Filmkritik zu ACHT BERGE - Filmposter

Inhalt: Zwei 11-Jährige – der gutbürgerliche, in der Stadt lebende Pietro und der aus der Arbeiterklasse stammende, auf dem Land lebende Bruno – schließen im Sommer 1984 eine Freundschaft, die sich als so steinig erweist wie das italienische Bergdorf, in dem sie sich kennenlernen. Nach Jahren der Entfremdung begegnen sich die beiden wieder, um den letzten Wunsch von Pietros Vater zu erfüllen: ein Haus komplett neu aufzubauen.

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Im Urlaub schließen Kinder so schnell Freundschaften wie sonst nirgendwo. Der Film Acht Berge baut schnell eine nachhaltige Bindung zwischen den beiden Hauptfiguren auf: Sie planschen in Bächen, jagen durch Felder und treiben viel Schmarrn in goldgelben Filmsequenzen.

Pietro wird zu Brunos Fels in der Brandung, zu einer zuverlässigen Stütze in seinem Leben, ungeachtet des Klassenunterschieds, der sie zu trennen droht. Ein Problem mit Felsen ist aber, dass sie jederzeit zerbröckeln können.

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Drei Schauspielerpaare vermitteln Pietros und Brunos brüchige Freundschaft – und zeigen, wie sie sich von schmächtigen Jungen zu bärtigen Männern entwickeln – wobei jedes Paar das Grundverständnis für die zwei verstärkt. Es handelt sich um einen sehr ruhigen Film, in dem das Unausgesprochene genauso kraftvoll ist wie das Gesprochene.

Daher ist es ein Jammer, dass die Texte zum Soundtrack von Daniel Norgren die tiefliegenden Emotionen der Protagonisten in Worte fassen. Das seltsam poetische Voiceover, das der erwachsene Pietro (Luca Marinelli) mit verhaltener Ehrfurcht von sich gibt, ist ebenfalls überzogen, sorgt aber gleichzeitig für einen angenehmen, schwermütigen Ton.

Pietro und Bruno renovieren eine Berghütte in Acht Berge
Pietro (Luca Marinelli) und Bruno (Alessandro Borghi) renovieren eine Berghütte in Acht Berge © DCM

Acht Berge ist unterhaltsame Reise einer Freundschaft, die zum Ende hin an Dynamik verliert

Der im vergangenen Jahr mit dem Preis der Jury in Cannes ausgezeichnete Film ist erstaunlich gut anzusehen, denn seine satten, kraftvollen Aufnahmen lassen die natürliche Pracht der italienischen Alpen erstrahlen. Die Bilder vermitteln ein wirklich greifbares Lebensgefühl. Man kann die Mahlzeiten am Kamin praktisch schmecken und das Schneeknirschen unter den Füßen nachempfinden.

Während der Film eine unterhaltsame Reise durch das Auf und Ab von Pietros und Brunos Beziehung ist, verliert er zum Ende hin an Dynamik und ächzt unter der Last sich wiederholender Handlungsstränge und Klischees (eine Sequenz, in der Pietro lernt, einen Berg zu besteigen, wirkt wie eine Arthouse-Version von „Rocky“, der die Philly-Treppe hinaufläuft“).

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Mit all seinen vertrauten Mustern ist Acht Berge immer noch eine bewegende Geschichte über Reue, verpasste Chancen und verlorene Verbindungen, die hinterfragt, ob es wirklich möglich ist, sich gesellschaftlich nach oben zu kämpfen.

Fazit: Dieses wunderschön gefilmte Drama verwandelt einen italienischen Sommer voller Brüderlichkeit in eine behutsame, Jahrzehnte umspannende Erkundung einer Freundschaft. Der Film ist zwar zu lang und wirkt bekannt, ist aber dennoch eine fein ausgearbeitete Doppelcharakterstudie.

Film Bewertung: 6,5 / 10