THE UGLY STEPSISTERS

Mit THE UGLY STEPSISTER liefert Emilie Blichfeldt ein eindrucksvolles Spielfilmdebüt ab, das auf dem Sundance Film Festival in der begehrten Midnight Section gefeiert wurde und auf der 75. Berlinale mit Standing Ovations für Aufsehen sorgte. Die norwegische Regisseurin und Drehbuchautorin verwandelt das klassische Aschenputtel-Märchen in einen Albtraumhaften Body-Horror, der tief unter die Haut geht – wortwörtlich.

Im Zentrum der Geschichte steht Elvira, gespielt von Newcomerin Lea Myren, die in ihrer ersten Filmrolle eine bemerkenswerte Bandbreite zeigt. Elvira ist das genaue Gegenteil ihrer makellos schönen Stiefschwester Agnes, verkörpert von Thea Sofie Loch Næss (The Last Kingdom). Während Agnes mühelos die Aufmerksamkeit des begehrten Prinzen Julian (Isac Calmroth) auf sich zieht, bleibt Elvira nur der Schatten. Doch statt sich mit der Nebenrolle zufrieden zu geben, nimmt sie das Ruder selbst in die Hand – und überschreitet dabei jede Grenze.

Ein feministischer Albtraum im Glitzerkleid: Emilie Blichfeldts Debütfilm provoziert mit Stil und Substanz

Blichfeldts Film ist durchzogen von blutgetränkten Symbolen, surrealem Wahn und verstörenden Metamorphosen. Die Body-Horror-Elemente dienen hier nicht dem Selbstzweck, sondern stützen eine kluge, bissige Gesellschaftsanalyse. Schönheit wird zur Währung, der weibliche Körper zur Projektionsfläche eines krankhaften Ideals. In diesem Kontext ist THE UGLY STEPSISTER weniger Märchenverfilmung als vielmehr feministische Horrorparabel, die sich tief mit den Themen Selbstwahrnehmung, toxische Weiblichkeitsbilder und dem absurden Streben nach Perfektion auseinandersetzt.

Unterstützt wird Myrens starker Auftritt von der eindrucksvoll düsteren Performance von Ane Dahl Torp (The Wave) als kaltherzige Mutterfigur. Visuell bewegt sich der Film zwischen barockem Pomp und grotesker Körperlichkeit. Der Stil erinnert an frühe Werke von Yorgos Lanthimos oder Julia Ducournau, bleibt aber immer eigenständig. THE UGLY STEPSISTER ist ein mutiges, kompromissloses Debüt, das den Spagat zwischen Arthouse-Horror und gesellschaftskritischem Märchen meistert. Emilie Blichfeldt entwirft ein erschreckend aktuelles Bild unserer Schönheitsbesessenheit – mit Skalpell statt Zauberstab.

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