Besetzung: Ana de la Reguera, Tenoch Huerta, Leven Rambin, Susie Abromelt, Joshua Doy, Gregory Zaragoza und Josh Lucas

Regie: Everardo Gout | Drehbuch: James DeMonaco | Produktion: Michael Bay, Jason Blum, James DeMonaco, Andrew Form, Brad Fuller, Sébastien K. Lemercier

Kinostart: 12. August 2021


Inhalt: Die USA in der nahen Zukunft: Die Mauer an der Grenze zu Mexiko wurde erfolgreich errichtet. Noch immer findet jedes Jahr die Purge, die Säuberung, statt: Eine Nacht lang sind alle Verbrechen erlaubt.

Doch während selbst deren flammendste Befürworter glauben, dass die wahren Werte verloren gegangen sind, formiert sich mit der Bürgerwehr “Forever Purge“eine gefährliche Radikale. Ihr Plan ist es, die Regierung zu stürzen und ein Amerika zu errichten, in dem die Purge zum Dauerzustand wird und das Verbrechen regiert.

Film Kritik

von Ilija Glavas

Größer muss nicht gleichbedeutend mit Sehenswerter sein

Was soll ein Purge-Film in einer Post-Trump-Welt tun? Die Antwort scheint zu lauten: „Mach es größer oder lass sein“.

Das Original von 2013 bot einen kleinen dystopischen Thriller mit Ethan Hawke und einer spannenden Prämisse : ein von der Regierung sanktionierter nationaler Feiertag, an dem alle Verbrechen für 12 Stunden legal sind. Seitdem hat sich die Film Reihe (fünf Filme und eine Fernsehseriein der Plündern und Brandschatzen in schicken Masken zum Alltag gehören) – bis zu ihrem aktuellen Beitrag, The Forever Purge, weiterentwickelt.

Es handelt sich um einen der seltenen Mainstream-Filme, die auf den Zeitgeistzug aufgesprungen sind. Man greift etwas von der unausgesprochenen Wut auf, die beispielsweise beim Sturm auf das Kapitol vorhanden war – und liefert als Ergebnis dann laues Satire ABC für Dummies.

Diesem Film fehlt es sowohl an einem nuancierten politischen Standpunkt, sowie an einer großartigen Exploitation und konsequenten Spaß am Nervenkitzel.

Ein masskierter Purge Verfechter in The Forever Purge
©Universal Pictures Germany

Man nimmt dieses mal die Einwanderungspolitik sowie Klassen- und Rassenunterschiede in den USA ins Visier

Dieses Mal beginnt der Film von Everardo Valerio Gout mit der Aufteilung des Geschehens auf zwei ungleiche Gruppen.

Die erste Gruppe ist das mexikanische Ehepaar Juan (Tenoch Huerta) und Adela (Ana de la Reguera), das sich seit zehn Monaten in Amerika aufhält, nachdem es unter der Grenzmauer hindurchgeschlüpft ist, und sich nun seiner ersten Säuberung stellen muss.

Juan ist ein versierter Cowboy für Familie Tucker: Patriarch Caleb (Will Patton), sein misstrauischer Sohn Dylan (Josh Lucas), Dylans schwangere Frau Cassie (Cassidy Freeman) und seine Schwester Harper (Leven Rambin) – die sich auf ihrer schwer gesicherten Farm auf die große Nacht einstimmen.

Der „Feiertag“ verläuft für beide Parteien relativ ereignislos, bis eine abtrünnige rechte Gruppierung beginnt, die 12-Stunden-Regel zu ignorieren und eine ewige Schreckensherrschaft anzustreben. Denn schließlich sei „Säubern“ amerikanisch .

Maskierte Horden ziehen in den USA mordend durch die Straßen. Filmszene aus The Forever Purge
©Universal Pictures Germany

Die Bildsprache ist ermüdend

Die Umstände führen dazu, dass sich die Mexikaner und die Amerikaner zusammentun und in der überdimensionalen Kabine eines anhängerlosen Zugmaschine nach Schutz suchen.

Es kommt zu Zusammenstößen mit Bikern, einem Abstecher in ein verlassenes Kino (der Film ist voll von Jump Scares als Ablenkungsmanöver (kein einziger davon klappt) – und einer sehr willkommenen Unterstützung durch ein Untergrund-Netzwerk. Es gibt kaum einen anderen Film, in dem die Fernsehnachrichten so stark verwendet werden, um die Handlungen und Wendiungen der Geschehnisse darzustellen.

Ein noch größeres Problem ist, dass die einst effektive Bildsprache der Serie – abgefuckte Versionen amerikanischer Archetypen – jetzt einfach nur noch ermüdend wirkt.

©Universal Pictures Germany

Bekannte Darsteller glänzen mit mittelmäßiger Vorstellung

Eine Wendung in der zweiten Hälfte ist gewitzt, es gibt einen überraschenden Mord, und ein Teil der Action – etwa mit einer Ziege – funktioniert gut.

Allerdings ist das Drehbuch von James DeMonaco von Klischees und Stumpfheit durchsetzt („Wir stecken da zusammen drin“; „Ich habe Angst, mein Baby in dieser Welt zu bekommen“) – und die Darstellungen sind durchwachsen. De la Reguera und Huerta haben eine gute Chemie und einen Hauch von Ernsthaftigkeit, aber die Amerikaner, vor allem Josh Lucas‘ einseitiger Charakter, haben die schauspielerische Qualität eines Direct-to-DVD Films.

Während sich der Film auf seinen Höhepunkt zubewegt, versucht das Drehbuch in einem verzweifelten Versuch, den ohnehin schon hohen Einsatz zu erhöhen, eine persönliche Vendetta einzubauen, und endet in einem öden Showdown. Wenn dies die letzte Säuberung sein sollte, dann endet die Reihe trotz der erhöhten Schlagzahl mit einem Wermutstropfen.

Fazit: Der fünfte Teil der Säuberung geht aufs Ganze und ist weder als sozialkritisch-politischer Kommentar noch als Horror-Action-Thriller geeignet. In diesem Fall ist größer definitiv nicht besser. Für Fans der Filmreihe nur bedingt zu Empfehlen . Wertung 4 / 10