DIE ODYSSEE

Wer ein IMAX-Kino besucht hat, um Avatar: Fire And Ash zu sehen, wurde möglicherweise mit einer besonderen Zugabe überrascht: einer rund fünfminütigen Vorschau auf The Odyssey, den nächsten Film von Christopher Nolan.

Für alle, die diesen exklusiven Moment verpasst haben, gibt es nun Entwarnung. Der erste offizielle Trailer ist online erschienen und liefert einen ebenso wuchtigen wie geheimnisvollen Vorgeschmack auf Nolans Nachfolger zu Oppenheimer. Zwar handelt es sich dabei nicht um die komplette, im Kino gezeigte Fassung, doch schon diese Version macht deutlich, warum The Odyssey jetzt schon als einer der meistdiskutierten Filme des Kinojahres 2026 gilt.

Nolan nimmt sich nichts Geringeres vor als eine Neuinterpretation von Homers jahrtausendealtem Epos und übersetzt die Odyssee des Odysseus in monumentales, physisch spürbares Kino.

©️ Universal Pictures Germany

Nolan trifft Homer: Mythos mit maximaler Wucht

Die Geschichte ist eine der ältesten der Menschheitsgeschichte. Odysseus kehrt nach dem Trojanischen Krieg nicht direkt nach Hause zurück, sondern irrt jahrzehntelang über die Meere, konfrontiert mit Monstern, Göttern, Versuchungen und seiner eigenen Erschöpfung. Nolan inszeniert diese Reise nicht als distanziertes Historienepos, sondern als existenziellen Überlebenskampf, der sich über Kontinente und Ozeane spannt. Im Zentrum steht Matt Damon als Odysseus, ein Mann, der verzweifelt versucht, zu seiner Frau Penelope und seinem Sohn Telemachos zurückzufinden.

Der Trailer vermittelt sofort das typische Nolan-Gefühl von physischer Schwere. Wasser, Schlamm, Stein und Feuer wirken greifbar, fast bedrohlich real. Jede Einstellung suggeriert, dass hier nichts leichtfüßig oder beiläufig erzählt wird. Es ist Kino, das Gewicht hat. Kurz zu sehen ist auch Benny Safdie als Agamemnon, mit Helm und martialischer Präsenz, während andere hochkarätige Cast-Mitglieder wie Robert Pattinson, Zendaya, Lupita Nyong’o, Charlize Theron oder Jon Bernthal bewusst ausgespart bleiben. Der Fokus liegt nicht auf Namen, sondern auf Atmosphäre, Maßstab und Mythos.

Matt Damon als Odysseus in Nolans neuem Film Die Odyssee.
Matt Damon als Odysseus in Nolans neuem Film Die Odyssee. © Universal Studios All Rights Reserved

Bilder von archaischer Kraft

Visuell setzt der Trailer klare Akzente. Weite, sturmgepeitschte Landschaften, tosende Meere, dunkle Höhlen und ikonische Motive wie das Trojanische Pferd verdichten sich zu einem Eindruck von archaischer Gewalt und unaufhaltsamer Bewegung. Besonders eindrücklich ist ein Moment, der kaum Zweifel lässt, dass Nolan keine Scheu vor dem Fantastischen hat.

Ein gigantischer Zyklop tritt aus der Dunkelheit einer Höhle. Keine ironische Brechung, keine Distanz. Nur rohe Bedrohung. Dass The Odyssey als erster Film vollständig mit IMAX-Kameras gedreht wurde, ist dabei mehr als ein technisches Detail.

Der Trailer lebt von seiner räumlichen Tiefe, von Bildern, die offensichtlich für die größtmögliche Leinwand konzipiert wurden. Nolans Anspruch, das Kino als physisches Erlebnis zu begreifen, wird hier konsequent weitergedacht.

Ein Ereignisfilm mit historischem Anspruch

Alles deutet darauf hin, dass The Odyssey weniger eine klassische Literaturverfilmung als vielmehr ein filmisches Ereignis werden will. Nolan verbindet eine der ältesten überlieferten Geschichten mit den Mitteln modernster Kinotechnik und seiner eigenen, unverkennbaren Handschrift. Gigantische Action, globale Schauplätze und ein ernster, fast sakraler Ton verschmelzen zu einem Projekt, das bewusst nach Größe strebt.

Ob Nolan damit an die emotionale und erzählerische Wucht seiner bisherigen Werke anknüpfen kann, wird sich zeigen. Fest steht jedoch schon jetzt, dass The Odyssey nicht als vorsichtige Adaption gedacht ist, sondern als kompromissloses Epos. Ein Film, der Mythos nicht erklärt, sondern erlebbar machen will.

Am 16. Juli 2026 wird sich zeigen, ob Christopher Nolan erneut Kinogeschichte schreibt. Der erste Trailer legt zumindest nahe, dass diese Reise lang, gefährlich und alles andere als gewöhnlich wird.