihrem Schmerz herzzerreißend und entlarvend – es ist schwer, so tiefe Emotionen zu vermitteln, ohne dabei auch nur einen Hauch von Glaubwürdigkeit zu verlieren. Dhont war schon immer fasziniert von den inneren Konflikten, die wir mit uns selbst ausfechten, nicht erst seit seinem kontroversen, aber beeindruckenden Spielfilmdebüt Girl von 2018 (über ein transsexuelles Teenager-Mädchen, das Ballerina werden will).
Und doch gelingt es ihm irgendwie, eine gewisse Leichtigkeit in „Close“ zu vermitteln, während die Jungs durch Blumenfelder rennen und das Gute im Alltäglichen suchen, selbst wenn die Realität in dieser Welt aus den Fugen zu geraten droht.
Close bietet Poesie innnerhalb einer erschütternden Geschichte
Eden Dambrine spielt Leo mit zauberhafter Unschuld, während Gustav De Waele in der Rolle seines besten Freundes Rémi voller Schmerz und Zärtlichkeit agiert. Dhont vermeidet unnötige Gewalt und vertraut stattdessen darauf, dass sein Publikum zwischen den Zeilen lesen und Mitgefühl mit den Charakteren haben wird. Sie durchleben einen Kummer, den man nur zu gut kennt, selbst wenn man kein 13-jähriger Junge mehr ist.
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Was Close so besonders macht, ist die außergewöhnliche Poesie, die er in einer so erschütternden Geschichte findet. Sie findet sich in der Bildsprache frischer weißer Hemden, mohnroter Schlafzimmer und buttergelber Sonnenstrahlen, in den ewigen Verbindungen zwischen Müttern und Söhnen und den leider viel zu seltenen Momenten der Verletzlichkeit, wenn wir Väter zu sehen bekommen.
Wenn man Schwäche als etwas Positives akzeptiert, dann bleibt am Ende die Hoffnung
In manchen Momenten erinnert der Film an Charlotte Wells‘ „Aftersun“ – in beiden Filmen gibt es Figuren mit „Gips“, was scheinbar als eine Art Code für die innere Zerrissenheit der Jugendlichen fungiert. Ein simples, schönes Beispiel für eine der vordergründigen Regie (Spiel-)Regeln: „zeigen-nicht-erklären“.
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Wenn man Schwäche als etwas Positives akzeptiert, dann bleibt am Ende die Hoffnung, dass die Wunden mit der Zeit heilen können. Manche zögern vielleicht, über die enorme psychische Belastung von Teenagern zu sprechen, aber Filme wie Close bieten so etwas wie einen „Rettungsanker“ – etwas, das man erforschen und wertschätzen sollte.
Fazit: Irgendwie bringt Close es fertig, sich trotz einer erschütternden Geschichte seinem Publikum anzunähern und uns etwas zu hinterlassen, das ebenso mutig wie liebevoll ist. Es besteht Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Film Bewertung 8 / 10