Produktion: USA 2021 | Genre: Krimi / Drama | Regie: Ridley Scott | Mit: Lady Gaga, Salma Hayek, Al Pacino, Jeremy Irons, Adam Driver, Jared Leto u.a. | Laufzeit: ca. 158 Minuten | FSK: Ab 12 Jahren
Inhalt: Beginnend im Jahr 1970 folgt der Film den düsteren Geheimnissen und tödlichen Intrigen hinter den glamourösen Kulissen der berühmten Modedynastie. Im Mittelpunkt steht die vielschichtige Patrizia Reggiani (Lady Gaga), die Maurizio Gucci (Adam Driver) heiratet, einen der Erben des ikonischen Modehauses.
Immer wieder konkurriert sie mit den Schlüsselfiguren des Familienunternehmens um Kontrolle und Macht, unter anderem mit ihrem Ehemann, dessen geschäftstüchtigem Onkel Aldo (Al Pacino), seinem risikofreudigen Cousin Paolo (Jared Leto) sowie seinem traditionsbewussten Vater Rodolfo (Jeremy Irons).
Es ist vermutlich genau dieser Moment, in dem Lady Gaga und Salma Hayek ein gemeinsames Schlammbad nehmen und über Zaubersprüche diskutieren, der einem bewusst macht, dass House Of Gucci nie etwas mit dem Begriff Normalität im Sinn hatte.
Lady Gaga ist Patrizia Reggiani, die gekränkte Frau, welche die Modewelt auf den Kopf zu stellen versucht. Hayek ist die Hellseherin Pina Auriemma, die irgendwie in all das verwickelt wird, seit Patrizia in ihrer Call-in-TV-Show angerufen hat. Einfach so. Das ist ein bizarrer Nebenstrang eines von Beginn an durchgeknallten Films, dessen Tonalität einerseits belustigt, und bei der man sich als Zuschauer gleichzeitig fragt, was das für eine Erzählung werden soll.
Film Kritik zu „The Ice Road“ mit Liam Neeson
Der Film basiert auf Sara Gay Fordens Buch The House Of Gucci: A Sensational Story Of Murder, Madness, Glamour, And Greed von 2001, und genau das ist Ridley Scotts Verfilmung auch. Dabei geht es Scott nicht um subtile Feinheiten. Ganz im Gegenteil.
Alles, was passiert, ist überdimensioniert, und so ziemlich jeder Auftritt ist überdimensional: Abgesehen von Jack Huston, der als Geschäftsmann Domenico De Sole fast schon erschreckend natürlich wirkt, als hätte er das Drehbuch nicht verstanden.
Wir müssen über Jared Leto sprechen
Adam Driver, dessen Maurizio größtenteils unauffällig ist, agiert hier, nun ja, ausgesprochen solide.
Gaga, die nie langweilig ist, beisst sich immer wieder durch die Kulissen wie ein schrecklicher Piranha. Al Pacino, in der Rolle des Firmenchefs Aldo Gucci, wirkt wie ein alternder Scarface ( bei einem Meeting erwartet man, dass er die Maschinenpistole unter dem Tisch hervor holt), während Jared Leto, …tja. Wo soll man bei Jared Leto anfangen?
In House of Gucci sieht Jared Leto aus, als wäre er aus Gotham City zu Besuch gekommen. Er erinnert ein wenig an Oswald Cobblepot (Der Pinguin) in Batman Returns, und seine Performance unterscheidet sich auch nicht wesentlich davon.
Er tauscht seine eigene makellose Erscheinung gegen Prothesen aus, die ihn als kahlköpfigen, korpulenten Designer Paolo Gucci darstellen, wobei er jede Zeile (fast) singend vorträgt. Es wird keine noch so kleine Betonung ausgelassen, wenn er sich mit Vokalen vergnügt und mit Konsonanten um sich wirft. Wahrscheinlich hat noch kein Schauspieler so viel Spaß an einer Rolle gehabt wie er in diesem Film. Aber ist er großartig oder einfach nur lächerlich?
Die Antwort lautet eindeutig: Ja. Beides. Am liebsten würde man dafür bezahlen, dass er mit dieser Masche eine One-Man-Show am Broadway veranstaltet. Wie auch immer das aussehen soll.
Sprüche für die Ewigkeit
Und damit ist auch der Film selbst auf den Punkt gebracht. Die Geschichte will Sharon Stones Figur in Casino sein, und sie ist es, und sie ist es auch nicht. Auch wenn die Handlung opernhaft daherkommt, ist sie trotz ihrer unbestreitbar shakespeareschen Verstrickungen seltsam undramatisch, denn die Inszenierung wirkt sehr distanziert.
Und bei all der Tragik werden auch keine Tränen fließen, aber vielleicht ist das ja der Sinn der Sache? Es ist eine Fallstudie über ein Unternehmen, das aus dem Ruder gelaufen ist, und obwohl man keine dieser Personen wirklich als Menschen kennenlernen wird, würde man das wahrscheinlich auch gar nicht wollen. Doch das ist zweitrangig, weil es so viel Wahnsinn zu bestaunen gibt.
Da gibt es z.B. Sprüche für die Ewigkeit (die von denen, die sie vortragen, besonders genossen werden). „Verwechsle niemals Scheiße mit Schokolade.“ Oder wie wäre es damit: „Ein Dinosaurier, der sich als Arschloch ausgibt.“ Und vielleicht der beste von allen: „Es ist eine Erinnerung, eingewickelt in Lycra“. Aber, um diesen grotesken Wahnsinn zu begreifen, muss man schon ins Kino gehen.
Fazit: Eines muss man Ridley Scott lassen: Er macht auch mit 83 Jahren noch völlig einzigartige Filme, die, aus welchen Gründen auch immer, unsere ungeteilte Aufmerksamkeit verlangen. Außerdem wird Jared Leto uns in unseren Träumen heimsuchen. Film Bewertung 7 / 10
Trackbacks/Pingbacks