Inhalt: Die Teenagerin Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) lernt 1959 Elvis Presley (Jacob Elordi) kennen. Die beiden beginnen eine Beziehung, die sich schon bald zu einer toxischen Ehe entwickelt.
Film Kritik
Nur selten gehören die Worte „glamourös“ und „Geburt“ in den selben Satz. Doch als die hochschwangere Priscilla Presley in ihren hochhackigen Stiefeln und mit frisch aufgesetzten künstlichen Wimpern vor dem Krankenhaus aus dem Auto steigt, scheinen diese beiden Worte zusammenzugehören wie „Rock“ und „Roll“.
Coppolas neuester Film ist ein sorgfältig ausgearbeitetes Melodram über eine ebenso hervorragend ausgearbeitete junge Frau. Ein junges Mädchen, das von einem Fan zur Braut wird, und deren Welt vom Mann ihres Lebens diktiert wird. Dieser Mann ist einer der berühmtesten und gefragtesten Persönlichkeiten, die zu dieser Zeit auf der Erde leben.
Wie gewohnt konzentriert sich Coppola – die hier Priscilla Presleys Memoiren „Elvis und ich“ adaptiert – auf ihre Hauptfigur, die sich über 14 Jahre hinweg durch die Höhen und Tiefen einer intensiven Beziehung bewegt, bis ihre Liebe schließlich erloschen ist.
Das öffentliche Erscheinungsbild von Elvis wird größtenteils ausgeklammert
Das ist schon eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, einen Charakter über drei ereignisreiche, prägende Phasen in ihrem früheren Leben zu verkörpern. Doch Cailee Spaeny – mit ihrer ersten größeren Hauptrolle – meistert diese Herausforderung.
Ihre Gesichtszüge scheinen sich mühelos an die Priscilla der frühen Teenagerjahre bis hin zu ihren späten Zwanzigern anzupassen. Mit viel Feingefühl wechselt sie von der verliebten Jugendlichen zu einer Frau, die älter wirkt als es ihr wahres Alter vermuten lässt. Im Laufe der Zeit wird sie von einem Mann zermürbt, dessen Ruhm seine schlechten Eigenschaften zu entschuldigen scheint.
Das öffentliche Erscheinungsbild von Elvis wird dabei größtenteils ausgeklammert. Stattdessen beleuchtet Coppola die dunklen Ecken seiner Persönlichkeit, angefangen von seiner Tablettensucht über seine Kontrollsucht bis hin zu gelegentlichen Wutausbrüchen. Jacob Elordi zeigt sich sogar im Umgang mit der düsteren Seite des King of Rock ´n Roll von seiner stärksten Seite.
Seine Figur ist faszinierend und beängstigend zugleich, da sich sein Temperament in einem geradezu erschreckenden Tempo verändert. Das Duo ist auf dem Weg von der frühen Verlobung über die Ehe bis hin zur Geburt von Tochter Lisa Marie hinreißend und kann in den glücklichsten Momenten ebenso überzeugen wie in den schlimmsten.
Schwermütige Atmosphäre und ein starkes Darsteller-Duo
In ihrer bisherigen Laufbahn hat Coppola einen Filmstil entwickelt, der gleichzeitig einen romantischen Ton anschlägt und dabei die Einsamkeit betont, die ihre Charaktere so oft durchmachen. Dieser Stil funktioniert hier besonders gut, weil die Kamera lange auf Distanz bleibt und die Räume in Graceland riesig erscheinen lässt, während Priscilla scheinbar ziellos umherwandert.
Gleichzeitig schaffen die Bilder von Kameramann Philippe Le Sourd und die Songs von Musikern wie den Ramones und Brenda Lee eine zwar idyllische, aber auch sehr isolierte Umgebung. Im Film geht es ziemlich gemächlich voran. Die Auswirkungen von Elvis‘ toxischer Eigenschaft lassen die Ehe schrittweise scheitern, anstatt sie sofort in Brand zu setzen.
Luhrmanns Elvis – Biopic ist schrill, laut, extrem und keinesfalls langweilig
Diejenigen, die ein rassiges, skandalumwittertes Biopic erwarten, werden sich unterfordert fühlen. Priscilla ist das Porträt einer jungen Frau und zeigt ihre Reise durch eine tragische Ehe, die sie schließlich hinter sich lässt.
Fazit: Dank der schwermütigen Atmosphäre und der energiegeladenen Darsteller ist Priscilla ein Paradebeispiel für Sofia Coppolas Stil. Es ist keine Abweichung von ihrer üblichen Vorgehensweise, sondern eine gelungene Erweiterung ihrer Wahrnehmung „trauriger Mädchen“.
Film Bewertung: 7,5 / 10