SUPERMAN

Inhalt: In seinem unverkennbaren Stil nimmt sich James Gunn des legendären Superhelden im neu konzipierten DC-Universum an und liefert eine einzigartige Mischung aus epischer Action, Humor und Herzlichkeit. Er präsentiert einen Superman, dessen Antrieb Mitgefühl und der Glaube an das Gute im Menschen sind.

©️ Warner Bros. DE

Von Superhelden und Menschlichkeit

Mit Superman (2025) wagt James Gunn den ersten Schritt ins neu gegründete DC-Universum – und beginnt bewusst nicht bei Null. Die Geschichte von Kryptons Zerstörung? Übersprungen. Der Aufstieg des jungen Kal-El? Ausgelassen.

Stattdessen wirft Gunn sein Publikum mitten hinein in ein bereits etabliertes Universum, in dem Superman (David Corenswet) längst auf der Erde angekommen ist, beim Daily Planet arbeitet und mit Lois Lane (Rachel Brosnahan) liiert ist – die sein Geheimnis bereits kennt. Einige Zeilen Text zu Beginn setzen den Rahmen: Superman hat sich vor drei Jahren der Welt offenbart, interveniert in geopolitischen Konflikten und sorgt damit für Misstrauen auf globaler Ebene.

Die Folgen? Ein schwelender Krieg zwischen zwei fiktiven Nationen – Boravia und Jarhanpur – in den Superman ungewollt hineingezogen wird. Und im Hintergrund zieht Lex Luthor (Nicholas Hoult) als skrupelloser Strippenzieher die Fäden: mit genetisch manipulierten Supersoldaten und einem klaren Ziel – Superman zu vernichten.

SUPERMAN
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Ein Held ohne Herkunft, ein Krieg ohne Wurzeln

Gunn verzichtet konsequent auf die klassische Ursprungsgeschichte – ein mutiger Schritt, der einerseits Erfrischung bringt, andererseits aber emotionale Tiefe kostet. Die Handlung beginnt, nachdem Superman bereits seinen ersten (nicht gezeigten) großen Kampf verloren hat. Uns fehlt der Bezugspunkt: Wer war Kal-El vorher? Wie sieht die Welt ihn? Diese Fragen bleiben zunächst offen– und das macht etwas schwer, echtes Mitgefühl für seine Krise oder die Eskalation des Konflikts zu entwickeln.

Trotz dieser mimimalen, erzähleriischen Defizite gelingt es David Corenswet, als neuer Mann im blauen Anzug zu überzeugen. Er bringt die nötige Präsenz und das innere Pflichtgefühl mit, das die Figur braucht. Rachel Brosnahan ist eine charmante, schlagfertige Lois Lane – leider bleibt ihre Rolle in der Tiefe begrenzt, auch wenn die Chemie zwischen ihr und Corenswet stimmt. Besonders stark: eine Interview-Szene, in der beide leidenschaftlich über Supermans Rolle auf der Welt diskutieren – ein seltener Film-Moment mit echter Substanz.

Im weiteren Verlauf sorgt Gunn für einige originelle Figurenauftritte: Nathan Fillion liefert als arroganter Green Lantern komödiantisches Timing, Anthony Carrigan bringt mit seiner Darstellung des elementebeherrschenden Metamorpho unter dicken Prothesen ein überraschendes Maß an Herzlichkeit ein. Und Nicholas Hoult? Spielt Luthor als überdrehten, bösartigen Wissenschafts-Tycoon – laut, verrückt, unterhaltsam, aber ohne psychologische Tiefe. Ein klassischer Comic-Schurke, aber eben auch nur das.

Der Film kratzt mehrfach an politischen und moralischen Fragen – etwa, wie weit Superwesen gehen dürfen, ohne die Weltordnung zu gefährden –, doch diese Themen werden nur gestreift. Statt echter Auseinandersetzung setzt das Drehbuch lieber auf explosive Action und eine finale Konfrontation, die zwar farbenfroh, aber emotional flach bleibt.

David Corenswet in Superman
David Corenswet in S uperman© Warner Bros. DE

Krypto ist ein Held, Superman ein Versprechen

Der Konflikt zwischen Boravia und Jarhanpur wirkt wie ein Echo realer Krisen, wird jedoch in der bombastischen Inszenierung zur reinen Kulisse degradiert – was unangenehm zynisch wirken kann.

Positiv fällt hingegen der visuelle Stil auf: Gunn bringt frische Farbe ins DC-Universum. Weg vom tristen Grau vergangener Filme, hin zu leuchtenden Bildern, kosmischen Ideen und spektakulären Designs, ein klarer Bruch mit dem düsteren Snyder-Look. Das funktioniert besonders in der ersten Hälfte gut – bis der Film im letzten Drittel in ein CGI-Gewitter mit wenig Wirkung abdriftet.

Und doch gibt es eine klare Szene-Stealerin: Krypto, der superkräftige, umhangtragende Hund an Supermans Seite. Jede seiner Szenen bringt Herz, Humor und Energie. Ironischerweise ist es dieser tierische Sidekick, der den emotionalsten Eindruck hinterlässt.

Fazit: Superman (2025) ist ein stilistisch auffälliger Neustart mit einem überzeugenden Hauptdarsteller, cleveren Nebenfiguren und dem Versuch, große Themen anzureißen – doch es bleibt bei der Oberfläche. Statt Tiefe gibt es Tempo, statt Emotion Effekte. Gunn bringt ein wenig Leichtigkeit ins DC-Universum, aber sein Superman fehlt es an echter Gravitas. Ein Beginn viel Potenzial, aber noch ohne den ganz großen Wumms.

Film Bewertung 6 / 10