THE FANTASTIC 4 - FIRST STEPS

Inhalt: Sie sind gezwungen, ihre Rollen als Superhelden mit der Stärke ihrer Familienbande in Einklang zu bringen und müssen die Erde vor einem gefährlichen Weltraumgott namens Galactus (Ralph Ineson) und seiner rätselhaften Begleiterin Silver Surfer (Julia Garner), verteidigen. Und wenn Galactus‘ Plan, den gesamten Planeten und jeden, der darauf lebt, zu verschlingen, nicht schon schlimm genug wäre, wird es plötzlich auch noch sehr persönlich.

©️ Marvel Deutschland

Von Familie, Zusammenhalt und unstillbarer Zerstörungswut

Auch wenn der Untertitel des neuesten Fantastic Four-Films so hartnäckig vertraut klingt, umweht ihn ein spürbarer Hauch von Déjà-vu. Nicht zuletzt deshalb, weil die mäßige Fortsetzung Fantastic Four: Rise Of The Silver Surfer aus dem Jahr 2007 bereits exakt dasselbe, erdbedrohende Terrain mit demselben (sehr, sehr) großen Bösewicht abdeckte. Doch obwohl man sich durchaus Sorgen machen könnte, wie ein weiterer Fantastic Four-Film überhaupt noch etwas Neues erzählen soll, wirkt dieser vierte Anlauf (eigentlich der fünfte, zählt man den nie veröffentlichten Roger-Corman-Film mit) wie ein Befreiungsschlag.

Und das liegt vor allem an zwei Faktoren: der brillanten Besetzung und dem mutigen Weltaufbau. Eine der größten Stärken der Marvel Studios war es schon immer, genau die richtigen Schauspieler für ihre Helden zu finden. Schließlich kennt das Studio die Essenz dieser seit Jahrzehnten bestehenden Comic-Figuren besser als jede andere Instanz – und hat ein Gespür dafür, welche Darsteller ihr Innerstes glaubhaft auf die Leinwand bringen. Also: Willkommen im MCU! Pedro Pascal spielt Reed Richards als sozial unbeholfenen, wortkargen Intellektuellen – eine Intelligenzbestie, die ihre Superkräfte am liebsten nutzt, um mit Kreide komplizierte Formeln bis in die entlegensten Winkel einer riesigen Tafel zu kritzeln.

Vanessa Kirby, die ehemalige The Crown-Prinzessin Margaret, verkörpert Sue Storm alias Die Unsichtbare mit einer intensiven Mischung aus Empathie und Stärke. Ihre mütterliche Energie verleiht ihr jene Präsenz, die sie endgültig zum mächtigsten Mitglied des Quartetts macht. Joseph Quinn, bekannt aus Stranger Things als Eddie Munson, befreit Johnny Storm vom Klischee des selbstverliebten Hitzkopfs. Stattdessen bringt er eine charmante Schrulligkeit ein – und eine Vorliebe für „nackte Weltraumfrauen“, besonders für Julia Garners frostig-kühle Silver Surfer.

Ebon Moss-Bachrach (The Bear) glänzt als Ben Grimm alias Das Ding. Sein „orange-steiniges“ Herz leuchtet dieses Mal nicht unter Selbsthass, sondern als humorvoller, gefestigter Anker der Gruppe. Diese Vier funktionieren nicht nur individuell, sondern auch als Ensemble: Ihre Chemie ist spürbar, ihr Zusammenspiel lebendig.

Pedro Pascal, Ebon Moss-Bachrach, Vanessa Kirby, and Joseph Quinn in The Fantastic Four: First Steps (2025)
Pedro Pascal, Ebon Moss-Bachrach, Vanessa Kirby, and Joseph Quinn in The Fantastic Four: First Steps (2025) © Marvel Studios/MARVEL STUDIOS – © 2025 20th Century Studios / © and ™ 2025 MARVEL.

