THE AMATEUR FILMPLAKAT

Inhalt: Charlie Heller (Malek) ist ein brillanter, aber stark introvertierter Decoder für die CIA, der in einem Kellerbüro am Hauptsitz in Langley arbeitet. Sein Leben gerät aus den Fugen, nachdem seine Frau bei einem Terroranschlag in London getötet wird. Als seine Vorgesetzten sich weigern, Maßnahmen zu ergreifen, nimmt er die Sache selbst in die Hand und begibt sich auf eine gefährliche Reise rund um den Globus, um die Verantwortlichen aufzuspüren. Sein Intellekt dient ihm dabei als ultimative Waffe, um seine Verfolger abzuschütteln und seinen Racheplan in die Tat umzusetzen.

© 20th Century Studios DE

Rachethriller mit Hirn, aber ohne Wucht

Mit „The Amateur“ liefert Regisseur James Hawes einen ungewöhnlichen Beitrag zum Genre des Rachethrillers – einen, der sich mutig von den Konventionen des brachialen Einzelkämpfer-Kinos entfernt, dabei aber an der eigenen Ambition scheitert. Der Film basiert auf dem Roman von Robert Littell und wirft mit Rami Malek einen untypischen Helden in den Mittelpunkt der Handlung: einen verschlossenen Kryptographen ohne Kampferfahrung, der sich nach einem persönlichen Verlust auf die Jagd nach den Verantwortlichen begibt.

Maleks Charlie Heller ist kein Ex-Soldat, kein CIA-Veteran, kein Profi-Killer. Er ist ein „Typ, der am Computer arbeitet“, wie ihn eine Figur im Film trocken bezeichnet. Genau darin liegt zunächst auch der Reiz: In den ersten Akten entfaltet „The Amateur“ ein glaubwürdiges Bild von Hilflosigkeit und Überforderung. Nachdem seine Frau (Rachel Brosnahan) bei einem Anschlag stirbt, will Charlie selbst zur Waffe greifen – doch seine Realität sieht anders aus. Der Versuch, sich von einem abgebrühten Colonel (Laurence Fishburne) zum Rächer ausbilden zu lassen, verläuft so mühsam wie ernüchternd. Was folgt, sind Fehler, Rückschläge – und ein leiser Realismus, der in einem von Superhelden durchtränkten Kinojahr erfrischend wirkt.

Doch dieser Ansatz wird bald zugunsten eines klassischen Spannungsbogens aufgegeben. Hellers Wandel vom unbeholfenen Schreibtischtäter zum beinahe eiskalt agierenden Taktiker geschieht zu abrupt und unglaubwürdig. Sein Intellekt wird zum narrativen Joker: Komplizierte, tödliche Fallen ersetzt das Muskelspiel, darunter ein raffinierter Mord in einem Swimmingpool – visuell überzeugend, aber leider schon im Trailer verraten. Dass Charlies Entwicklung so rasant verläuft, nimmt dem Film die erzählerische Glaubwürdigkeit – und mit ihr einen Großteil der emotionalen Wirkung.

Vom Schreibtisch zur Selbstjustiz – wenn Verstand zur Waffe wird

Auch die Nebenhandlung rund um die CIA – mit Holt McCallany als abgeklärtem stellvertretendem Direktor und Julianne Nicholson als neuer Chefin – wirkt unausgegoren. Was als kritischer Blick auf staatliche Verantwortung und bürokratische Moral beginnt, verpufft in einem Ende, das mehr nach Drehbuchkonstruktion als nach echtem Drama riecht. Jon Bernthal bleibt in seiner Rolle als überflüssiger Feldagent komplett unterfordert – seine Szenen könnten aus dem Film gestrichen werden, ohne dass es jemand merkt. Und dennoch: Rami Malek gelingt es, die Figur des Charlie mit Nuancen und stiller Verletzlichkeit zu füllen.

Seine Leistung ist zurückgenommen, aber glaubwürdig – besonders in den Szenen mit Caitriona Balfe, die als Hackerin Inquiline mehr emotionale Tiefe mitbringt als die Visionen von Brosnahans Figur. Ihre leise, aber glaubhafte Dynamik wirkt lebendiger als so manch anderer Handlungsstrang. The Amateur hat Potenzial – ein spannender, untypischer Protagonist, ein smarter Zugang zum Thema Rache, ein starker Cast. Doch das Drehbuch von Ken Nolan und Gary Spinelli nutzt diese Ansätze nicht konsequent. Statt einer durchdachten Dekonstruktion des Genres entsteht ein Hybrid aus kühlem Intellekt und altbekannter Actiondramaturgie, der selten richtig zündet. Der Film bleibt nie schlecht, aber eben auch nie wirklich gut.

Fazit: „The Amateur“ ist ein Rachethriller, der mit klugem Konzept startet, aber im Verlauf auf Nummer sicher geht. Statt echter Spannung gibt es wohlkalkulierte Wendungen. Malek überzeugt als atypischer Held, doch der Film selbst bleibt zu glatt, um im Gedächtnis zu bleiben. Ein Thriller mit Köpfchen – aber leider ohne Nachhall. Film Bewertung 6 / 10