Inhalt: Der Journalist Eddie Brock (Tom Hardy), der seinen Körper immer noch mit dem intergalaktischen Symbionten Venom teilt, leidet unter der Trennung von Anne (Michelle Williams).
Aber das ist noch die geringste seiner Sorgen, als sich der Serienmörder Cletus Kasady (Woody Harrelson) mit dem Chaos-Symbionten Carnage verbindet und sich aufmacht, seine Superkraft-Ex Frances (Naomie Harris) aus der Gefangenschaft zu befreien.
Man kommt nicht drum herum: Ungeachtet seiner großen Schwächen war Venom ein Riesenerfolg. Auch wenn es sich um einen Spider-Man-Ableger ohne Spider-Man handelt, bei dem die kantige, von Horror geprägte und bei den Fans beliebte Comic-Figur in einer visuell düsteren PG-13-Ursprungsgeschichte kastriert wurde, kamen die Zuschauer in Scharen, um Tom Hardy in der Rolle von Eddie Brock und seinem außerirdischen Symbionten-Alter-Ego zu sehen.
Inmitten der mühseligen Geschichte gab es Momente, in denen man sich amüsieren und den Kopf schütteln konnte (Hardy springt in einem Restaurant in ein Hummerbecken). Und obwohl „Let There Be Carnage“ diese ungewöhnlichen Eigenschaften deutlicher herausarbeitet ( z.B. Sonny und Cher), ist diese Fortsetzung ein entmutigend schwacher Auftritt für eine von Marvels kultigsten Figuren.
Bereits im ersten Film war klar, dass Tom Hardy eine echte Verbindung sowohl zu Brock als auch zu Venom (den er auch mit dröhnender, schroffer Stimme verkörpert) hat. Eine Mischung aus dem traurigen Jekyll und seinem hirnfressenden Hyde.
Venom ist ein Film über Trennungen, der es nicht schafft, die Geschichte vielschichtiger zu gestalten
Neben Kelly Marcel ist Hardy hier als Co-Autor aufgeführt. Und auch wenn die lockerere, stimmigere Darstellung der Doppelrolle dieses Mal von Hardys persönlicher Leidenschaft angetrieben wird, so bleibt ihr albernes Geplänkel doch eine merkwürdige Interpretation der Figur, die das Konzept der 90er-Jahre-Grausamkeit mit einer Portion Kitsch versieht.
Hier steckt die Idee dahinter, dass „Let There Be Carnage“ eine Art doppelter Trennungsfilm ist, bei dem Brock mit seiner Trennung von Michelle Williams‘ Anne (die noch immer viel zu wenig gefordert wird) zu kämpfen hat und gleichzeitig an seiner Beziehung zu Venom zweifelt. Doch während eine Venom-Brock-Romantikkomödie lustig klingt, ist die Realität ein tonaler Mischmasch aus unlustigen Gags. Venoms Voice-Over-Trash-Talk ist erbärmlich lahm, ein verwässerter Schwall Deadpool-artiger, augenzwinkernder Respektlosigkeit, der wie ein symbiotischer Regiekommentar wirkt, den man nicht abschalten kann.
Der Film setzt auf eine schlecht ausgearbeitete Geschichte mit Actionsequenzen, die mit den unzähligen anderen Comic-Verfilmungen da draußen nicht mithalten können. Angesichts der hochkarätigen Beteiligten (Tarantinos Stamm-Kameramann Richardson sei hier genannt) ist das besonders enttäuschend. Statt Ruben Fleischer führt nun der begnadete Andy Serkis Regie.
Die Altersfreigabe bremst das vorhandene Potenzial
Doch alle Hoffnungen, dass das Performance-Capture-Genie, das sich hinter aufwändig gezeichneten CG-Kreationen wie Gollum und Caesar aus Planet der Affen verbirgt, in der Lage sein könnte, etwas Klarheit in das Schnittgewitter-Chaos der schlecht beleuchteten Action-Sequenzen zu zaubern, werden schnell enttäuscht.
Die Symbionten-Effekte sind eine minimale Verbesserung gegenüber dem vorherigen Film, aber es ist unmöglich, nicht darüber nachzudenken, was Serkis mit einem größeren Budget und einer mutigeren Herangehensweise hätte abliefern können. Wieder einmal ist das PG-13-Rating vielleicht das größte Manko, das Serkis mit einem titelgebenden Versprechen belastet, welches einfach nicht eingelöst werden kann, denn es gibt nur wenig Gemetzel zu sehen.
Der von Woody Harrelson gespielte Serienmörder Cletus Kasady – zum Glück ohne die bizarre Mick-Hucknall-Perücke, die er im letzten Film trug – (wurde jetzt durch einen seltsamen Bürstenschnitt ersetzt) – setzt auf Zodiac-artige Rätsel-Elemente inspirierten Grusel.
Das Drehbuch forciert viele Geschehnisse
Das wirkt aber nie bedrohlich, und selbst wenn sein neuer Symbionten-Freund (der ohne erkennbaren Grund „Carnage“ genannt wird) die Kontrolle übernimmt, bleibt das markante Kopfabhacken der Fantasie überlassen. Selbst ein angedeutetes Geflügelmassaker findet im Off statt.
Immer wieder gibt es kurze Anzeichen davon, dass sich in diesem Film ein viel besserer Film versteckt: Bei einer frühen Begegnung zwischen Brock und Kasady – die das Drehbuch zwar auf Biegen und Brechen forciert – verweist der verurteilte Mörder auf unsere unangenehme Faszination für wahre Verbrechen („Die Leute lieben Serienmörder“). Es gibt eine beeindruckende Animationssequenz, in der die Schrecken von Kasadys Vergangenheit dargestellt werden, während Peggy Lus Ladenbesitzerin Mrs. Chen zeigt, wie lustig der Körpertausch in Venom sein könnte.
Aber der Film ist auch sehr häufig frustrierend: Die sehr talentierte Naomie Harris übernimmt die Rolle als Kasadys ebenso bösartige Geliebte Frances, das Wesen von Carnage ist nicht klar definiert – und Williams‘ Anne verbringt den letzten Akt hauptsächlich geknebelt und gefesselt in einer Kiste.
Im Gegensatz zu den Erwartungen ist „Venom: Let There Be Carnage“ nicht unbedingt unterdurchschnittlich. Und Fans des ersten Films werden nicht meckern. Aber wenn dies die Messlatte für filmisches Comic-Gemetzel ist, dann ist sie ziemlich tief.
Fazit: Buchstäblich eine Welt entfernt von der gleichbleibenden Qualität der Marvel-Studios-Filme. Diesmal wurde zwar ein bisschen mehr an der Optik gefeilt, aber trotz aller beteiligten Spezialisten hat „Venom: Let There Be Carnage“ noch immer den faden Beigeschmack eines unausgegorenen Films. Wertung: 4 / 10
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