Inhalt: MEGALOPOLIS ist eine epische römische Fabel, die in einem modernen Amerika spielt. Die Stadt New Rome muss sich verändern, was zu Konflikten zwischen dem genialen Künstler Cesar Catilina (Adam Driver), und seinem Widersacher, dem Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito) führt. Während der eine den Sprung in eine utopische, idealistische Zukunft wagt, hält der andere an einem rückwärtsgewandten Status quo fest, der von Gier, Partikularinteressen und Partisanenkriegen geprägt ist.
Francis Ford Coppola hat in seiner langen Karriere bewiesen, dass Zeit oft der größte Richter seiner Werke ist. Wie bei Klassikern wie Der Pate oder Apocalypse Now wird auch sein neuestes Projekt Megalopolis sicherlich viele Diskussionen hervorrufen. Doch wird es wie seine früheren Meisterwerke gefeiert oder eher wie das missverstandene One from the Heart enden? Das wird sich zeigen.
Coppola selbst vergleicht Megalopolis mit James Joyce‘ Ulysses, einem Werk, das die Mythen der Antike in die Moderne überträgt. Und genau wie dieser literarische Meilenstein ist Megalopolis voller Ehrgeiz, konzeptioneller Verwegenheit und gelegentlicher Unverständlichkeit.
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Es ist eine „Fabel“ und erforscht die Untergangsszenarien eines Imperiums, zieht Parallelen zwischen dem heutigen Amerika und dem alten Rom und beleuchtet tiefgreifende Themen wie Macht, Korruption Kunst und Kreativität, den Drang nach Fortschritt und die Grausamkeit des Status quo. Letztlich ist es ein 120 Millionen Dollar teurer Film über Stadtplanung, für den Coppola sogar einen Teil seines Weinguts verkauft hat.
Ein Film, der Zeit braucht
Adam Driver spielt den visionären Architekten Cesar Catilina, der verzweifelt versucht, ein neues Rom mit dem mystischen Element Megalon wiederaufzubauen. An seiner Seite steht Julia (Nathalie Emmanuel) als Muse, während ihr Vater, Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito), als erbitterter Rivale auftritt.
Driver wird mit spektakulären Bildern vorgestellt: Seine Figur thront über einer Metropolis-ähnlichen Stadtkulisse und trotzt den physikalischen Gesetzen und göttlichen Glaubenssätzen. Wenig später stürzt er sich in eine an Baz Luhrmann erinnernde, farbenprächtige, rauschhaft ausgelassene Halluzination.
Ein anderes Mal ist Coppolas Kamera schonungsloser: Die Statue der Lady Justice bricht buchstäblich vor Erschöpfung in sich zusammen; ein Elvis-Imitator singt „America The Beautiful“; es gibt Filmaufnahmen von 9/11. Der Subtext wird hier zum Haupttext, Symbolik hin oder her.
Ein überwältigendes, visuelles Erlebnis
Es gibt immer wieder unerwartete, beinahe surrealistische Wendungen im Film: von Shia LaBeouf als augenbrauenlosem Trump-Avatar bis hin zu bizarren Nebenhandlungen über Jungfrauengelübde. Dustin Hoffman taucht für fünf Minuten auf, um dann in einer Rückblende zu enthüllen, dass er inzwischen gestorben ist. Aubrey Plaza spielt eine Figur namens „Auntie Wow“ und Jon Voight scheint eine Erektion zu bekommen, bevor er mit Pfeil und Bogen auf seinen Sohn zielt.
Doch trotz dieser scheinbaren Absurditäten hat der Film einen dichten thematischen Kern, der Utopie und Dystopie geschickt miteinander verwebt. Coppola steht wie sein Protagonist Cesar im Zentrum seines eigenen utopischen Traums, einer monumentalen Vision, die von Selbstüberschätzung strotzt und sich daher nur schwer in ein einziges Genre einordnen lässt.
Mit 85 Jahren könnte Megalopolis der letzte Film von Coppola sein – ein visuell höchst beeindruckendes, oft chaotisches, aber auch sehr mutiges Werk. Die Parallelen zwischen ihm und seinem Protagonisten sind unübersehbar. Beide sind getrieben von einer unermesslichen Vision und der Frage: „Gibt es noch Zeit, diese zu verwirklichen?“ Wie so oft wird auch hier die Zeit zeigen, wie dieser Film letztlich bewertet wird.
Fazit
Megalopolis ist kein gewöhnlicher Film. Es ist überschwängliche, schwer zugängliche Kost, die mit großen Ideen und noch größeren Ambitionen spielt, verpackt in imposanten Bildern und extravaganten Kulissen. Obwohl der Film nicht immer stimmig wirkt, zeigt er, dass Coppola mit 85 Jahren immer noch der mutige und visionäre Filmemacher ist, der die Grenzen des Mediums ausreizt. Es ist zu bezweifeln, dass er als Klassiker in die Filmgeschichte eingehen wird, aber eines ist sicher: Es ist ein Werk, das den Betrachter lange Zeit beschäftigen und ebenso schnell wieder in Vergessenheit geraten kann.
Film Bewertung 6 / 10