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Silent Night Filmposter

Inhalt: Das Leben von Brian Godlock (Joel Kinnaman) gerät aus den Fugen, als sein kleiner Sohn an Heiligabend bei einer Schießerei aus einem vorbeifahrenden Auto getötet wird. Bei der Verfolgung der Täter verliert Brian seine Stimme. Er schwört tödliche Rache an der Gang – und niemand soll verschont werden.

© Leonine Studios

FILM KRITIK

John Woo ist wieder da! Silent Night ist das erste Hollywood-Werk des legendären Action-Regisseurs seit Paycheck (2003). Zwar erreicht er nicht ganz die Qualität seiner frühen Hongkong-Thriller wie The Killer oder seines US-Meilensteins Face/Off, aber es gibt Hinweise darauf, warum sein Name unter Action-Fans immer noch als heilig gilt.

Bedauerlicherweise gibt es hier keine herumflatternden Tauben, aber ob beabsichtigt oder nicht, spielt der Film lustigerweise in der fiktiven Stadt Las Palomas, was übersetzt „Die Tauben“ heißt. Doch die anderen, herrlich schrillen Woo-Markenzeichen sind geblieben.

Da wäre seine gewohnt prächtig choreographierten Ballereien, viele Kerzen, Standbildaufnahmen, ein totes Kind und noch viel mehr Zeitlupen, als man es sich als John Woo-Fan je wünschen könnte. Sobald der Altmeister die volle Bandbreite ausschöpft, ist es ein verrücktes, spaßiges Spektakel.

Silent Night - Stumme Rache
© Leonine Studios

Das Drehbuch wirkt stellenweise konservativ

Die Handlung hat eigentlich nicht viel zu bieten. Joel Kinnaman spielt einen trauernden Vater, der auf Rache aus ist, nachdem sein Kind ins Kreuzfeuer der Gangs geraten ist. Das ist so ziemlich das Wichtigste an der Sache. Das Drehbuch von Robert Archer Lynn wirkt seltsam konservativ und altbacken. Schlagzeilen wie „Bandengewalt fordert ein weiteres unschuldiges Opfer“ könnten aus den 1980er Jahren stammen.

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Der Grundton des Films ist weitaus finsterer, als es die Eröffnungssequenz mit einem Rentier auf einem Weihnachtspullover vermuten lässt. Und Kinnaman verkörpert seine von Rache besessene Figur mit einer feierlichen Intensität.

Gelegentlich ist jedoch auch Platz für kurze Momente der Ruhe: Wenn Brian „KILL THEM ALL“ im Kalender notiert, ist das eine gelungen umgesetzte Idee. Die Szene, in der eine einzelne Träne von einem Gesicht kullert, das an eine Patronenhülse erinnert, sollte im Louvre aufgehängt werden.

Joel Kinnaman steckt in der Klemme in Silent Night
© Leonine Studios

Die Action Sequenzen erinnern an John Woo`s Glanzzeiten

Die Idee, ein Drehbuch fast ohne Dialoge zu verwenden, scheint stellenweise etwas unüberlegt zu sein. Denn die Schauspieler geben ihr Bestes, Grimassen zu schneiden, während sie sich schweigend gegenüberstehen, wobei das leider nicht selten albern wirkt.

Dafür ergibt das Ganze in den Actionsequenzen durchaus Sinn. Die sind nämlich genauso ballettartig und fies, wie zu John Woos Glanzzeiten in Hongkong, wenn sie eine Art ultragewalttätige „Buster Keaton“ Attitüde annehmen.

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Silent Night ist eine eher durchwachsene Angelegenheit. Doch wenn sich Altmeister John Woo mit Explosionen, Autozusammenstößen und Schusswechseln über die Bösewichte hermacht, ist es ein unterhaltsames Actionspektakel.

Fazit: Der erste US-Film von John Woo seit 20 Jahren ist kein Highlight des Filmemachers. Dennoch hat er einige Momente, in denen die dynamisch gefilmte Action von seinem melodramatischen Grundton und dem teils albernen Konzept ablenken kann.

Film Bewertung: 6 / 10

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