Inhalt: Karate Kid: Legends vereint die kultigen Martial-Arts-Meister einer der beliebtesten Filmreihen aller Zeiten, um eine völlig neue Geschichte voller Action und Herz zu erzählen. Als das Kung-Fu-Wunderkind Li Fong (Ben Wang) mit seiner Mutter nach New York City umzieht, um eine angesehene neue Schule zu besuchen, findet er Trost in einer neuen Freundschaft mit einer Klassenkameradin und ihrem Vater. Doch sein neu gefundener Frieden ist nur von kurzer Dauer, als er die unerwünschte Aufmerksamkeit eines furchteinflößenden örtlichen Karatemeisters auf sich zieht. Von dem Wunsch getrieben, sich selbst zu verteidigen, begibt sich Li auf eine Reise, um am ultimativen Karatewettbewerb teilzunehmen. Geleitet von der Weisheit seines Kung-Fu-Lehrers Mr. Han (Jackie Chan) und dem legendären Karate Kid Daniel LaRusso (Ralph Macchio), vereint Li ihre einzigartigen Stile, um sich auf einen epischen Kampfsport-Showdown vorzubereiten.
Ralph Macchio und Jackie Chan: Mehr Cameo als Rückhalt
Mit Karate Kid: Legends versucht Sony Pictures, zwei Generationen von Fans zu vereinen: die Kinder der 80er, die mit Daniel LaRusso und Mr. Miyagi aufgewachsen sind, und die heutige Streaming-Generation, die Cobra Kai verschlungen hat. Dazu holt man sowohl Ralph Macchio als ikonischen Daniel-san als auch Jackie Chan alias Mr. Han aus dem 2010er-Remake zurück – ein vielversprechendes Cross-Over auf dem Papier. Doch die Realität auf der Leinwand sieht anders aus: Die vermeintlichen Stars des Franchises rücken zugunsten eines neuen Gesichts in den Hintergrund.
Im Zentrum steht Ben Wang als Li, ein jugendlicher Außenseiter, der in eine neue Stadt (bzw. ein neues Land) zieht und schnell mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens konfrontiert wird. Seine Geschichte folgt bekannten Pfaden: Neue Umgebung, Junge trifft Mädchen (Sadie Stanley), Mobbing durch lokale Martial-Arts-Kids, ein eigenwilliger Mentor – und schließlich ein großes Turnier, das nicht nur den Körper, sondern auch den Geist fordert.
Es klingt bekannt – und das ist es auch. Karate Kid: Legends folgt der bewährten Formel seiner Vorgänger, von der ikonischen Trainingsmontage bis zum emotionalen Höhepunkt des Wettkampfs. Doch trotz der zahlreichen Déjà-vu-Momente gelingt es dem Film, eine eigene Identität zu schaffen, nicht zuletzt dank Wangs sympathischer Präsenz und der actiongeladenen Handschrift des Jackie Chan-Stuntteams, das den Kämpfen einen modernen, dynamischen Drive verleiht, der sich manchmal anfühlt wie aus einem Computerspiel – Einblendungen von Hit-Points inklusive.
Kung-Fu trifft Karate – und ein wenig Drehbuchmagie
In einer interessanten Wendung übernimmt Li zu Beginn selbst die Rolle des Mentors – für einen ehemaligen Boxer (Joshua Jackson) und Betreibers einer Pizzeria – der Schulden bei einem Kredithai hat. Erst in der zweiten Hälfte des Films wird klar, dass Li selbst noch viel zu lernen hat. Der große Moment für das Zusammentreffen von Mr. Han (Jackie Chan) und Daniel LaRusso (Ralph Macchio) wird dabei lange hinausgezögert – zu lange. Was wie der emotionale Kern des Films beworben wurde, entpuppt sich als späte Randnotiz.
Dass beide Kampfkunst-Meister gemeinsam auftreten, basiert auf einem reichlich konstruierten Plot-Twist: Durch alte Filmaufnahmen und eine Prise Franchise-Magie wird erklärt, dass Miyagis Vorfahr mit dem Ahn von Mr. Han zusammen trainierte – was die Brücke zwischen Karate und Kung-Fu schlagen soll. Das ist hanebüchene Mythologie, aber auch charmant genug, um sich dem nostalgischen Eskapismus hinzugeben.
Während die Rückkehr von Macchio und Chan auf dem Poster groß beworben wird, bleibt ihre tatsächliche Präsenz im Film überraschend blass.Dies geschieht erst nach über einer Stunde des Films, was ziemlich enttäuschend ist. Macchios Auftritt wirkt wie ein nachträglicher Einfall, und der Film bietet nur einen geringen erzählerischen Bezug zu Cobra Kai. Chan bekommt auch nicht viel zu tun, abgesehen davon, dass er Lebenslektionen im Glückskeks-Stil zum Besten gibt, und nur ein paar schwungvolle Actionszenen nebenbei zeigen darf.
Fazit: Karate Kid: Legends mag nicht alle Erwartungen erfüllen, vor allem nicht, was das große Aufeinandertreffen der beiden Urgesteine des Karate – Genres angeht. Dennoch bleibt der Film ein lebendiger Beitrag zum Franchise, der vor allem mit seinem neuen Hauptdarsteller und handwerklich solider Action überzeugt. Für hartgesottene Fans gibt es Anspielungen, um in Nostalgie zu schwelgen, und für Neulinge funktioniert er als klassische Coming-of-Age-Geschichte mit Martial-Arts-Einschlag – ganz im Sinne des Originals. Film Bewertung 6 / 10