Eine kleine Wohnung in Teheran, sechs junge Frauen und eine mutige Professorin: Mit Lolita lesen in Teheran bringt Regisseur Eran Riklis die bewegenden Memoiren von Azar Nafisi auf die Leinwand. In poetischen Bildern entfaltet sich ein Drama über Hoffnung, Mut und die stille Kraft der Literatur – getragen von Golshifteh Farahani, die Nafisi mit eindrucksvoller Präsenz verkörpert.
Verbotene Bücher, gefährliche Träume
Teheran in den 1990er-Jahren: Nach der Revolution prägen religiöse Kontrolle und politische Repression den Alltag. Die Literaturprofessorin Azar Nafisi wagt einen gefährlichen Schritt. Sie lädt sechs Studentinnen in ihre Wohnung, um verbotene Werke westlicher Literatur zu lesen – von Nabokovs Lolita bis hin zu Austen und Fitzgerald. Zwischen den Seiten dieser Bücher entdecken die Frauen nicht nur neue Welten, sondern auch ihre eigene Stimme. Das Lesen wird zum stillen Akt der Selbstermächtigung und eröffnet Räume innerer Freiheit in einer Gesellschaft, die sie kontrollieren will.
Neben Golshifteh Farahani überzeugt Zar Amir in einer weiteren zentralen Rolle. Gemeinsam mit einem starken Ensemble gelingt es, die Spannung zwischen Unterdrückung und Selbstbehauptung eindrucksvoll sichtbar zu machen. Riklis bleibt nahe an den Figuren, zeigt sie verletzlich, hoffnungsvoll und rebellisch zugleich.
Ein Film über die Kraft der Worte
Lolita lesen in Teheran ist mehr als eine Literaturverfilmung – es ist ein Film über die Kraft der Fantasie, die selbst in den dunkelsten Zeiten Widerstand leisten kann. Die poetische Bildsprache verbindet das Private mit dem Politischen und macht spürbar, wie gefährlich, aber auch befreiend das Lesen in einer Diktatur sein kann.
Seine Weltpremiere feierte das Drama 2024 beim Rome Film Fest, wo es gleich zwei Auszeichnungen erhielt: den Publikumspreis und den Sonderpreis der Jury für die weibliche Besetzung.