Kein MCU-Ballast: Eigenes Universum, klarer Fokus

Ein kluger Schachzug ist die Entscheidung, die Geschichte einige Jahre nach der „kosmischen Turbulenz“-Story beginnen zu lassen. In flotten TV-Nachrichten-Montagen oder Rückblenden erleben wir das Team als bereits eingespielte Einheit eingebettet in die Popkultur des Retro New York– berühmt, gefestigt, effizient. Eine Superheldenfamilie, die sich der Kriminalitätsbekämpfung verschrieben hat – und der Welt zeigt, was möglich ist, wenn man zusammenhält. Besonders erfrischend: Dieser Fantastic Four-Film spielt in einem alternativen Universum.

Es gibt keine Avengers. Keine Guardians. Keine endlosen Querverweise auf Disney+ oder andere MCU-Filme. Stattdessen erleben wir eine in sich geschlossene Geschichte, die zugänglich, klar und fokussiert ist. Für viele Zuschauer dürfte dies die größte Erleichterung seit Jahren sein – und die willkommene Rückkehr zu einem MCU, das für sich stehen kann. Womit wir beim zweiten großen Pluspunkt wären: dem Weltenaufbau. Regisseur Matt Shakman (WandaVision) und sein Team erschaffen ein Manhattan, das sich anfühlt wie eine fantasievolle Kreuzung aus Mad Men und The Jetsons. Eine lebendige, futuristische Version der 1960er Jahre: fliegende Autos, analoge Technik, Raketen Launchpad – alles mit einem nostalgischen Touch, der sich niemals alt anfühlt.

So wie Tim Burtons Batman von 1989 Gotham City durch und durch stilisierte, so funktioniert hier der urbane Raum als Spiegel der Helden. Die Welt der Fantastic Four ist bunt, charmant, eigenständig – ein Setting, das man gar nicht wieder verlassen möchte. Schade also, dass das große Finale uns (und das Team) zwangsläufig im kommenden Avengers: Doomsday darüber hinaus katapultiert.

Fantastic 4
©Marvel / The Walt Disney Company

Galactus in seiner wahren Form

Apropos Finale: Der Planetenfresser Galactus, in Rise Of The Silver Surfer noch als nebelhafter, kosmischer Furz verspottet, bekommt hier endlich seinen verdienten Auftritt – und zwar in IMAX-würdiger Godzilla-Größe. Verkörpert von Ralph Ineson, ist dieser Galactus ein echter Titan, der ganze Planeten durchs Weltall kicken könnte. Die Handlung verlagert sich teilweise ins All, greift zu visuellen Spielerein und bleibt dabei aber stets nachvollziehbar und charakterfokussiert.

Klar, die CGI knarzt stellenweise. Doch im Vergleich zu vielen jüngeren Marvel-Filmen fällt der visuelle Bombast angenehm reduziert und viel ansehnlicher aus. Was Fantastic Four 2025 aber besonders macht, ist sein emotionaler Kern. Das Drehbuch, das nicht auf Dauer-Gags, sondern auf echte Aufrichtigkeit setzt, zeigt ein Team, das die Welt nicht nur beschützt, sondern auch inspiriert. Im Mittelpunkt steht die Familie – als Idee, als emotionale Verbindung, als Stärke in unsicheren Zeiten. Die Botschaft ist klar: Zusammenarbeit, Vertrauen und Zusammenhalt sind mächtiger als jede Superkraft. Und das kommt genau zur richtigen Zeit.

Fazit: Mit seiner gut aufgelegten Besetzung, einer strahlenden Retro-Welt und einer wohltuenden Unabhängigkeit vom restlichen MCU ist dieser Fantastic Four der bislang beste Eintrag der Reihe. Kein Film, der alles neu erfindet – aber einer, der sich durch Stil, Charme und Herz deutlich von seinen Vorgängern abhebt.

Film Bewertung 7.5 / 10