Inhalt: Als ihnen der charmante Mr. Reed (Hugh Grant) grinsend die Pforten zu seinem Haus öffnet, tappen Schwester Paxton (Chloe East) und Schwester Barnes (Sophie Thatcher) nichts ahnend in seine Falle. Die Flucht aus dem labyrinthischen Anwesen wird zum perfiden Versteckspiel, bei dem sich die beiden Missionarinnen nicht allein auf ihren Glauben verlassen können.
Grant brilliert in düsterer Bestform
Mit zunehmendem Alter kann man eines von Hugh Grant lernen: die Kunst, mit Leichtigkeit und einem Hauch Ironie in eine „Scheiß drauf“-Phase zu gleiten. Nach charmanten Rollen in Richard Curtis’ romantischen Komödien und exzentrischen Charakteren (wie in Paddington 2 und Dungeons & Dragons), beweist Grant nun in Heretic seine Wandelbarkeit mit einer beeindruckend düsteren Darstellung.
In der Rolle des bösartigen Intellektuellen Mr. Reed glänzt Grant als Gastgeber mit einer beunruhigenden Fassade, die er gekonnt mit schauriger Freundlichkeit und einem Hauch Krankhaftigkeit aufrechterhält. Der Film, geschrieben und inszeniert von Scott Beck und Bryan Woods (A Quiet Place, 65), dreht sich um Mr. Reed, der zwei naive Mormonen-Missionarinnen (Sophie Thatcher und Chloe East) zu einem Gespräch über Theologie und Glauben in sein Heim einlädt.
Schon beim Eintreten in das Haus fallen versteckte Warnsignale auf: robuste Türen, fehlende Fenster und beunruhigende Kommentare wie: „In den Wänden und an der Decke ist Metall, das stört doch nicht, oder?“ Doch erst als Reeds Maske langsam fällt, offenbart sich die Gefahr, die durch seine intellektuelle Überlegenheit und die tiefere Ebene seiner Absichten verstärkt wird. Grant verleiht seiner Rolle dabei eine tiefsitzende Bedrohlichkeit, die seinesgleichen sucht.
Ein Gedankenspiel über Glauben und Moralität
Das Drehbuch von Beck und Woods hebt sich durch seine akribische und subtile Entwicklung der Charaktere und Dialoge hervor. Während Mr. Reed versucht, das Glaubenssystem der Mormonen durch geschickte Monologe und Argumente zu untergraben, gibt er den Frauen scheinbar banale, aber giftige Denkanstöße.
Film Kritik zu „Venom: The Last Dance“ bleibt hinter den Erwartungen zurück
Themen wie Theologie und menschliche Existenz werden in Dialogen behandelt, die mit einer kühlen Intellektualität vorgetragen werden. Diese erste Hälfte des Films ist spannend und intensiv, vor allem, weil die Konventionen von Höflichkeit und sozialen Normen die beiden Frauen davon abhalten, ihre Nerven zu verlieren oder zu fliehen – ein psychologischer Käfig, der die Spannung in die Höhe treibt.
Grandioser Spannungsaufbau, doch das Finale schwächelt
Obwohl die Spannung in der ersten Hälfte intensiv aufgebaut wird, verliert der Film in der zweiten Hälfte an Schärfe, da er auf traditionellere Horrormuster zurückgreift. Der Film schafft es nicht, die emotional aufgeladenen Fragen und provokativen Gedanken, die er aufwirft, zufriedenstellend zu beantworten. Dennoch bleibt es ein kraftvolles Werk, das eher durch seine unheilvolle Stimmung und die komplexen Charakterbeziehungen Unbehagen hervorruft als durch blutige Szenen.
Der Film mag nicht die Erwartungen von Hardcore-Horrorfans erfüllen, die rasante Schockmomente bevorzugen. Heretic richtet sich vor allem an ein Publikum, das Horrorfilme mit Tiefgang und anspruchsvollen Dialogen zu schätzen weiß und punktet mit atmosphärischen Nervenkitzel.
Fazit: Mit Heretic liefert Hugh Grant eine unheimliche Performance, die eine neue Seite von ihm zeigt. In Kombination mit einem fein ausgearbeiteten Skript und einem geduldigen, langsamen Aufbau stellt der Film eine tiefgründige Auseinandersetzung mit menschlichen Glaubensfragen dar, die uns an die Grenzen unserer Komfortzone führt. Wer nach einem Horrorfilm sucht, der Verstand und Nerven gleichermaßen herausfordert, wird bei Heretic fündig.
Film Bewertung 7.5 / 10