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Monos Filmplakat

Monos Cast: Julianne Nicholson, Moisés Arias, Sofía Buenaventura, Julián Giraldo uvm.

Regie: Alejandro Landes

Laufzeit ca. 105 Minuten

Story:

Monos: Zwischen Himmel und Hölle.

Die Situation seines Heimatlandes Kolumbien sei eine „tickende Zeitbombe“, so beschreibt Regisseur Alejandro Landes, die Lage in Kolumbien. Auch ein Friedensvertrag zwischen Regierung und Rebellen, kann die gesellschaftliche Lage nicht entspannen.

Nun nahm sich Regisseur Landes dieses Themas in filmischer Form an. Erschaffte dabei mit MONOS – ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE ein bild gewaltiges und hochgradig elektrisierendes Werk, welches einem cineastischen Fieberrausch gleicht.

Landes erzählt die zeitlose Geschichte eines von jeglicher Zivilisation abgeschnittenen Rebellentrupps – Codename: Monos, der sich seine eigene Realität erschafft.

Berglandschafzt in Kolumbien auf 4000 Meter Höhe
Monos zwischen Himmel und Hölle zeigt einen Teenager Rebellen Trupp in einer lateinamerikanischen Bergregion.

Filmkritik:

von Ilija Glavas

Surreal und berauschend: Apocalypse Now trifft Herr der Fliegen

Monos beginnt hoch oben in den kolumbianischen Anden, wo acht Kinder mit verbundenen Augen Fußball spielen. Alles beginnt fröhlich. Aber jedes Bild dieser kindlichen Unschuld ist eine trügerische Fassade und von kurzer Dauer. Bald führt ein muskulöser Zwerg namens „Der Bote“ (Wilson Salazar) die unreifen acht beim Drilltraining an, bei dem sie mit Maschinengewehren umzugehen lernen.

Diese Kindersoldaten halten die amerikanische Ärztin Sara Watson (Julianne Nicholson) – für eine unsichtbare Rebellengruppe namens „Organisation“, als Geisel fest. Sie erhalten als Nebenaufgabe, sich um eine Kuh namens „Shakira“ zu kümmern, die vermutlich nach Kolumbiens berühmter Pop-Queen benannt ist.

Als der Bote „El Doctora“ verlässt, um in die Zivilisation zurückzukehren, spielen die Jugendlichen auf und verwandeln sich auf verblüffende Weise in die frechen kleinen „Monos“ des Titels. Das Wort selbst ist spanisch für „Affen“. So, wie „Der Bote“ sein Mini – Rebellen Regiment eben nennt.

Visuell auf höchstem Niveau, trifft dabei nicht immer die perfekte Erzählweise

Alle aufregenden, ungewöhnlichen Wendungen im zweiten Film des kolumbianisch-ecuadorianischen Regisseurs Alejandro Landes zu nennen, wäre eine undankbare Aufgabe.

Monos ist voll von chaotischen, seltsamen Leben, das gesehen und gefühlt werden muss. Es ist narrativ einfach gestrickt und hat keine starke, eindeutige politische Botschaft. Bleibt aber dennoch ein kleines brennendes, visuelles Kunstwerk. Nicht immer perfekt aber intensiv und authentisch genug, um dabei zu bleiben. Es gibt eine „Fast – Liebes – Geschichte“ -zwischen zwei der jungen Rebellen – Wolf (Julian Giraldo) und Lady (Karen Quintero). Aber betrunkene Teenager und automatische Waffen können zu schlimmen Folgen führen. Was folgt sind Machtkämpfe.

Interne Konflikte in der Gruppe erwachen, nachdem der kämpferische Bigfoot (Moises Arias) die Zügel in die Hand nimmt; die Geisel „El Doctora“ versucht wiederholt, zu entwischen. Wann immer man die „Macht“ auf dem Bildschirm spürt, ist ein Machtkampf nicht weit dahinter. Genau wie im wirklichen Leben.

Monos - Zwischen Himmel und Hölle
Chingaza Paramo in Cundinamarca in 4.000 Metern Höhe

Herr der Fliegen trifft auf Apokalypse Now im fiebrigen Zustand

Als schließlich ein Angriff aus dem Hinterhalt, hoch oben in den Wolken auf das Lager der Monos stattfindet, gleitet die Handlung mit geschmeidiger visueller Geschicklichkeit in den Dschungel hinab. Tief unten, wo Kino und Literatur so oft die Kontrolle und dann den Verstand verlieren. Siehe „Apocalypse Now“ und „Herr der Fliegen“. Sie sind neben Werner Herzogs fieberhaften Dschungelmanie-Klassikern „Aguirre, Zorn Gottes“ und „Fitzcarraldo“ offensichtliche Bezugspunkte.

Landes zeigt uns die Entschlossenheit der Kindersoldaten, sagt aber nichts über die Rekrutierung der Kinder, ihre Hintergründe. Was genau die „Organisation“ ist, erfährt man ebenfalls nicht. Man muss annehmen, dass sie Teil der langen internen Konflikte Kolumbiens sind, die seit den 1960er Jahren bestehen und immer noch vorhanden sind. Es handelt sich nicht um eine politische Darstellung, sondern um ein starkes Stück Film. Die Stimmung ist manchmal fiebrig, manchmal völlig berauscht.

Der Bote taucht erst spät wieder im Dschungelcamp auf, um zu untersuchen, warum es in den Reihen Unstimmigkeiten gibt. Die Befreiungsversuche von „El Doctora“ werden dabei immer intensiver. Die beiden Erwachsenen sind zweitrangig in diesen Film. Er handelt von den Kindern, vom Verlust ihrer Unschuld, ihren Ängsten und ihren Wünschen.

Atemberaubende Berglandschaft und stickiger Dschungel im Wechsel

Auf der Leinwand werden psychodelische Pilze konsumiert und die Figuren sind im Rauschzustand. Was aber die Zuschauer dazu bringt, sich zu berauschen, ist der Look und der Klang von Monos.

Bemerkenswerte Cinemascope-Bilder des Kameramanns Jasper Wolf, fangen Bergszenen ein, die am Chingaza Paramo in Cundinamarca auf 4.000 Metern Höhe gedreht wurden. Der Nebel, die Feuchtigkeit und die Wolken sind nicht weniger als betörend.

Das erstickende Dschungeldach der Samana-Flußschlucht in Antioquia, dominiert die zweite Hälfte des Films auf wundersame Weise. Für die Filmmusik liefert Mica Levi so einprägsame Musik wie beim Geigenmotiv auf „Under The Skin“. Diesmal mit Pfeifen, Perkussion und tosenden Techno-Synth-Riffs. Das Ergebnis ist ein passend spannender, Soundtrack.

Fazit:

Monos ist ein wilder, überraschender Ritt über die Berge und durch den Dschungel Kolumbiens. Damit gehört er zu den markantesten Filmen des Jahres 2019. Seine halluzinatorische Pracht mag an einige Klassiker des Kinos erinnern. Aber es ist dennoch ein außergewöhnliches Stück Film geworden.

Er steht für sich allein. Es ist unwahrscheinlich, dass Landes eine Fortsetzung oder einen Spin-off-Film produzieren wird. Aber wenn er ein „Monos Cinematic Universe“ schaffen würde, wäre es eine MCU, hinter welchem jeder – erhobenen Hauptes stehen könnte.

Wertung: 7,5 / 10

10 – Meisterwerk – 8-9  sehr gut – 6-7 gut – 5  Ziel erreicht – 3-4 grad noch wach geblieben – 1-2 Geldverschwendung – 0 Geld zurück verlangen  

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