AFTER THE HUNT ist ein fesselnder Thriller über Macht, Loyalität und verdrängte Vergangenheit. Im Mittelpunkt steht eine College-Professorin (Julia Roberts), die sich an einem persönlichen wie beruflichen Scheideweg wiederfindet. Als ihre begabteste Studentin einen Kollegen der sexuellen Übergriffigkeit beschuldigt, gerät sie selbst ins Zentrum der Ereignisse – denn plötzlich droht ein düsteres Geheimnis aus ihrer eigenen Vergangenheit ans Licht zu kommen.
Starbesetzung in einem dichten Psychothriller
In den Hauptrollen sind Ayo Edebiri, Andrew Garfield, Julia Roberts, Chloë Sevigny und Michael Stuhlbarg zu sehen – ein Ensemble, das feinste Charakterarbeit verspricht. Regisseur Luca Guadagnino, bekannt für seine intensive Bildsprache in Filmen wie Call Me by Your Name und Bones and All, nimmt sich hier eines hochaktuellen Themas an: Machtmissbrauch in akademischen Strukturen und die Frage nach Schuld, Verantwortung und Wahrheit.
Guadagnino entfaltet diese Geschichte nicht als lineares Gerichtsspiel, sondern als psychologisches Geflecht, in dem Fragen nach Machtmissbrauch, Wahrheit und Interpretation zur Triebfeder des Dramas werden. Die Kamera richtet sich dabei weniger auf große Gesten als auf Zwischentöne: auf Blicke, auf Schweigen, auf die feinen Verschiebungen in einer Gesprächssituation. Schon der erste Trailer deutet an, dass die Räume – Klassenzimmer, Hörsäle, Büros – zu eigentlichen Kampfarenen werden.
Guadagnino zwischen Sinnlichkeit und Suspense
Bekannt geworden mit der sinnlichen Melancholie von Call Me by Your Name und zuletzt in Challengers als Meister der Körperdramaturgie gefeiert, verschiebt Guadagnino in After the Hunt seinen Fokus auf das Intellektuelle. Dennoch bleibt die Handschrift unverkennbar: die sorgfältige Bildkomposition, die subtile Spannung, die Nähe zu seinen Figuren. Verglichen mit Suspiria (2018), in dem er bereits Macht Strukturen in einem Mikrokosmos sezierte, wirkt After the Hunt wie eine akademische Schwester. Auch hier geht es um Rituale, Hierarchien und darum, wie Wahrheit verhandelbar wird – nur diesmal ohne Tanz, sondern mit Worten und Blicken.
Mit After the Hunt könnte Guadagnino seine bisherige Themenpalette – Begehren, Abhängigkeit, die Zwiespältigkeit von Beziehungen – in eine neue Form überführen. Statt körperlicher Leidenschaft rückt er die Macht der Sprache und die zerstörerische Kraft von Vorwürfen in den Vordergrund. Ob sich der Film stärker an das psychologische Kammerspiel anlehnt oder als akademischer Thriller inszeniert ist, bleibt abzuwarten. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass After the Hunt in seinem Werk als Brücke funktioniert: zwischen dem sinnlich-ästhetischen Guadagnino und dem intellektuell-analytischen.
Das Drehbuch stammt von Nora Garrett, die auch als Executive Producerin fungiert. Produziert wurde AFTER THE HUNT von Brian Grazer, Luca Guadagnino, Jeb Brody und Allan Mandelbaum. Neben Karen Lunder und Justin Wilkes sind Alice Dawson und Nora Garrett als ausführende Produzenten beteiligt. Für den Score konnte niemand Geringeres als das Oscar®-prämierte Duo Trent Reznor & Atticus Ross gewonnen werden, deren Musik dem Film eine zusätzliche emotionale und atmosphärische Ebene verleiht.