Anzeige

Poster zum asiatischen Blockbuster The 800. Die Schlacht um Shangai

Erscheinungsdatum: 2020

Ab 11. Februar 2021 als Video-on-Demand

Regie: Guan Hu

Laufzeit: ca. 150 Minuten


Story: Im Jahre 1937 kämpfen 800 chinesische Soldaten in einem Lagerhaus in Schanghai ums Überleben. Die chinesische Stadt wird von den Japanern überrannt und schon bald ist das Fabrikgebäude vollständig von der japanischen Armee umzingelt.

Die wenigen noch verbliebenen Truppen, bestehend aus dem 542. Regiment, der nationalrevolutionären Armee Chinas und Sicherheitskräften, sollen die Japaner stoppen und international für Aufmerksamkeit sorgen.


Courtesy of Huayi Brothers. ©CMC Pictures

Film Kritik:

von Ilija Glavas

„Epische Bilder im Stil von Dunkirk und 1917“

The 800 war einer der am meisten erwarteten chinesischen Filme der letzten Zeit, bevor Bedenken von Regierungsvertretern den Kinostart von 2019 auf 2020 verschoben.

Man erzählt uns die Geschichte einer Gruppe republikanisch-nationalistischer chinesischer Soldaten, die 1937 während des Zweiten Sino-Japanischen Krieges – dem chinesischen Schauplatz des Zweiten Weltkriegs – das Sihang-Lagerhaus in Shanghai verteidigen sollen.

Sowohl im wirklichen Leben als auch im Film, hielten etwas mehr als vierhundert Soldaten (von ihrem Kommandeur auf achthundert übertrieben) ein Lagerhaus auf der anderen Flussseite in Shanghai, in der Hoffnung, dass ihre tapferen Bemühungen von den westlichen Medien wahrgenommen würden, um den Druck, für einen Friedensschluss mit dem kaiserlichen Japan, zu erhöhen.


Film Klappe und Filmrollen im Spotlight.
Film Klappe und Filmrollen im Spotlight. ©Kinomeister

Loyalität gegenüber der Nation. Dennoch lohnt es sich, The Eight Hundred aus einer politischen Perspektive zu betrachten.

Dieser Film basiert auf den realen Fakten der Schlacht, weist aber nicht die Eigenschaften auf, die normalerweise einen guten Kriegsfilm ausmachen. Vor allem schafft es The 800 nicht, eine emotionale Bindung zwischen dem Publikum und seinen Protagonisten herzustellen, und es fehlt jegliches Gefühl der Kameradschaft unter den Verteidigern des Sihang-Lagers.

Obwohl unvollkommen, zeigt uns dieser Film die Untätigkeit der westlichen Regierungen gegenüber der japanischen Aggression, aber auch die Komplizenschaft der chinesischen Flüchtlinge bei den Zugeständnissen. Während auf der einen Seite des Flusses junge Soldaten tapfer bis zum Tod gegen die japanischen Invasoren kämpfen, spielen chinesische Zivilisten, die in die britischen Konzessionen geflohen sind, in Kasinos und sehen sich chinesische Opernaufführungen an.

Diese Botschaft scheint inmitten steigender Spannungen mit dem Westen und dem wiederauflebenden japanischen Militarismus besonders relevant. Der Beweis der „Loyalität“ gegenüber der chinesischen Nation ist wieder in den Fokus gerückt, und vielleicht versucht The 800, auf dieser Welle zu reiten.


Schlacht um Shanghai 1937 in The 800
Courtesy of Huayi Brothers. ©CMC Pictures

Darüber hinaus ist es historisch bedeutsam, dass Chinas Filmindustrie und Filmzensoren diesen Film ausgewählt haben, um die Wiederauferstehung des Landes an den Kinokassen nach COVID zu markieren.

Wie bereits erwähnt, waren die Truppen, die an der Schlacht im Sihang-Lagerhaus beteiligt waren, Nationalisten – die von der Kommunistischen Partei Chinas schließlich besiegt und nach Taiwan verbannt wurden.

Zeitgenössische chinesische Filme und das Fernsehen über den Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg haben es in der Regel vermieden, die nationalistischen Truppen zugunsten der kommunistischen Achten Armee zu porträtieren.


Kriegsfilm The 800
Courtesy of Huayi Brothers. ©CMC Pictures

Tatsächlich kam die letzte filmische Darstellung der Schlacht um das Sihang-Lagerhaus aus dem nationalistisch kontrollierten Taiwan durch den Film Eight Hundred Heroes ( dt. Die Brücke ) von 1977.

Mit der 2020 Version, will Peking vielleicht signalisieren, dass die Loyalität zur chinesischen Nation unabhängig von historischen politischen Zugehörigkeiten bestehen bleiben muss.

Die Filmemacher (oder die staatliche Zensur) aber scheinbar das Wesentliche eines guten Kriegsfilms aus den Augen verloren: dem Zuschauer das Gefühl zu geben, dass jeder Soldat, der auf der Leinwand stirbt, ein persönlicher Freund ist. Der Film vertritt zeitgemäße politische Standpunkte, versäumt es aber, die Kameradschaft und Empathie anderer guter Kriegsfilme zu zeigen. Das ist selbst aus Pekings Sicht schade.


The 800 Film
Courtesy of Huayi Brothers. ©CMC Pictures

Fazit: Ein größeres Einfühlungsvermögen in die Charaktere hätte die patriotischen Gefühle beflügelt und gleichzeitig das internationale Publikum besser angesprochen. Man zeigt uns tapfere chinesische Helden, bleibt aber hinter einem guten Kriegsfilm zurück.

Insgesamt bleibt es dennoch sehenswert, wenn man sich für die chinesische Geschichte und Politik interessiert. Wenn die politische Botschaft euch nicht interessiert, hat „The 800“ wenigstens anständige Spezialeffekte inmitten von Explosionen und Schießereien.

Wertung: 6,5 / 10


©CMC Pictures / Koch Films


Anzeige