Inhalt: Es könnte nicht besser laufen für den New Yorker Anwalt Peter (Hugh Jackman). Die Karriere lässt keine Wünsche offen und er ist glücklich mit seiner Partnerin Beth (Vanessa Kirby). Das ändert sich schlagartig, als eines Tages seine Ex-Frau Kate (Laura Dern) vor der Tür steht. Sie ist voller Sorge um ihren gemeinsamen Sohn Nicholas (Zen McGrath).
Er schwänzt die Schule, ist verstört und wie ausgewechselt. Er will auch nicht mehr länger bei seiner Mutter leben. Peter nimmt seinen Sohn bei sich auf und kümmert sich hingebungsvoll um ihn. Kate und Peter sind entschlossen alles zu tun, um ihrem Sohn zu helfen. Doch wird das für einen Neuanfang reichen?
Die erste Verfilmung eines seiner eigenen Theaterstücke ist eine der bemerkenswertesten Darstellungen von Alterungserscheinungen, die das Kino hervorgebracht hat. In „The Father“ versetzte Florian Zeller die Zuschauer auf bewegende und erschreckende Weise in den Kopf eines Mannes, der an Demenz erkrankt, wobei sich die Realität ständig in einer Weise verändert, mit der weder er noch die Zuschauer Schritt halten können.
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The Son ist eine weitere Adaption eines Bühnenstücks von Zeller (The Mother, das noch nicht adaptiert wurde, vervollständigt diese Bühnentrilogie). Es ist eine weitere bewegende Geschichte, auch wenn die Anteilnahme mehr aus der Prämisse resultiert als aus der erzählerischen Leistung. Die Geschichte ist vertraut, solide erzählt und gut gespielt, aber ohne die bemerkenswerte Kreativität von The Father.
Hugh Jackman erinnert alle daran, was für ein hervorragender Schauspieler er ist, und zwar in seiner stärksten Rolle seit Jahren. Er spielt Peter, einen erfolgreichen Anwalt aus Manhattan, der mit seiner neuen Frau Beth (Vanessa Kirby) ein neues Kind hat.
The Son ist zwar nicht völlig theatralisch, ist aber merkwürdig melodramatisch inszeniert
Seine erste Frau Kate (Laura Dern) – die er für Beth verlassen hat – und sein Sohn Nicholas (Zen McGrath) im Teenageralter halten ihn davon ab, sein Leben zu leben. Nicholas hat große Probleme mit seiner psychischen Verfassung, er kann nicht zur Schule gehen und ist dauerdeprimiert.
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Er bittet darum, bei seinem Vater wohnen zu dürfen. Beide hoffen, dass sich dadurch alles zum Guten wendet, aber Nicholas‘ Gesundheitszustand verschlechtert sich immer mehr. Es gibt einige wunderschöne Szenen mit Nicholas und Peter, in denen sie sich zu verstehen versuchen, und ein kurzer Auftritt von Peters Vater (Anthony Hopkins) gibt Peters Sicht auf seinen Sohn einen interessanten Rahmen.
Allerdings ist das meiste davon merkwürdig melodramatisch inszeniert. Zwar ist der Film nicht völlig theatralisch, aber er hat doch einen gewissen künstlichen Charakter. Zeller drückt bei den emotionalen Momenten so sehr auf das Gaspedal, um den größtmöglichen Schmerz hervorzuheben, aber das wirkt eher abschreckend als berührend.
Eine überflüssige, schwerfällige Schlusspointe
Nicholas verliert sich in großen Reden und drückt seine Qualen in langen, ernsten Monologen aus, die nicht unbedingt spontan klingen. Die Figuren verhalten sich oft so, wie sie sich verhalten sollen, um die Geschichte voranzutreiben, und nicht so, wie es glaubhaft wäre.
So schimpft Beth, die immer nur nett zu Nicholas war, plötzlich über ihn und das in einer Wohnung, in der sie offensichtlich belauscht werden kann. Das wohlhabende Ehepaar Peter und Kate (Manhattan) kennt sich in Sachen Therapie bemerkenswert wenig aus. Das alles ist ein wenig zu selbstverständlich, und je länger der Film dauert – und das tut er in der Tat -, desto mehr scheint es, als sei dieser Kunstgriff eine bewusste Entscheidung, um die ganze Welt so unaufrichtig und unbehaglich zu machen, wie sie aus Nicholas‘ Sicht ist.
The Father | Film Kritik | 2021
Am cleversten ist die Art und Weise, wie Zeller das Ende des Films wie einen Fluch über uns schweben lässt. Schon früh wird angedeutet, in welche Richtung der Film abdriften könnte, aber er lässt viele mögliche Wege offen, auf denen sie sich entfalten könnten. Wenn aber dann das Ende kommt, ist es gleichzeitig schockierend und unendlich naheliegend.
Es ist ein Jammer, dass Zeller es nicht einfach dabei belassen hat, und stattdessen eine schwerfällige Schlusspointe einbaut. Wie so vieles in diesem Film wären auch hier die Wirkung stärker gewesen, wenn man sich ein wenig zurückgehalten hätte.
Fazit: Der Nachfolger von The Father, der von einer hervorragenden Besetzung gespielt wird und einige schöne Momente hat, fühlt sich dennoch weniger ausgereift und nicht mehr so souverän an.
Film Bewertung: 6 / 10