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Chris Pratt mit einem Maschinengewehr im Anschlag

Erscheinungsdatum | Ab 02. Juli 2021 auf Amazon Prime Video | Laufzeit: ca. 138 Minuten | FSK: Ab 16 Jahren

Regie: Chris McKay | Mit: Chris Pratt, J.K Simmons u.a


Story: Der ehemalige Soldat und heutige Wissenschaftslehrer Dan Forester (Pratt) wird Zeuge einer Ankunft von Menschen, die als Zeitreisende aus der Zukunft kommen. Sie rekrutieren Menschen aus der Vergangenheit, um in einem zukünftigen Krieg gegen Aliens zu kämpfen. Als Forester einberufen wird, liegt das Schicksal des Krieges in seinen Händen.

© Amazon Prime Video / Paramount Pictures

Film Kritik:

von Ilija Glavas

Protzige Action und etwas Humor reichen nicht aus

Chris McKay`s erster Film als Regisseur war The Lego Batman Movie, ein Film, der DC`s ernsten Superhelden auf urkomische Weise zeigte, indem er ihn in ein prahlerisches, Mikrowellen-Hummer-essendes Plastikspielzeug mit Sätzen wie „Ich habe auch riesige Brustmuskeln und ein Neuner-Pack“ verwandelte. 

Es war ein animierter Actionfilm -für Kinder -gespickt mit Parodie und Satire. McKays erster Live-Action-Film ist nicht ganz dasselbe: Es ist ein großer, stümperhafter, CGI-lastiger Action-Science-Fiction-Film, der eher innerhalb als außerhalb seines Genres funktioniert. 

The Tomorrow War ist nicht ganz ohne Humor. Aber genau wie seine lauten, protzigen Action-Sequenzen, fühlt er sich so an, als sei er für ein möglichst breites (Kino-) Publikum gemacht. Auf eine Art und Weise, die dieses ungewollt entfremden könnte.

© Amazon Prime Video

Chris Pratt gelangt schauspielerisch an seine Grenzen

Sinnbildlich für diese Spannung ist Chris Pratt, dessen Charakter ein nicht mehr ganz so typischer Action-Star ist: gutaussehend und kräftig gebaut, aber es fehlt ihm an etwas Unverwechselbarem oder Überzeugendem, mit dem wir uns identifizieren können. 

Pratt verkauft die ex-militärische Seite seines Charakters mühelos (es erinnert an seine frühe Rolle in Zero Dark Thirty), aber er überzeugt nie ganz in seiner späteren Karriere als nerdiger Wissenschaftslehrer. Wenn ihm im Guardians-Universum freie Hand gelassen wird, um kluge Sprüche zu klopfen und die Augenbrauen zu wölben, ist er elektrisierend. Wenn er, wie hier, effektiv der „Straight Guy“ ist, wird sein natürliches Charisma ein wenig getrübt. Es scheint eine Unsicherheit zu geben, welchen Ton er treffen soll.

Manchmal ist es z.B. erdrückend ernst: Pratt wird mit Vaterschaftsproblemen konfrontiert, um ein Maximum an emotionaler Motivation zu erreichen – als ob die Auslöschung der Menschheit nicht schon genug wäre, um ihn aus dem Bett zu bekommen. 

© Amazon Prime Video

Ein mittelprächtiges Drehbuch und klischeebehaftete Dialoge erschweren die Reise

Die Dialoge sind voller Klischees („Du und ich-wir werden diese Welt retten-gemeinsam“), schwärmt Pratt an einer Stelle), ohne dass es jemals gelingt, die nötige Ironie oder Selbsterkenntnis einzustreuen, um das Ganze zu versüßen. Sam Richardson, bekannt aus „Veep“ und „I Think You Should Leave“, bringt etwas kindhaftes, naives in seinen Sidekick Charlie („Ich glaube, wir werden beste Freunde“, sagt er an einer Stelle völlig ernsthaft zu Pratts Figur) .

Und es ist unbestreitbar erfrischend zu sehen, wie nicht-militärische Beta-Typen in den zukünftigen Krieg eingezogen werden. Aber die Trefferquote beim Humor ist alarmierend niedrig. Die laut und teuer gedrehte Action hat ihre Momente und ist eigentlich für die große Leinwand gemacht. Ein Abstieg in Zeitlupe in eine apokalyptische Alien-Landschaft ist ein Highlight, auch wenn man das CG-Rendering dahinter spürt. Pratt genießt eindeutig die Gelegenheit, mindestens eine Cool-Guy-Explosion zu haben. Aber die Aliens hier haben nichts an sich, was wir nicht schon einmal gesehen haben.

Sie schlittern und kreischen auf die Leinwand, als wären sie das Produkt einer Liebesnacht von Venom und den Mimics aus Edge Of Tomorrow. Mit einem letzten Akt, der auf einem Gletscher spielt, friert auch endgültig das Tempo ein. Es ist ungefähr eine halbe Stunde länger als es sein sollte. Selbst in diesem finalen Akt gibt es Hoffnungsschimmer eines vielversprechenderen Films, der genau so verpufft, wie die lila Alien Wolke.

© Amazon Prime Video

Fazit: Trotz seiner wilden Prämisse:  Chris Pratt geht in die Zukunft, um Aliens zu bekämpfen- ist The Tomorrow War, dank seines mittelmäßigen Drehbuchs und klischeebehafteten Dialogen -meist nur ein aufgeblasenes Blockbuster-Business as usual . Die durchaus Vorhandenen ernsten Themen, werden nicht vertieft, die Charaktere bleiben blass und die Logiklöcher sind selbst für das Sci-Fi Genre, zu groß.

Wer sich allerdings mit viel Bombast und noch mehr CGI, im Stil eines Videospiels unterhalten lassen möchte, wo sich die Figuren von Endgegner zu Endgegner ballern -ohne die Logiklöcher zu hinterfragen, bekommt genau was er sucht. Wertung: 5 / 10


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