GOOD FORTUNE

Inhalt: Macht Geld glücklich? Der gutmütige, aber ungeschickte Schutzengel Gabriel bezweifelt das. Eigentlich besteht sein Job darin, Menschen zu retten, die beim Autofahren aufs Handy gucken. Doch er fühlt sich zu Höherem berufen. Als er den verzweifelten Gelegenheitsarbeiter Arj trifft, der im Auto schläft und sich trotz zahlreicher Jobs kaum über Wasser halten kann, beschließt er zu helfen. Wenn er ihm die Gelegenheit böte, für ein paar Tage in das Leben des Selfmade-Millionärs Jeff (Seth Rogen) zu schlüpfen, der in einer Villa mit Pool lebt, würde Arj schon merken, dass Reichtum allein nicht glücklich macht! Doch Gabriel irrt sich.

© Leonine Studios

Vom Autodach zum Engelbesuch

Mit Good Fortune schlüpft Aziz Ansari zum ersten Mal seit seiner gefeierten Netflix-Serie Master of None wieder in die Doppelrolle aus Autor, Regisseur und Hauptdarsteller. In seiner ersten Kinoregie wagt sich der Comedian an ein modernes Gleichnis über Reichtum, Moral und das, was vermeintlich Glück ausmacht und besetzt sich dabei selbst als Protagonisten eines gesellschaftskritischen Märchens, das leider nicht ganz so bissig und witzig ausfällt, als es sein könnte.

Ansari spielt Arj, einen Mann, der in Los Angeles ums Überleben kämpft. Er schläft in seinem Auto, duscht im Fitnessstudio und schlägt sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs im Einzelhandel, als Essenszusteller und über sogenannte Gig-Apps durch. Erst ein Zufall bringt ihn mit Jeff (Seth Rogen) zusammen, einem schwerreichen Tech-Investor mit Villa, Infinity-Pool und Sauna auf der Terrasse. Als Arj für ihn eine Lieferung übernimmt, wittert er seine Chance: Er überzeugt Jeff, ihn als persönlichen Assistenten einzustellen. Doch die Handlung nimmt bald eine übernatürliche Wendung.

Nachdem Arj in Jeffs Welt aus Geld, Oberflächlichkeit und Selbstoptimierung abdriftet, greift ein Himmelsbote ein: Gabriel, gespielt von Keanu Reeves, ein Engel, der eigentlich dafür zuständig ist, Autofahrer vom Texten abzuhalten, und dringend eine „verlorene Seele“ sucht, um seinen Status im Himmel wieder aufzuwerten. Kurzerhand vertauscht Gabriel die Leben der beiden Männer.

Keanu Reeves in Good Fortune
© Leonine Studios

Himmlische Stars, aber wenig Biss

Der Tausch funktioniert, doch was folgt, ist keine Himmelskomödie im Stil eines Capra-Films, sondern eine moralische Farce mit angezogener Handbremse. Reeves’ entrückte, fast sanftmütige Präsenz passt perfekt zur Figur eines Engels, der in der Menschen Welt hilflos zwischen Burgern und Benzinpreisen taumelt. Die Szene, in der Gabriel zum ersten Mal einen Hamburger isst, ist zweifellos der komödiantische Höhepunkt des Films.

Auch Seth Rogen überzeugt einmal mehr mit sympathischer Selbstironie als wohlmeinender, aber realitätsfremder Tech-Milliardär. Die eigentliche Überraschung ist jedoch Keke Palmer als Elena, eine Gewerkschaftsaktivistin, die Arj den moralischen Spiegel vorhält und den Film mit ihrer Energie immer wieder rettet. Sie ist die einzige Figur, die nicht in der Karikatur verharrt. Doch trotz der prominenten Besetzung bleibt Good Fortune dramaturgisch blass.

Die Dialoge wirken oft gestelzt, die Szenen emotional distanziert. Die vermeintlich „großen Erkenntnisse“ über Klassenunterschiede, Konsumgesellschaft und moralische Verantwortung werden angerissen, aber nie wirklich vertieft.

Seth Rogen in Good Fortune
© Leonine Studios

Der Antikapitalismus mit seinen Fallstricken

Das Drehbuch streift Themen wie soziale Ungleichheit, Ausbeutung und die Suche nach Sinn, ohne jedoch in die Tiefe zu gehen, sodass es eher wie ein gut gemeinter Essayfilm als wie eine pointierte Komödie wirkt. Ansari bemüht sich, das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich als moderne Parabel darzustellen. Good Fortune will Kapitalismus kritisieren, Spiritualität hinterfragen und gleichzeitig als Wohlfühlkomödie fungieren.

Das ist eine schwierige Balance, die hier nur in wenigen Momenten gelingt. Während Master of None durch präzise Alltagsbeobachtungen und emotionale Ehrlichkeit überzeugte, verliert sich Good Fortune in Symbolik. Der Engelsbesuch dient weniger der Läuterung als der Dramatisierung, und der Wechsel der Lebenswelten bleibt oberflächlich. Man versteht die Botschaft früh:Man versteht die Botschaft schon früh: Es ist schwer, arm zu sein – und Reichtum löst keine Probleme, macht das Leben aber viel erträglicher.

Die moralische Auflösung wirkt erwartbar, fast pädagogisch, und lässt wenig Raum für Ambivalenz. Wo Filme wie Die Glücksritter oder The Good Place es schafften, Humor mit Philosophie zu verbinden, verpasst Ansari diese Gelegenheit. Die Visionen, die Engel Gabriel Arj zeigt, sind poetisch und visuell eindrucksvoll, doch sie stehen isoliert in einem Film, der weder als Satire noch als Komödie funktioniert.

Fazit: Trotz seiner starken Besetzung bleibt es eine antikapitalistische Fabel, die ihre Starpower mit einem schlecht entwickelten Drehbuch verschwendet. Es ist ein Film voller guter Absichten, dem es jedoch an narrativer Klarheit mangelt. Good Fortune möchte den Kapitalismus entlarven, Gerechtigkeit aushandeln und gleichzeitig das Herz erwärmen, aber das Ergebnis bleibt eigenartigerweise lauwarm.

Film Bewertung 5 / 10