Michael Madsen, langjähriger Weggefährte von Quentin Tarantino und markantes Gesicht in über 300 Film- und Fernsehproduktionen – darunter Reservoir Dogs, Kill Bill und Donnie Brasco – ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Wie das Los Angeles County Sheriff’s Department gegenüber The Hollywood Reporter bestätigte, wurde Madsen am Donnerstag Morgen leblos in seinem Haus in Malibu aufgefunden. Die Umstände deuten auf einen Herzstillstand hin.
Geboren am 25. September 1957 in Chicago, Illinois, war Madsen der Sohn eines Kriegsveteranen, der später Feuerwehrmann wurde, und einer Emmy-gekrönten Mutter. Seine Kindheit war geprägt von ständigen Umzügen, Spannungen mit Autoritäten und der permanenten Rolle des Außenseiters. Selbst bezeichnete er diese Jahre 1994 in einem Interview der L.A. Times als „chaotisch und abwechslungsreich“ – eine Mischung, die seinen späteren Rollen als kratzbürstiger Einzelgänger eine spürbare Tiefe verlieh. Schon früh sog Madsen die Leinwandlegenden seiner Kindheit auf: Bogart, Mitchum, Douglas – ein Trio von Schauspielern, deren Einfluss in Madsens knallharten Leinwandfiguren deutlich zu spüren ist.
Dass aus ihm ein Schauspieler wurde, war dennoch Zufall: Ein Besuch einer Of Mice and Men-Inszenierung mit John Malkovich im Steppenwolf Theatre veränderte alles. Statt Polizeiakademie: Szenenstudien. Statt Uniform: Revolver im Halfter des Antihelden. Sein Leinwanddebüt gab er 1983 im Thriller War Games. Danach: Auftritte in Serienklassikern wie Miami Vice und Cagney & Lacey, bevor er 1989 mit Kill Me Again neben Val Kilmer einen psychotischen Gangster spielte – eine Performance, die Quentin Tarantino aufhorchen ließ.
Es folgte The Doors, Thelma & Louise, und schließlich 1992 der große Knall: Reservoir Dogs. Als Mr. Blonde zementierte Madsen sein Image – tänzelnd zu „Stuck in the Middle With You“, mit Rasiermesser in der Hand und Wahnsinn im Blick. Die Szene – ikonisch, beunruhigend, unvergessen – machte ihn zum Kultstar.
Der Dichter mit der Pistole – ein Vermächtnis zwischen Blut und Poesie
In den folgenden Jahren blieb Madsen dem Image des kantigen Einzelgängers treu, verlieh ihm aber Nuancen. In Mulholland Falls, Species, Donnie Brasco und The Getaway war er der kompromisslose Typ, doch als Pflegevater in Free Willy zeigte er auch Wärme. Als Virgil in Wyatt Earp bewies er dramatisches Gespür – auch wenn er später beklagte, dass ihm für diesen Film die Rolle des Vincent Vega in Pulp Fiction entging. Sein Anspruch an sich selbst blieb hoch. Und mit Tarantino blieb er verbunden: In Kill Bill spielte er Budd, den melancholischen Bruder von Bill – Cowboyhut, Whiskyglas, Schuldgefühle inklusive. Madsens berühmte Zeile „Diese Frau verdient ihre Rache, und wir verdienen den Tod“ fasst Budds Welt ebenso gut zusammen wie seine eigene Kunst.
Auch in Tarantinos The Hateful Eight als Joe Gage oder in Once Upon a Time in Hollywood war Madsen dabei. Neben Blockbustern (Stirb an einem anderen Tag), Videospielen (GTA III) und Indie Produktionen arbeitete er unermüdlich – bis zuletzt waren 18 neue Projekte in Planung. Und ein Buch: Tears For My Father: Outlaw Thoughts and Poems, das noch erscheinen soll. Seine Karriere war geprägt von Höhen, Brüchen, Comebacks – und von persönlichem Schmerz. Doch seine Präsenz blieb unerreicht. Ob auf der Leinwand oder in Erinnerung: Madsen war da, laut, kantig, voller Widersprüche.
In den Stunden nach seinem Tod überschlugen sich die sozialen Netzwerke mit Erinnerungen an einen echten Hollywood-Outlaw. Seine Schwester Virginia Madsen veröffentlichte ein Statement beim Branchenblatt Variety, das mit poetischer Kraft Abschied nimmt:
„Mein Bruder Michael hat die Bühne verlassen. Er war Donner und Samt. Unfug verpackt in Zärtlichkeit. Ein als Geächteter verkleideter Poet. Ein Vater, ein Sohn, ein Bruder – geprägt von Widersprüchen, gemildert durch eine Liebe, die ihre Spuren hinterließ. Wir trauern nicht um eine öffentliche Figur. Wir trauern nicht um einen Mythos – sondern um einen Menschen aus Fleisch und Blut und mit einem wilden Herzen. Der laut, brillant und halb in Flammen stehend durch das Leben stürmte.
Der uns ein Echo hinterlässt – schroff, brillant, unwiederholbar – halb Legende, halb Wiegenlied.“Variety
Ein Mensch aus Fleisch, Blut – und ein wildes Herz. So erinnert sich Virginia Madsen an ihren Bruder. Und so wird auch die Welt ihn in Erinnerung behalten: als den Mann, der Hollywood nie zähmte – aber es zum Tanzen brachte. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und allen, die ihn lieben. Michael Madsen hinterlässt ein unvergängliches Echo in der Filmgeschichte.