Der legendäre britische Schauspieler Terence Stamp, Oscar-nominierter Star von Billy Budd und von Legionen von Fans für seine Rolle als General Zod in Richard Donners Superman geliebt, ist im Alter von 87 Jahren gestorben. In einer Erklärung, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, bestätigte die Familie von Terence Stamp, dass er am Sonntagmorgen verstorben ist, und teilte mit: „Er hinterlässt ein außergewöhnliches Werk, sowohl als Schauspieler als auch als Autor, das die Menschen noch viele Jahre lang berühren und inspirieren wird. Wir bitten darum, ihn in dieser traurigen Zeit in Ruhe zu lassen.“
Frühe Jahre und Aufstieg in den Swinging Sixties
Terence Henry Stamp wurde am 22. Juli 1938 als Sohn von Ethel Esther und Thomas Stamp in Stepney, London, geboren. Seine Liebe zur Leinwand begann im zarten Alter von nur drei Jahren, als seine Mutter ihn in den Film Beau Geste mit Gary Cooper mitnahm. Diese Erfahrung prägte den jungen Stamp nachhaltig. Nachdem er die Plaistow County Grammar School besucht und in den 1950er Jahren einige Jahre in Werbeagenturen und als Golfassistent gearbeitet hatte, erhielt Terence mit Anfang zwanzig ein Stipendium für die Webber Douglas Academy of Dramatic Art.
Obwohl viele Schauspieler von jahrelangem Kampf und zähem Training erzählen, verlief Stamps Aufstieg rasant. Anfang der 1960er-Jahre, mitten im kulturellen Aufbruch der Swinging Sixties, stand er plötzlich im Scheinwerferlicht. Nach ersten Theatererfolgen kam 1962 die große Filmrolle: In Peter Ustinovs Billy Budd verkörperte er den des Mordes angeklagten Matrosen. Stamps Performance brachte ihm eine Oscar-Nominierung und einen Golden Globe als „vielversprechendster Newcomer“.
Star der britischen New Wave
Im Laufe der 1960er Jahre festigte Stamp seinen Status als einer der Helden der britischen New Wave. Er arbeitete mit Größen wie William Wyler, John Schlesinger, Ken Loach, Federico Fellini und Pier Paolo Pasolini zusammen. Filme wie The Collector, Am grünen Rand der Welt, Poor Cow, Spirits of the Dead oder Teorema zeigten seine Fähigkeit, Schönheit mit innerer Dunkelheit zu verbinden – eine Qualität, die später zu seinem Markenzeichen wurde.
Stamp war zudem eine Stilikone des Swinging London, bekannt für Modebewusstsein und seine Beziehungen zu Julie Christie, Jean Shrimpton und Brigitte Bardot. William Wyler sagte über ihn: „Er ist der intuitivste Schauspieler, mit dem ich je gearbeitet habe. Er macht keine Fehler.“ Doch nicht alle Entscheidungen führten nach oben. 1966 lehnte Stamp die Hauptrolle in Alfie ab, die sein Mitbewohner Michael Caine übernahm und damit zum Weltstar wurde. Auch ein gewagter Vorschlag, James Bond nach Sean Connery als „verkleideten japanischen Krieger“ zu spielen, sorgte dafür, dass sich Produzent Harry Saltzman von ihm abwandte.
Ende der 1960er veränderte sich sein Leben grundlegend: Gerüchte, die Produzenten würden bereits nach „jungen Terence Stamp“-Typen suchen, veranlassten ihn, sich zurückzuziehen. Er ging in einen Ashram nach Indien, wo er fast ein Jahrzehnt lang lebte und seine spirituelle Seite erkundete.
Rückkehr nach Hollywood: General Zod
1978 kehrte Stamp mit voller Wucht zurück: Richard Donner besetzte ihn als größenwahnsinnigen Kryptonier General Zod in Superman und später in Superman II. Mit dieser Rolle wurde Stamp für ein neues Publikum zum Kultstar. In den folgenden Jahrzehnten spielte er zahlreiche Rollen in Film, Fernsehen und sogar Videospielen. Klassiker wie Legal Eagles, Wall Street, Young Guns, Steven Soderberghs Krimiklassiker The Limey oder die Kultkomödie Priscilla – Königin der Wüste, in der er als Transfrau Bernadette eine unvergessliche Performance lieferte, festigten seinen Ruf als wandlungsfähiger Charakterdarsteller.
In den 2000ern und 2010ern zeigte Stamp erneut seine Vielseitigkeit – ob in Yes Man, Valkyrie, The Adjustment Bureau oder Big Eyes. Seine letzte große Rolle spielte er in Edgar Wrights Last Night in Soho, einer düsteren Liebeserklärung an das London der 1960er Jahre, das er selbst mitgeprägt hatte. Stamp veröffentlichte zudem Memoiren und Kochbücher, die seine zweite Leidenschaft neben der Schauspielerei dokumentieren. In einem Interview mit The Guardian sagte er 2015:
„Ich habe keine Ambitionen. Ich bin immer wieder erstaunt, dass es einen neuen Job gibt, ich bin immer sehr glücklich. Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht und Dinge, die nicht geklappt haben; meine Liebe zum Film lässt manchmal nach, aber dann lebt sie wieder auf. Ich muss mich nie aufraffen oder eine hohe Gage verlangen, um morgens aus dem Bett zu kommen. Ich habe auch schon Mist gemacht, weil ich manchmal die Miete nicht bezahlen konnte. Aber wenn ich die Miete habe, will ich mein Bestes geben.“
Ein Schauspieler für die Ewigkeit
Terence Stamp war mehr als ein schöner Mann mit eisblauen Augen. Er war ein Schauspieler, der Intensität und Dunkelheit auf unvergleichliche Weise verkörperte. Ein Held der Arbeiterklasse, ein Idol der 1960er, ein spiritueller Suchender und ein Charakterdarsteller von Weltrang. Mit seinem Tod verliert die Filmwelt eine Leinwandlegende. Doch sein Werk – von Billy Budd über Superman bis The Limey – wird bleiben. Terence Stamp wird weiterleben, auf der Leinwand und im Gedächtnis der Filmgeschichte.