Laufzeit: 111 Minuten
Release: 29.10.2020 (DE)
Regie/Drehbuch: Ryan Spindell
Stimmen aus dem Grab
Was erzählen einem die Toten, wenn sie von ihren Todesumständen berichten könnten? Bestatter Montgomery Dark (Clany Brown) scheint dies zu wissen, denn er sammelt die Geschichten derer, die er Balsamieren soll. Dabei scheint sich anzudeuten, dass Missetaten oft mit dem Tode bestraft werden. Schuld und Sühne. Wie moralisch vertretbar diese Ansicht ist, darüber lässt sich streiten. Ebenso über das Ekelpotential, welches „The Mortuary“ mit sich bringt.
Story:
Der unheimliche Leichenbestatter Montgomery Dark hat nicht nur einen außergewöhnlichen Namen. Auch die Hingabe hinsichtlich seiner Profession sowie die gespenstische Optik wirken auf seine Kunden etwas verstörend.
Dies hält allerdings Sam (Caitlin Custer) nicht davon ab, sich für eine freie Stelle im häuslichen Krematorium zu bewerben. Um ihr Darks Beziehung zum Tod zu verdeutlichen, erzählt er ihr einige grausige Geschichten, die zum Ableben seiner „Patienten“ geführt haben. Und auch Sam scheint nicht ganz so harmlos zu sein, wie es scheint…
Film Kritik
Von Georg Reinke
Geschichten aus der Gruft
Von Regisseur und Autor Spindell wird man noch nicht viel gehört haben, denn „The Mortuary“ ist sein erster Langfilm. Unglücklich, dass erst einige Monate zuvor mit „Scary stories to tell in the dark“ stilistisch ein ganz ähnlicher Horrorfilm erschien, welcher aus mehreren Kurzgeschichten besteht.
Daher ist ein Vergleich nicht weit und leider gelingt „The Mortuary“ auch nicht wirklich, die gleiche Qualität vorzuweisen. Dabei ist das Budget unerheblich, denn die Schwäche liegt viel mehr in den Mängeln des Grusel- bzw. Horrorfaktors. Die Idee gestaltet sich zunächst interessant, doch von Episode zu Episode werden die Geschichten nicht gruseliger, sondern ekelerregender.
Es scheint, als ob das Augenmerk mehr darauf lag, groteske Szenarien zu etablieren, als wirklich Spannung aufzubauen. Das gelingt eigentlich nur der ersten Geschichte.
Ekel statt Grusel
Die zweite Geschichte von einem Mann (Jacob Elordi), der durch ungeschützten Verkehr seine „gerechte“ Strafe erhält und selbst schwanger wird, ist ein interessantes moralisches Gerüst, wenn er sich denn nicht ununterbrochen übergeben oder ein widerlicher Schleim aus seinem Hintern seine Freunde bespritzen würde.
Die Krönung ist dann die Geburt durch den Penis.Und ähnlich ergeht es den anderen Geschichten; Körperzermatschen, Erbrechen und Blutspritzen ersetzen jeglichen Suspense. Einzig gegen Ende hin holt der Film noch ein wenig nach was er bis dahin verpasst hat, doch ist es dann bereits zu spät. Der Twist zum Schluss kann zwar kurzweilig überraschen, rückblickend betrachtet verfehlt er bei der zweiten Rekapitulation aber jegliche Logik.
Dramaturgisch ist die Idee der verschiedenen Episoden an sich wie gesagt interessant und sehenswert, aber ab einem gewissen Zeitpunkt hofft man nur noch darauf, dass die nächste besser sei. Schade.
Schönes Design
Positiv zu vermerken sind aber Setting und Kostüme. Da die Geschichten in teils verschiedenen Zeitperioden des 20. Jahrhunderts spielen, erhält man umfangreiche Designs von Häusern, Inneneinrichtungen und Kleidern sowie Requisiten.
Gelungen ist in der letzten Geschichte auch die Omnipräsenz des 80er Jahre Horrorfilms. Schnell fühlt man sich an Halloween oder Freitag der 13te erinnert, was nicht zuletzt an der innerfilmischen Serie liegt, die im Fernseher läuft.
Die visuelle Natur des Films ist trotz des geringen Budgets gut gelungen, dies gründet vor Allem auf den guten praktischen Effekten und unheimlichen Masken. Manchmal fühlt man sich im positiven Sinne an Del Toro erinnert, welcher visuell auch starke Inspirationsquelle für den Film gewesen sein wird. Verfeinert wird der Eindruck durch gute musikalische Einlagen, der rhythmische Sound passt sich dem optischen Erlebnis an.
Abbruch tut dahingehend das teilweise amateurhaft operierte CGI. An manchen Stellen sieht man, dass das verfügte Budget hierfür eingesetzt wurde, besonders gegen das Ende hin, weswegen auch kleiner Einwürfe besonders darunter leiden.
Auch das Schauspiel war abgesehen von Brown eher störend als bereichernd. Die meisten Protagonisten der Kurzgeschichten waren wenig überzeugend, zu flach und unglaubwürdig fielen diese aus.
Fazit:“The Mortuary“ leidet nicht an kleinem Budget, sondern kleinen Ideen. Wo man noch über schwache Animationen hinwegsehen kann, gelingt es nicht, Spannung und Horror effektiv zu generieren. Visuell gestaltet sich der Film als sehenswert, wenn der Ekelfaktor nicht so ausarten würde. Im letzten Drittel werden angesprochene Punkte zwar verbessert, doch ein erzwungener und unglaubwürdiger Twist versalzen die Suppe. Nicht gänzlich missglückt, doch eben auch kein Need to Watch.
Wertung: 5/10
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