Netflix Serie Hollywood mit dem Hollywood Hills Buchstaben H im Sonnenlicht. Menschen stehen oben drauf.

Erstausstrahlung: 1. Mai 2020

Sender: Netflix

Genre: Drama als Mini Serie in sieben Episoden

Serien Kritik:

Eine alternative Story über das La La Land zu Beginn seines goldenen Zeitalters

Hollywood ist eine US-amerikanische Mini Serie, die am 1. Mai 2020 auf Netflix veröffentlicht wurde. Die Idee zur Serie stammt von Ryan Murphy und Ian Brennan, die bereits zusammen die Produktionen Glee, Scream Queens, American Horror Story und „The Politician“ erdachten.


Hollywood
Die vier von der Tankstelle bringen Kunden ins Dreamland ©Netflix

Netflix hat sich Murphys Dienste mit einem Fünf-Jahres Vertrag über 300 Mio Dollar gesichert. So liefert er uns eine weitere Vision seines Amerika Bildes und kratzt den Glitter vom Pokal, bis der Rost zum Vorschein kommt.

Die Netflix-Serie des „Glee„-Teams paart reale Personen aus dem Tinseltown der 1940er Jahre mit fiktiver Geschichte. Aber die Neu – erzählte Auferstehung Hollywoods, gerät auf halbem Wege ins Stocken.

Es war einmal…

…im Nachkriegs-Hollywood: dort lebte der aufstrebende Schauspieler Rock Hudson mit dem afro-amerikanischen Drehbuchautor Archie Coleman zusammen. Hattie McDaniel wurde Mentorin von Camille Washington, der ersten schwarzen Frau, die für den Oscar als beste Schauspielerin nominiert wurde. Die Frau des legendären Studiobosses Ace Amberg übernahm die Zügel, als Amberg einen Herzinfarkt erlitt, und Vivien Leigh hatte eine sexuelle Affäre mit einem gescheiterten Schauspieler namens Ernie. Der wiederum, an einer Tankstelle einen Prostitutionsring betrieb.

Wenn nur bei einigen dieser Namen eine Glocke klingelt, dann deshalb, weil die Mitschöpfer Ryan Murphy und Ian Brennan („Glee“, „Scream Queens“) in der Mini – Netflix – Serie „Hollywood“, einen neuen Blick auf die Geschichte des Hollywoods der 1940er Jahre geworfen haben. Mit einer Mischung aus realen und fiktiven Charakteren a la Quentin Tarantinos „Es war einmal … in Hollywood“.


Hollywood
Hoffen bei der Oscar Verleihung „Hollywood“ ©Saeed Adyani Netflix

Reale Ikonen gepaart mit fiktiven Hauptdarstellern

Die Hauptdarsteller in „Hollywood„: ein Regisseur, ein Drehbuchautor, ein paar Schauspieler, der bereits erwähnte Studioboss und der Tankstellenbesitzer/Zuhälter – sind erfunden. Sie interagieren mit Leuten wie Tallulah Bankhead, Noel Coward, Anna May Wong, dem realen Talent-Agenten Henry Willson. Auch mit Cole Porter und sogar Eleanor Roosevelt. Es ist eine faszinierende Mischung aus Fakten (oder zumindest Geschichten, die auf faktischen Charakteren basieren) und Fiktion. Die Stärken der Serie liegen in ihrer Originalität, was sich am kompletten Setting und Vibe der 40er Jahre zeigt.

Mit Big-Band-Klassikern von Benny Goodman und Glenn Miller auf dem Soundtrack und einer Non-Stop-Moden Schau fabelhafter zeitgenössischer Mode und Automobile, die den Ton des Goldenen Zeitalters der Nachkriegszeit mitbestimmen, widmet „Hollywood“ seine ersten Episoden der Vorstellung einer Gruppe junger Hoffnungsträger, die etwa zur gleichen Zeit in Los Angeles ankommen, um ihre Showbiz-Träume zu verfolgen.

Die schauspielerischen Leistungen der Besetzung aus aufstrebenden Stars und zuverlässigen Hollywood – Veteranen sind sehr Überzeugend. Aber wie so mancher Kinofilm kann „Hollywood“ die Drehbuch-Probleme, die etwa in der Mitte der Geschichte auftauchen, nicht überwinden. Die Episoden 3 und 4 ziehen sich und fühlen sich Orientierungslos an. Ab Folge 5 zieht der Plot wieder an, dann verfolgen wir gespannt die neuen Entwicklungen.


Hollywood
Zu der Zeit Stand „Hollywoodland“ auf den Hollywood Hills

Prostitution als Generalmotiv

Wenn wir die junge Garde Kennenlernen, haben sie alle zu kämpfen. Und in einigen Fällen greifen sie zu verzweifelten Maßnahmen, um zu überleben. Bei allem Glanz ist Hollywood ein brutaler Ort. Es schnürt dir die Kehle ab, lässt dich sexuelle Gefälligkeiten erledigen und ist Gnadenlos. Erniedrigung, Rassismus, Homophobie und #metoo – werden hier deutlich thematisiert. Wer nicht mitmacht ist raus. So einfach wie brutal, lässt man dich im „La La Land“ am ausgestreckten Arm verhungern.

Man folgt Jack Costello auf seinem Glückspfad durch die Story. Er ist verheiratet und der Nachwuchs ist unterwegs, aber er zögert keine ganze Hollywood-Minute lang, bevor er sich dem Team der gut aussehenden jungen Gigolos anschließt, welche sich als Mitarbeiter an der „Golden Tip“-Tankstelle ausgeben. In Wirklichkeit aber Prostituierte sind, die von dem bereits erwähnten Ernie angeheuert wurden, um die älteren Männer und Frauen zu bedienen.

