Manche Melodien tragen Erinnerungen wie ein Echo durch die Zeit. In The Ballad of Wallis Island, einem leisen, bittersüßen Musikfilm von Regisseur James Griffiths, geht es genau um dieses Nachhallen – das, was war und noch immer mitschwingt. Charles (Tim Key), ein liebenswert-verschrobener Lotteriegewinner, erfüllt sich einen Traum: Seine Lieblingsband McGwyer Mortimer soll ein Comeback feiern – nicht auf einer großen Bühne, sondern auf der abgelegenen Insel Wallis Island.
Was wie ein skurriles Herzensprojekt beginnt, wird bald zum Katalysator alter Wunden. Die einstigen Bandkollegen und Ex-Liebhaber Herb (Tom Basden) und Nell (Carey Mulligan) haben sich seit Jahren nichts mehr zu sagen – und genau das spricht Bände. Griffiths, der schon mit Serien wie Episodes sein Gespür für leise Zwischentöne bewies, verwandelt seinen gleichnamigen Kurzfilm in eine feinfühlige Langfassung.
The Ballad of Wallis Island ist kein klassischer Musikfilm – es geht weniger um Songs als um das, was zwischen den Noten liegt: Reue, Stolz, Sehnsucht und unausgesprochene Wahrheiten. Die Musik dient hier als Spiegel innerer Zustände, und das Zusammenspiel der Darsteller verleiht dem Film emotionale Tiefe.
Carey Mulligan, Tom Basden und Tim Key lassen in dieser melancholisch-warmen Reunion-Story die Vergangenheit musikalisch aufleben
Carey Mulligan brilliert erneut mit stiller Intensität, während Tom Basden als verletzter Herb eine glaubwürdige Mischung aus Trotz und Zartheit zeigt. Tim Key bringt mit seinem spleenigen, aber herzensguten Charles die nötige Leichtigkeit in die melancholische Grundstimmung – eine Figur, die man nicht belächelt, sondern ins Herz schließt. Was The Ballad of Wallis Island so besonders macht, ist sein Mut zur Sanftheit.
Anstelle großer dramatischer Showdowns setzt der Film auf leise Konflikte, versöhnliche Zwischentöne und den Wert echter Verbindung – sowohl musikalisch als auch menschlich. Die wunderschön gefilmte Naturkulisse der fiktiven Insel verstärkt dieses Gefühl von Rückzug und Neuorientierung. Wie ein Song, der erst mit der Zeit seine volle Wirkung entfaltet, ist The Ballad of Wallis Island ein Film über das Verzeihen, das Erinnern – und das Wiederfinden eines gemeinsamen Takts. Ein stilles, warmherziges Kinoerlebnis mit viel Gefühl und noch mehr Seele.
