Nocturne | Film Kritik | Blumhouse | Amazon Prime Video
Story: Die Pianistin Juliet (Sydney Sweeney) lebt im Schatten ihrer begabteren Zwillingsschwester Vivian (Madison Iseman).
Da sich ein wichtiges Jahresabschlusskonzert an ihrer angesehenen Musikschule nähert, heckt Juliet einen Plan aus, um ihr Geschwisterchen in den Schatten zu stellen – mit ein wenig Hilfe eines Notizbuches, das aus dem Besitz einer kürzlich verstorbenen Klassenkameradin geborgen wurde.
Anm. d. Redaktion: Nocturne ist eine in der Zeit des Barock entstandene Musikform, die in ihrer Besetzung und Satzstruktur nicht festgelegt ist. In dieser Zeit überschneidet sich die Bezeichnung Nocturne mit der Serenade. In der heutigen Wahrnehmung verbinden sich mit dem Nocturne jedoch vor allem in der Romantik entstandene Charakterstücke für Klavier, als deren Erfinder der irische Komponist John Field gilt. q. wikipedia
Film Kritik:
von Ilija Glavas
Musik ist ein blutiger Sport
„Musik ist ein blutiger Sport“ – Diese Warnung spricht ein Klavierlehrer in Nocturne aus und er kann das noch gerne noch einmal sagen. Dieser visuell unbequeme und beunruhigende Musikschul-Horror des Regie Neulings Zu Quirke, treibt diese Aussage in eine Spirale der Gewalt und erschafft dabei eine Symphonie der Spannung aus dem Streben eines Schülers nach Perfektion, an einer Akademie, an der alles andere ein Scheitern bedeutet.
Als Horror Höhepunkt von Amazons Anthologie „Welcome To The Blumhouse“ erzählt der Film die Geschichte von Juliet, gespielt von einer sensationellen Sydney Sweeney, deren Konkurrenzverhältnis zu ihrer Zwillingsschwester sie dazu treibt, das Notizbuch einer Kommilitonin an sich zu nehmen, die kürzlich in den Selbstmord getrieben wurde.
Darin befinden sich dämonische Zeichnungen, die sie zum Schulerfolg, aber auch an eine gefährliche Grenze zu treiben scheinen. Es ist ein strafendes Crescendo des Schreckens, welches dabei gleichzeitig Zu Quirke als vielversprechende neue Dirigentin der Angst ankündigt.
Bild und Ton machen hier die Musik
Die Kamera Arbeit von Carmen Cabana und der Einsatz des Tonmaterials als Horrorelement, sind wirksam eingesetzt, wenn Julia ihren „Abstieg“ beginnt, in diesem, an Aronovsky`s „Black Swan“ erinnernden Porträts, dass die große Kunst einem große Opfer abverlangt.
Auch sind in Nocturne Reminiszenzen an die satanische Verführung in Ari Aster’s Hereditary enthalten, denn der Film fragt: Wie weit würdest du für deinen Ehrgeiz gehen? Der faustische Handel, den Julia in Nocturne abschließt, ist verführerisch, weil er überzeugend ist. Leider nicht konsequent genug in seiner Ausführung.
Sweeney, die zuvor in „Handmaid`s Tale“ und „Sharp Objects“ zu sehen war, zeichnet sich dadurch aus, dass sie subtile Ausdrucksformen und feurige Blicke findet, die ihre Eifersucht und Frustration gegenüber ihrer Schwester und ihrer Situation schweigend vermitteln.
Eine schaurig – schöne Düsternis
Der Film verfällt dadurch nie in einen pantomimischen Stil. Vivian mag den akademischen und romantischen Erfolg haben, der sich Julia entzieht, aber sie ist nicht das gemeine Mädchen in den Zügen, als das sie hätte porträtiert werden können. Zumal die Regie offen lässt, ob die seelischen Abgründe folgen des teuflischen Paktes sind oder erst jetzt ans Licht kommen.
Dieser Ansatz ist in den meisten psychologischen Horrorfilmen, die beliebteste Variante und doch, wäre eine Ausarbeitung an gewissen Stellen nicht nur Konsequent, sondern auch Zielführender gewesen. Regisseurin Zu Quirke legt ihren Fokus darauf, dass ihre Charaktere geerdet und die Bildsprache sowie das Sound Design haften bleiben.
Die schockierenden Schlussbilder von Nocturne konkurrieren in ihrer unheimlichen Schönheit mit denen, die Rose Glass‘ „Saint Maud“ – eine weitere Studie einer jungen Frau, die von dunklen Mächten unterjocht wird – abschließen.
Fazit: Nocturne ist neben Black Box der einzige der vier Blumhouse / Amazon Filme, der tatsächlich ein paar unheimliche Szenen hat. Letztendlich erweist er sich als Horrorfilm, wie auch als Coming-of-Age-Drama als zu durchschnittlich.
Es ist nicht unbedingt die schaurigste Nervenkitzel – Achterbahnfahrt, die man dieses Halloween erleben wird, aber seine düster bebilderte Schönheit kann nicht ignoriert werden. Wenn ihr Fans der psychologischen Horror Filme seid, wird Nocturne Musik in euren Ohren sein. Auch wenn er euch nicht als super-gruselig erscheint, dann ist Quirkes Film immer noch eine solide und visuell unbequeme Tour de Force.
Wertung: 6,5 / 10
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