Text lernen ist wichtiger Bestandteil in Hollywood ©Netflix

Die „Kunden“ fahren vor und äußern ihre Absichten mit dem Satz „Ich will ins Traumland“. Der Satz steht für dabei für alle Beteiligten. Jeder der hier agierenden möchte den Zugang zum „Dreamland“ – sprich, Hollywood. Eine solche Stammkundin ist Avis Amberg (Patti LuPones), die vernachlässigte Frau des Studiochefs Ace Amberg (Rob Reiner).

Bevor man dreimal schnell „Tinseltown“ sagen kann, arbeitet Avis mit dem Regisseur Raymond, dem Drehbuchautor Archie und den Hauptdarstellern Jack und Camille zusammen. Um einen Film mit dem Titel „Meg“ zu drehen, der sicherlich Kontroversen auslösen wird, da es sich um eine Rassen vermischte Liebesgeschichte handelt. Und wie alle Filme im Film – ist die Qualität der gezeigten Aufnahmen – auch wenn wir wissen, dass es Film ist – nicht befriedigend genug.

Das ist alles schön bebildert, lebt den 40er Jahre Vibe und die Aufbruch-Stimmung der Industrie. Man merkt es am Schauspiel, welches noch die Theatralik der Stummfilm Zeit hat. Die Serie macht nicht viel falsch – sie ist nur schlussendlich nicht konsequent genug, einige Storys zu Ende zu bringen.

Das größte Problem der Serie ist seine Inkonsequenz

Was uns zum größten Problem der Serie führt. In jeder Geschichte über Hollywood müssen #MeToo-Themen angesprochen werden, und diese Serie hat eine eigentümliche, sogar verstörende Art, damit umzugehen. Jim Parsons liefert eine zweifellos gute Leistung als Talent-Jäger und Manager Henry Willson, aber das ist auch ein Teil des Problems.


Jim Parsons ( li. ) in der kontroversen Rolle des Agenten Henry Willson ©Netflix

Er ist zweifellos gut. Ganz gleich, wie oft er seine Kunden sexuell missbraucht, sie manipuliert, erniedrigt und erpresst und Menschen ausnutzt, die machtlos sind, ihn zu stoppen. Er wird immer als ein guter Charakter dargestellt, als jemand, der sich auf der richtigen Seite der Geschichte befindet, weil… ja, warum eigentlich? Weil er eine rührselige Geschichte hat, die er mit Rock Hudson monologisiert? Das ist ernsthaft alles, damit er seine Erlösung erhält. Wir wollen nicht zu viele Spoiler verraten, aber die Tatsache, dass diese Serie die Kühnheit besitzt mit der Auf bzw. Erlösung von Henry Willsons Handlung zu enden, ist abstoßend.

Anscheinend hat niemand hinter den Kulissen darüber nachgedacht, was er da tat. Da hat kein Verantwortlicher innegehalten und gemerkt, dass zur Besetzung der Serie auch Mira Sorvino gehört, selbst ein unverblümtes Opfer sexueller Übergriffe von Harvey Weinstein. Anscheinend hat niemand darüber nachgedacht, bevor er Henry Willson zu einer wichtigen, sympathischen Figur in einer Geschichte über den Kampf gegen das korrupte System Hollywoods machte.

Die Tatsache, dass sich die Mehrheit (zumindest einigen Historikern zufolge) immer noch nicht sicher ist, ob der echte Willson seine Klienten tatsächlich missbraucht hat oder nicht, macht es möglicherweise noch schlimmer. Denn das bedeutet, dass Murphy die Wahl getroffen hat, Wilson in seiner Serie als sexuellen „Menschen – Jäger“ darzustellen, und sich dennoch entschied, ihn zu erlösen.

Fazit:

Ryan Murphy vermischt den Zynismus von American Horror Story mit der Schmonzette aus Glee zu einer einzigartigen Art von Hollywood-Revisionismus. Mit Abstrichen, ein nostalgischer und melancholischer Blick auf das „Was Wäre Wenn“ wir die Geschichte neu schreiben könnten.

Fans von Once Upon A Time … und Kenner der dargestellten echten Schauspieler aus der Ära, werden ihren Spaß haben. Für Neulinge ohne Vorwissen, wird es ein Spiegel der Grausamkeiten und Dekadenz sein. Eine Hollywood – Fiktion, die realistischer nicht sein könnte. Mit zwei schwachen Episoden bleibt es eine Empfehlung an alle Liebhaber des Kinos und Dramas. Die Charakterzeichnung von Willson, ist der größte Kritik Punkt, was Jim Parsons Leistung nicht schmälern soll.

Gerettet wird die Serie durch ihren Schrei nach Änderung der politischen Gegebenheiten – sei es in Hollywood oder auf Landes Ebene. Wie es wäre wenn Frauen, Homosexuelle und Schwarze in Amerika eine alternative Vision ihres Amerikas, ihrer Traumfabrik – kreieren würden. Was am Ende zählt, ist (s)eine Geschichte erzählen zu dürfen.

Wertung: 6,5 / 10

10 – Meisterwerk – 8-9  sehr gut – 6-7 gut – 5  Ziel erreicht – 3-4 grad noch wach geblieben – 1-2 Geldverschwendung – 0 Geld zurück verlangen 

Weitere Kritiken: Hier


Trailer:

„Hollywood“ Serie – ©Netflix