Schnappt euch eure Hattori-Hanzo-Schwerter: Es gibt aufregende Neuigkeiten aus dem Tarantino-Universum. Neben den vagen Hoffnungen auf ein mögliches Kill Bill Vol. 3 sorgt jetzt die Ankündigung von The Whole Bloody Affair für Schlagzeilen. Was bisher nur wenigen Glücklichen in vereinzelten Sondervorführungen vorbehalten war, kommt nun erstmals offiziell ins Kino – Quentin Tarantinos vollständige Vision von Kill Bill, so wie er sie ursprünglich konzipiert hatte.
Als Tarantino Anfang der 2000er Jahre an Kill Bill arbeitete, war das Projekt von Anfang an als ein einziges episches Werk gedacht. Erst im Schneideraum fiel die Entscheidung, das Material in zwei eigenständige Filme aufzuteilen: Kill Bill Vol. 1 (2003) und Vol. 2 (2004). Während die beiden Filme für sich stehen konnten und Kultstatus erreichten, gab es immer wieder Diskussionen um Tarantinos ursprüngliche Version. Unter Eingeweihten war sie bekannt als The Whole Bloody Affair – die ungekürzte, komplette Fassung des Rache-Epos rund um „Die Braut“.
Mehr Blut, mehr Anime, mehr Tarantino
Lionsgate bringt The Whole Bloody Affair noch in diesem Jahr in die US-Kinos. Gezeigt wird die Fassung sowohl auf 35mm als auch auf 70mm – ein seltener Genuss für Puristen und Cineasten. Die Kinofassung enthält außerdem über sieben zusätzliche Minuten animiertes Material, die bislang noch nie veröffentlicht wurden. Tarantino selbst beschreibt die Version als die „beste Art, Kill Bill zu sehen“ – am besten auf einer großen Leinwand, mit all den überbordenden Blutspritzern, für die das Werk berüchtigt ist. Kill Bill war von Beginn an mehr als nur ein Actionfilm.
Tarantino verschmolz Elemente des Eastern, des Samurai-Kinos, des Italowesterns und des Exploitationfilms zu einem grellen, zugleich hochstilisierten Rache-Märchen. Mit Uma Thurman als „The Bride“ schuf er eine der prägendsten Frauenfiguren des modernen Kinos, deren gelber Kampfanzug längst ikonisch ist. Die Filme inspirierten unzählige Hommagen, Parodien und Zitate in der Popkultur – von Musikvideos über Comicserien bis hin zu Videospielen. Die legendäre „House of Blue Leaves“-Sequenz mit der blutgetränkten Auseinandersetzung gegen die Crazy 88 gilt bis heute als ein Meilenstein des Actionkinos.
Zugleich zeigte Tarantino, dass Martial-Arts-Ästhetik und westlicher Genrefilm auf höchstem cineastischem Niveau miteinander verschmelzen können. Mit Vol. 2 erweiterte er den Tonfall: weniger Splatter, mehr Western und Drama, tiefere Dialoge, sogar philosophische Passagen über Superheldenidentitäten und Schicksal. Gemeinsam bilden beide Filme ein Monument, das die Grenzen des Genrekinos sprengte und Tarantinos Ruf als kompromisslosen Akteur festigte.
Kultstatus und Zukunftsperspektive
Bisher ist die Veröffentlichung auf die USA beschränkt. Doch die Tatsache, dass Lionsgate die Version nun auf breiter Front ins Kino bringt, deutet darauf hin, dass The Whole Bloody Affair bald auch in anderen Märkten erscheinen könnte – ob in Großbritannien, Deutschland oder später auf Streaming-Plattformen. Für Fans, die Tarantinos blutig-brachiales Samurai-Western-Märchen bisher nur als geteiltes Double Feature kennen, ist dies ein Ereignis von historischem Gewicht.
Fast 20 Jahre nach dem Start von Kill Bill dürfen Tarantino-Fans den Film nun so sehen, wie der Regisseur ihn einst konzipierte: als monumentales, gnadenloses Epos. The Whole Bloody Affair ist nicht nur ein Geschenk an Cineasten, sondern auch eine Erinnerung daran, wie kompromisslos Tarantino Kino denkt – als großes, blutgetränktes Erlebnis, das man am besten in 70mm im Kino genießt.