Genre: Fantasy / Action | Produktion: USA 2021 | Laufzeit: ca. 143 Minuten | Regie: David Yates
Mit: Jude Law, Mads Mikkelsen, Eddie Redmayne, Callum Turner, Victoria Yeates, Dan Fogler, Jessica Williams, William Nadylam, Oliver Masucci, Ezra Miller u.a
Inhalt: Der dunkle Zauberer Grindelwald (Mikkelsen) gewinnt immer mehr Anhänger und strebt nach politischer Macht. In der Zwischenzeit heckt Albus Dumbledore (Law) einen Plan aus, um seine Bemühungen mit Hilfe einer bunt zusammengewürfelten Heldentruppe – darunter Newt Scamander (Redmayne), der Muggelbäcker Jacob Kowalski (Fogler) und die Lehrerin Lally Hicks (Williams) – zu vereiteln.
Ein schwerer Brocken lastet auf Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse. Seit dem Erscheinen von „Grindelwalds Verbrechen“ vor vier Jahren, der verhaltene Kritiken und enttäuschende Einspielergebnisse verzeichnete, ist in der Welt der Zauberer viel passiert.
J.K. Rowlings umstrittene Äußerungen zur Geschlechteridentität haben einen langen Schatten auf die heiß geliebten Welten geworfen, die sie in Harry Potter erschaffen hat. Johnny Depp trat eine Woche nach Produktionsbeginn auf Wunsch des Studios zurück und wurde durch Mads Mikkelsen in der Rolle des Bösewichts der Reihe, Magie-Diktator Grindelwald, ersetzt. Außerdem wurde der Potter-Spezialist Steve Kloves an Bord geholt, um gemeinsam mit Rowling am Drehbuch mitzuschreiben.
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Es ist bezeichnend, dass im Jahr vor Dumbledores Geheimnisse mit Hilfe von Jubiläumsveranstaltungen und Wiedersehensspecials versucht wurde, die Magie der Filmreihe wiederzuerlangen. Das ist ein stillschweigendes Eingeständnis, dass in den letzten Jahren viel davon verloren gegangen ist. Nun stellt sich die millionenschwere Frage: Kann Dumbledores Geheimnisse überhaupt etwas davon wiederbeleben?
Die Magie kehrt zurück
Unsere Antwort ist ein klares Ja – wenn auch kein überwältigendes. Es ist zumindest eine Verbesserung gegenüber Grindelwalds Verbrechen und in vielerlei Hinsicht eine Verbesserung der ziellosen Erzählung, der verworrenen Exposition und der unverdienten Charakterentscheidungen des Films.
Zwar fühlen sich einzelne Abschnitte von Dumbelores Geheimnisse immer noch etwas schlampig geplottet an, aber dafür macht der Film mehr Spaß. Er enthält einige beeindruckende Zauberer-Duell-Sequenzen und ein großes, auf einem riesigen Biest basierendes Set-Piece, welches den übergreifenden Titel der Franchise rechtfertigt. Man kann die etwas undurchsichtige Handlung verzeihen – was oft eher ein Vorteil als ein Nachteil ist, da Dumbledores Geheimnisse sich als Spionagethriller inmitten eines sich anbahnenden magischen Krieges präsentiert.
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Das hier eines der dunkelsten Kapitel zeitgeschichtlicher Ereignisse als Inspiration diente, ist unverkennbar – insbesondere dann, wenn die Szenerie nach Berlin verlagert wird, um der Grindelwald`schen Machtergreifung noch mehr Symbolik zu verleihen.
Angesichts der wachsenden Bedeutung der Faschistischen-Zauberer-Rhetorik von Grindelwald (auf dessen neue Erscheinung in Form von Mikkelsen kaum mehr Gewicht gelegt wird als auf die von Michael Gambons Dumbledore in Der Gefangene von Askaban) heckt Dumbledore (Jude Law) einen Gegenangriff aus.
