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Serien Kritik zu Sky Rojo bei Kinomeister

2021 | 16 | 1 Staffel |  Seit 19. März auf Netflix

Mit: Veronica Sanchez, Miguel Angel Silvestre, Asier Etxeandia

Story: Nach verhängnisvollen Ereignissen im Bordell fliehen drei Frauen mit düsterer Vergangenheit vor ihrem Zuhälter und dessen Handlangern.

Die drei Frauen sind aus einem Bordell geflohen. Netflix Serie Sky Rojos
© Netflix

Serien Kritik:

von Ilija Glavas

Alex Pina scheint sich auf Netflix eine ganz besondere Nische geschaffen zu haben. Mit dem Erfolg von „Haus des Geldes und des soliden, aber später abgesetzten „White Lines“, gibt es eindeutig einen Markt für grellbunt-poppige Krimis, die auf malerischen Partyinseln spielen. Pina schwelgt in Ausschweifungen, Sonne, Sex, Sand und Kamerafahrten. Die Serien bestechen alle alle durch eine gute Optik, fühlen sich ein bisschen anrüchig an und haben keine Mühe, ein Publikum anzuziehen.

All diese Dinge treffen unweigerlich auf den neuesten Serien Beitrag zu. Einem achtteiligen Krimi, der auf Teneriffa spielt und die drei Prostituierten Coral (Veronica Sanchez), Gina (Yany Prado) und Wendy (Die Argentinische Sängerin Lali Esposito) begleitet, die vor ihrem abscheulichen Zuhälter Romeo (Asier Etxeandia) fliehen und sich auf die Flucht vor seinen beiden Handlangern Moises (Miguel Angel Silvestre) und Christian (Großartig gespielt von Enric Auquer) begeben. Die üblichen Elemente sind alle vorhanden und funktionieren: viel Neon, hämmernde Musik und nackte Körper, aber hier mit einer willkommenen Prise Humor, einer offensichtlichen Portion Girl-Power und einem halsbrecherischen Tempo, das dadurch bestimmt wird, dass jede der acht Episoden nur zwanzig bis dreißig Minuten dauert.

Bei Sky Rojo geht es weniger um die düstere Realität der sexuellen Ausbeutung, als vielmehr um den knalligen Nervenkitzel des Exploitation-Kinos. Sie nennen es „Latin Pulp“. Me gusta! Hier ist keine faszinierende moralische Komplexität zu erwarten, sondern eher eine irritierende moralische Verwirrung, die das ansonsten kurzweilige Vergnügen an halsbrecherischer Genre-Kost zu schmälern droht.

Netflix Serie Filmausschnitt zeigt drei Frage auf einer verlassenen Straße auf der Ferieninsel Teneriffa
v.l.n.r Wendy Lali Esposito), Coral (Veronica Sanchez), Gina (Yany Prado) in SKY ROJO © Netflix

Dennoch ist Sky Rojo, mit seiner knackigen Laufzeit nie lang genug, um die Geduld wirklich zu strapazieren. Die wilden Cliffhanger sollten euch schneller auf „Nächste Folge“ drücken lassen, als Coral das Gaspedal an einer belebten Kreuzung durchdrücken kann.

Selbst wenn die Frauen entkommen sind, scheinen ihre angenommenen Persönlichkeiten schwerer abzuschütteln zu sein als die bewaffneten Gangster – die ihnen auf den Fersen sind. Die Dekonstruktion der Sex Fantasien, ist ein Beispiel dafür, wie Sky Rojo seinen Kuchen aufteilt und (sexuell bebildert) serviert.

Das Trio im Zentrum von Sky Rojo hat eine überzeugende Chemie und einen unermüdlichen Eifer, die offensichtlichen Klischees zu unterlaufen. Pina bringt das Publikum auf ihre Seite, indem sie früh und oft sowohl die skrupellose Behandlung, die sie während ihrer Arbeit für Romeo ertragen mussten, als auch die tragischen Umstände, die dazu führten, dass sie überhaupt in einem Bordell gefangen waren, detailliert beschreibt.

Gespräch unter Feinden. Wendy und Romeo diskutieren im Club
Wendy ( Lali Esposito ) im Gespäch mit Romeo (Asier Etxeandia) © Netflix

Durch den Einsatz von Perspektivwechseln, Rückblenden, Montagen und all den üblichen Tricks wird die Aufmerksamkeit gleichmäßig zwischen den Frauen und ihren Verfolgern aufgeteilt, was dazu beiträgt, sowohl den Charakter als auch den Kontext zu entwickeln und die Energie der Verfolgungsjagd aufrechtzuerhalten.

Die Serie stellt früh und mit einer Offenheit, die stark genug ist, um jede Sprachbarriere zu überwinden, klar, worauf es ankommt. Nämlich, wen wir ausbuhen und wen wir anfeuern sollten. Romeo steht für Ersteres. Ein Ausbeuter der Schwachen, ein schnauzbärtiger Maestro der Frauenfeindlichkeit. Wenn Quentin Tarantino bei einer Dickens-Verfilmung Regie führen würde, wäre dieser Typ der Aufseher des Armenhauses.

Die Handlanger Romeos aus Sky Rojo
Christian ( Links im Bild: Enric Auquer) und Moises (Miguel Angel Silvestre) Sky Rojo © Netflix

Fazit: Die Versuche, die Bösewichte zu charakterisieren sind eine zwiespältige Angelegenheit, aber nichtsdestotrotz willkommen, und die offene Herangehensweise der Serie an Gewalt, Nacktheit und Sexualität wird sowohl für Spannung als auch für Komik genutzt. Die neue Netflix-Serie von den Machern von „Haus des Geldes“ kümmert sich nicht um die Realitäten der sexuellen Ausbeutung, sondern serviert unkomplizierte Unterhaltung in rasantem Tempo. Mit bekannter, in Tarantino Manier gezeigter Brutalität zwischen Mord, Prostitution und Blödsinn, rast Sky Rojo auf Staffel 2 zu.

Wertung: 8 / 10

Trailer „SKY ROJO“ auf Netflix

SKY ROJO ©Netflix

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