Produktion: USA / 2021 Genre: Western | Mit: Jonathan Majors, Idris Elba, RJ Cyler, Zazie Beetz, Danielle Deadwyler, Edi Gathegi, Lakeith Stanfield | Laufzeit: ca. 137 Minuten | Ab 03. November 2021 auf Netflix
Inhalt: Als der Gesetzlose Nat Love (Jonathan Majors) erfährt, dass sein Erzfeind Rufus Buck (Idris Elba) aus dem Gefängnis entlassen wurde, schart er seine Bande um sich: Jim Beckwourth (RJ Cyler), Mary Fields (Zazie Beetz), Cuffee (Danielle Deadwyler), Bill Pickett (Edi Gathegi) – um Buck aufzuspüren und den Mord an seinen Eltern zu rächen.
Wenn der Western bisher vor und hinter der Kamera vor allem eine Domäne weißer Männer war, dann ist The Harder They Fall ein spritziges, unterhaltsames und eindrucksvolles Gegenstück.
Auf der Grundlage seiner früheren Projekte (sein Debütalbum They Die By Dawn & Other Short Stories) legt Regisseur Jeymes „The Bullitts“ Samuel (Bruder von Seal) die Pistolen fest in die Hände von Menschen, die in Cowboy-Klassikern selten vorkommen, und dreht den Blei-Hahn so richtig auf.
In dieser wilden, aber sehr unterhaltsamen Neuinterpretation der amerikanischen Vergangenheit erfährt der Gesetzlose Nat Love (Jonathan Majors), dass Rufus Buck (Idris Elba) – der Mann, der seine beiden Eltern hingerichtet und Nat brutal mit einem Skalpell gebrandmarkt hat – aus der Haft entlassen wurde. Daraufhin gehen die beiden Männer auf Kollisionskurs, wobei sie so viel Blutvergießen hinterlassen, dass selbst ein Schlachthof vor Neid erblassen würde.
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Zu Nats Truppe gehören der Scharfschütze Jim Beckwourth (RJ Cyler), die temperamentvolle Saloon-Sängerin Mary Fields (Zazie Beetz), Cuffee (Danielle Deadwyler) und Bill Pickett (Edi Gathegi). In Bucks Ecke hat er die „tückische “ Trudy Smith (Regina King) und den gerissenen Cherokee Bill (Lakeith Stanfield), die wir während eines spannenden Zugüberfalls kennenlernen ( achtet auf den Namen auf dem Waggon). Das Duo ist ein ungewöhnliches, aber explosives Gespann.
Nat wird von Majors überzeugend verkörpert, und Elba ist im entsprechenden Badass-Modus . Und wie immer verleiht Delroy Lindo als Bass Reeves – in Wirklichkeit der erste schwarze Deputy Marshall -, der sich in Nat Loves Bande einreiht, dem Ganzen zusätzliche Ernsthaftigkeit.
Eine dynamische Western-Version
Der Stil von Samuel ist genauso interessant wie die Besetzung und sprüht vor Elan und Fantasie. Von Standbildern bis hin zu skurrilen Untertiteln – der Regisseur erinnert stark an Tarantino (der frühe QT-Mitstreiter Lawrence Bender ist hier als Produzent tätig). Er hat aber selbst ein paar raffinierte Tricks auf Lager (Nat und Cuffee in einer „weiße Bank“, die wortwörtlich weiß ist).
Wenn man sich jedoch über den ultra-stilisierten Gore von „The Harder They Fall“ wundert und hinter der Couch versteckt, verpasst man den eigentlichen Fokus des Films: Er beleuchtet die schwarzen Amerikaner im Wilden Westen, die in der Hollywood-Geschichte meist nur am Rande vorkommen.
Jeder dritte Cowboy war ein Schwarzer, der nach Befreiung aus der Sklaverei auf der Suche nach einem besseren Leben als Cowboy tätig war. Das Thema Rassismus wird zwar angedeutet (das N-Wort wird mehrfach verwendet), jedoch nie ausdrücklich hervorgehoben. Vielmehr verlässt sich Samuel darauf, dass man zwischen den Zeilen lesen kann.
In einem trotzigen Versuch, sich einer neu eingeführten Steuer zu widersetzen, erklärt ein Bürger von Redwood der tückischen Trudy, dass dies die Stadtbewohner in „eine schwierige Lage“ bringen würde, worauf sie entschlossen antwortet: „Wie lange leben Sie schon in diesem Land? Ein Fels in der Brandung ist das, was wir Montag nennen!“
Überzeugender Soundtrack
Auch wenn nicht alles funktioniert – wie die aufkeimende Romanze zwischen Nat und Mary -, präsentiert Samuel eine dynamische Version des Westerns, die dem heutigen Zeitgeist entspricht. Er hat den Film geschrieben, Regie geführt, produziert und wahrscheinlich sogar die Gewehre zwischen den einzelnen Aufnahmen geladen.
Seine Fingerabdrücke sind auch auf dem Soundtrack zu finden, für den er die Filmmusik schrieb und in dem er Reggae-Songs und Klassiker wie „Here I Come“ von Barrington Levy und „Let’s Start“ von Fela Kuti spielerisch verändert hat.
Fazit: Der Wilde Westen hat einen neuen einsamen Helden. „The Harder They Fall ist“ vollgepackt mit einer Menge Stil, Charme und einer ordentlichen Portion Wucht und wird noch da sein, wenn sich der Rauch verzogen hat. Denn „The Bullitts“ verfehlt sein Ziel nicht. Film Bewertung 8 / 10
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