Dumbledore spielt Zauberschach
Und damit seine Leute nicht in Gefangenschaft geraten, wird niemandem das ganze Bild verraten. So werden der Magizoologe Newt (Eddie Redmayne), sein Auroren-Bruder Theseus (Callum Turner), seine Assistentin Bunty (Victoria Yeates), der Muggel-Bäcker Jacob (Dan Fogler), die Ilvermorny-Lehrerin Lally (Jessica Williams, eine sympathische Newcomerin) und der mysteriöse Yusuf (William Nadylam) in Gruppen aufgeteilt, die auf sich überschneidenden Missionen unterwegs sind.
Der Plan wird dabei von der Zaubererlegende gesteuert. Die Zusammenhänge müssen natürlich erst noch herausgefunden werden. Es wäre für den Zuschauer schön, wenn er das auch wüsste. Aber trotz der überladenen Handlung ist Dumbledores magisches Schachspiel überwiegend unterhaltsam. Newt bleibt ein bewundernswert umherwandernder Held, nachdenklich, aber gutmütig.
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Das Zusammenspiel zwischen ihm und seinem gelasseneren, großen Bruder funktioniert sehr gut („Du schwingst nicht richtig!“ schimpft Newt, als die beiden gezwungen sind, für eine Horde mörderischer, hummerähnlicher Mantikore zu tanzen).
Auch Foglers Jacob ist als Außenseiter, der in die Welt der Zauberer eintaucht, nach wie vor ein Highlight des Franchise. Er bekommt seinen eigenen Zauberstab und betritt die heiligen Hallen von Hogwarts – Wunscherfüllung auf höchstem Niveau.
Solide Action, phantastische CGI Effekte und Emotionen
Der wichtigste Charakter ist jedoch Jude Laws Dumbledore, obwohl er nicht die zentrale Figur ist. Denn der Film hat keine, sondern teilt den Fokus auf Dumbledore, Newt und Grindelwald auf. Ezra Millers Credence steht weniger im Mittelpunkt als erwartet.
Und doch verleiht Laws Dumbledore der Geschichte den nötigen Glanz, denn seine Gambon-artige, augenzwinkernde Warmherzigkeit wird durch ein Gefühl der Ungewissheit ausgeglichen. Allein seine erste Konfrontation mit Grindelwald enthält bereits mehr Atmosphäre und Spannung als der gesamte vorherige Film – und ja, ihre ehemalige Romanze wird jetzt endlich bestätigt.
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Bei allem Charme – die Fan-Lieblinge Niffler, Teddy und Pickett dürfen ihre heldenhaften Momente genießen, die rehartige Qilin ist absolut liebenswert – ist “ Dumbledores Geheimnisse“ immer noch weit vom Niveau von „Harry Potter“ entfernt.
Ein mehr oder weniger gelungener Zauber
Der Film ist tonal unausgewogen, phantastische Launenhaftigkeit stößt auf Star Wars-Prequel-ähnliche politische Intrigen und Momente voller Bambi-basierter Brutalität. Abgesehen von einigen stilvollen Sequenzen und phantastisch eingesetzten CGI-Effekten fühlt sich Yates‘ Regie (sein siebter Eintrag in die Franchise) flach an.
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Den Zuschauer in die Welt der Zauberer zu versetzen, führt oft dazu, dass das Magische banalisiert wird. Aber mit den Antworten auf Credences Abstammung und einem vielversprechenden, wenn auch etwas überhasteten Finale, das die Bühne für ein viertes (und vielleicht letztes) Kapitel bereitet, bietet der Film einen Hauch Phönix-artiger Wiederauferstehung. Es ist ein mehr oder weniger gelungener Zauber.
Fazit: „Dumbledores Geheimnisse“ kann zwar nicht ganz mit dem typischen Potter-Zauber mithalten, bringt aber mit solider Action und emotionalen Momenten ein wenig Licht in die dunkelste Stunde der Zauberwelt. Film Bewertung 6 / 10
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