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The drop ist ein Thriller mit Tom Hardy aus 2014. Jetzt bei Netflix verfügbar. Film Kritik

Erscheinungsdatum: 2014
Laufzeit: 106 Minuten
Regie: Michael R. Roskam
Drehbuch: Dennis Lehane


Das Jahr 2020 hat reichlich wenig neues Filmmaterial in die Kinos gebracht, weswegen diverse Streaminganbieter gezwungen sind, neben den Eigenproduktionen auch ältere Werke ins Heimkino zu befördern.

„The Drop“ hatte seinen Release bereits 2014, doch kam jetzt erst bei Netflix an und landete schnell in den Top Ten der Trends. Berechtigterweise? Tom Hardy ist mittlerweile eine Hausmarke für sich, allein deswegen lohnt es sich, dem kleinen Kriminaldrama seine Aufmerksamkeit zu schenken.


Story: Der gutmütige Bob (Tom Hardy) ist Barkeeper der Kneipe seines Cousins Marv (James Gandolfini). Die Bar ist jedoch mehr, als auf den ersten Blick scheint; sie ist Sammelstelle für die Einnahmen der tschetschenischen Mafia. Marv ist auf dem Papier zwar noch Besitzer, hat jedoch das Hausrecht Chovka (Michael Aronov) und seiner Bande übergeben. Bob indes stellt keine Fragen, ist jederzeit unscheinbar. Bis eine Verkettung von Ereignissen stattfindet.

Er findet im Mülleimer von Nadia (Noomi Rapace) einen schwer verletzten Hundewelpen, den er nach Bedenken bei sich aufnimmt. Der angebliche Besitzer des Hundes erscheint eines Tages auf dem Bildschirm, der eine kleine Berühmtheit des Viertels ist. Eric Deeds (Matthias Schoenaerts) brüstet sich damit, einen Stammgast der Bar getötet zu haben. Außerdem ist er der Exfreund von Nadia und beginnt Bob zu stalken.

Gleichzeitig versucht Marv, seine „Vorgesetzten“ übers Ohr zu hauen, indem er Leute engagiert, die Bar auszurauben. Dies klappt zwar, aber die Mafia kommt dahinter, dass Marv etwas mit der Sache zu tun hat, was unweigerlich auch Bob tangiert. Der große Superbowl Abend macht im Finale erst deutlich, dass mehrere Beteiligte nicht mit offenen Karten gespielt haben.


20th Century Fox of Germany GmbH. All Rights Reserved.

Film Kritik:

von Georg Reinke

Kaltes Brooklyn

„The Drop“ bezeichnet nicht nur jene mafiöse Sammelstelle für Bargeld, sondern auch das Fallenlassen in wörtlicher Übersetzung ist ein Kernelement der Narrative. Der Hund Rocco, Bob, Marv, Nadia; alle wurden mehr oder weniger von der Gesellschaft oder anderen Personen selektiert. Klaustrophobisch wird die Angst des zurückgelassen werdens erzählt. Die Wintermonate in denen „The Drop“ spielt tragen ihren Teil zu dieser Empfindung bei, ebenso das meist kahle und düstere Szenebild.

Besonderen Kontrast bietet die Relation zwischen der Bar und allen anderen Settings. Obwohl das Geschehen in Brooklyn platziert ist, sind fast nie Passanten zu sehen, wenige Autos. Das ganze Viertel scheint von einer Omnipräsenz der Tristesse geprägt. Nicht so die Bar, die sowohl farblich komplett anders gestaltet, als auch meist mit Menschen gefüllt ist. Stille umgibt den Film, wenn es einen Score gibt, dann dubios dezent, Dialoge oft nichtssagend und mager.

Dieser (Alp)träumerische Aspekt ist jedoch eher ein qualitatives Merkmal denn ein defizitäres. Ein positiver, aber auch trauriger Aspekt ist das Parallelspiel Hardys und Gandolfinis. Positiv, da ihre Authentizität und Rhythmus dem Film angepasst sind, traurig, da dies zum einen Gandolfinis letzter Film war und Hardys Potential hätte etwas mehr ausgespielt werden können. Hardy wirkt teils unterfordert, etwas steif und plump. Da das dem Motiv der Rolle entsprechen soll, kann man ihm da keinen Vorwurf machen.


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Atmosphäre statt Spannung

Das Script ist intelligent in drei Handlungsstränge verschachtelt, die zunächst nebenher, aber, sich dem Klimax nähernd, aneinander geraten. Die Noir´sche Melancholie nährt aber mehr den dramatischen denn den kriminalistischen Handlungsablauf. Spannung ist leider oft Mangelware, aber das Drehbuch weiß, die Erwartungen des Zuschauers zu untergraben. Immer wieder wartet man auf einen emotionalen Ausbruch Bob´s der aber de facto nie wirklich kommt.

„The Drop“ kann hier nicht als Genreeffizient bezeichnet werden, der Krimikonsens ist dafür einfach nicht motivisch genug. Auch die Exposition ist zu sehr hin und hergerissen zwischen Überdeutlichkeit und Schwammigkeit. Mal sieht man ein Bild der verstorbenen Eltern Bobs, Hintergründe über Nadias Borderline werden wiederum nur marginal angedeutet.


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Stille Wasser sind tief

Wenn man diese Aspekte aber weniger berücksichtigt und emotional in die Charaktere investiert, wird man nicht enttäuscht. Bis ins Detail sind die Figuren in ein unfreundliches Milieu symbiotisch eingefädelt.

Ob es der desillusionierte Marv, der über die Schließung der Kirche echauffierte Detective Torres (John Ortiz) oder die selbstzweifelnde Nadia ist – diese Menschen bauen keine Luftschlösser, sondern leiden in ihrem Alltag unter nahbaren Problemen.

Die Interaktion zwischen diesen Charakteren funktioniert dementsprechend fast wortlos, denn letztendlich ist jeder nur auf der Suche nach seinem Platz in der Welt. Dass „The Drop“ seine Figuren so greifbar macht, ist seine größte Stärke.


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Fazit: „The Drop“ glänzt mit Sensibilität und dem richtigen Sinn für Tiefe. Jede Figur hat etwas zu erzählen, doch keiner spricht. Der Verlust einer Identität wird klug in die Szenerie eingebettet, ohne überladen zu wirken. Das konventionelle Genrekino wird funktionell aufgebrochen, häufig ist dies im Kontext auch stimmig.

Allerdings fehlt für einen Krimi an den falschen Stellen Spannung, sodass manche Sequenzen ihre Längen bekommen. Zwar kein Meilenstein, aber doch absolut sehenswert. Einzig von Bob und dem Hund hätte man sich einige Momente mehr gewünscht.

Wertung: 7 / 10


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