Neustart mit Mitte 40? Wilma will genau das – und noch viel mehr. Fritzi Haberlandt ist eine schauspielerische Wucht in dieser außergewöhnlichen und genau beobachteten Tragikomödie über eine Frau mit vielen Talenten und noch mehr Zertifikaten, die sich nach den Tumulten der Nachwende-Zeit neu erfinden muss.
Der Regisseurin Maren-Kea Freese ist mit WILMA WILL MEHR ein Film über die Lebensrealitäten nach der Mauer-Öffnung und die Möglichkeiten des Neuanfangs gelungen, wie ihn das deutsche Kino in dieser Frische und charmanten Authentizität selten hervorbringt.

Zwischen Walzer und Elektro-Installationen
Elektrikerin, Maschinistin, Obst-Expertin, Optimistin: Wilma (Fritzi Haberlandt) ist eine Frau mit vielen Talenten, zahllosen Zertifikaten und palettenweise Enttäuschungen. Bis Ende der 90er-Jahre hat sie im Lausitzer Braunkohlerevier gelebt. Als aber ihr Mann mit einer anderen Frau splitterfasernackt Spaghetti kocht und ihr der Job im Baumarkt gekündigt wird, verlässt Wilma fluchtartig ihre Heimat Richtung Wien. Mit Mitte 40 muss sie hier quasi bei Null anfangen und landet schnell auf dem Handwerkerstrich.
Bald schon repariert sie sich durch den Wiener Speckgürtel, landet in einer linken Bohemian-WG, wird Fachfrau für Reparaturen aller Art und sogar Lehrerin in einer Traditions-Tanzschule. Zwischen Walzer und Elektro-Installationen entdeckt Wilma ein Gefühl, das sie längst vergessen hatte: verliebt sein, glücklich sein, die aufgeregte Hoffnung auf etwas Neues. Hineingeworfen in die Unsicherheiten einer Zukunft, in der alles möglich ist, wird Wilma ein anderer Mensch.
WILMA WILL MEHR ist eine charmante, einfühlsam beobachtete und mit schrägem Humor erzählte Tragikomödie, die ebenso genau in der Wirklichkeitsdarstellung ist wie sie in ihrer hoffnungsvollen und berührenden Melancholie optimistisch bleibt.