Inhalt: MEERI (13) ist Tochter eines Bestatters und hat ein spezielles Verhältnis zu Leben und Tod. Mit jeder Leiche unterhält sie sich wie mit einem guten Freund und mogelt in jeden Sarg einen Brief an ihre verstorbene Mutter. Meeri glaubt, dass ihre Mutter so im Himmel lesen kann, was Meeri hier auf der Erde denkt und fühlt und macht, denn sie hat ein spezielles Talent – sie kann fliegen, denn Liebe verleiht Flügel! Allerdings kann sie das Fliegen nicht immer kontrollieren. Vor allem nicht, wenn ROCCO (16) in der Nähe ist. Immer wenn sie ihn sieht, hebt sie ab.
Film Kritik:
Meeris Vater ist alleinerziehend, seit ihre Mutter gestorben ist. Immer wenn Meeri mit ihrer Mutter sprechen will, tut sie das in dem Keller des Hauses, in dem ihr Vater, der Bestatter, die verstorbenen Aufbahrt. Meeri legt diesen einen Brief an ihre Mutter in den Sarg. Und gerade jetzt, mit ihren 13 Jahren, wo so viel passiert, sucht Meeri den Kontakt zu ihrer Mutter immer häufiger. Denn zum einen ist da Rocco, der süßeste 16 jährige Typ aus der Nachbarschaft. Immer wenn er Meeri zulächelt beginnt sie vom Boden abzuheben, denn das ist ihre Superkraft. Gefühle lassen sie schweben.
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Leider nur solange bis sie sieht wie Rocco ein anderes Mädchen küsst und ihr Vater eine neue Frau nach Hause mitbringt. Da holt sie die Schwerkraft ganz schnell wieder auf den Boden zurück. Altes Thema wieder neu verpackt könnte man Olshans Film kurz zusammenfassen. Erste Liebe scheint ein wichtiges Thema für Kinder zu sein, zumindest lassen einen das Filmemacher oft glauben. Dabei gibt es gerade für Kinder die vielleicht nicht aufwachsen wie jedes Kind, auch andere Themenbereiche. Gerade Meeri bietet da mit dem Beruf ihres Vaters eine große Möglichkeit.
Die Würze fehlt
Kinderfilme dürfen gerne auch etwas würziger sein und nicht so viel Zuckerguss bieten, vor allem wenn es um Themen geht wie den Tod. Die Art wie der Film die Verstorbenen zeigt – und über die nicht vorhandenen Berührungsängste der Hauptfigur auch deutlich macht, dass man keine Angst vor dem Tod haben muss, schafft eine positive Art und Weise sich mit diesem Thema Kindern anzunähern. Allerdings, darüber hinaus ähnelt der Aufbau des Films jedem x-beliebigen Kinderfilm. Der Verlauf der Handlung bietet hier keine Überraschungen.
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Leider bieten auch die Darsteller diese Überraschungen kaum. Nicht jede Besetzung ist hier gelungen, und die zaghaften Schauspielversuche der jüngeren sowie der älteren Darsteller, funktionieren oft leider nicht, sodass der Funke der Charaktere nicht überspringt. Das lässt den Film etwas blass erscheinen. Dabei schafft es, zum Glück, vor allem die Hauptdarstellerin Leni Deschner, Meeris aufwühlendem Verhalten, etwas Lebhaftes sowie Naives, und auch Liebenswertes einzuhauchen.
Ein Hauch von Märchen
Da wo Deschner alles richtig macht, schafft es dafür das Drehbuch leider nicht mitzuhalten. Man bekommt schnell das Gefühl einen Märchenfilm á la ARD aufgetischt zu bekommen, denn alles wirkt wie in Watte gepackt. Die Probleme von Meeri und ihrem Bruder, erledigen sich oft mit der Geschwindigkeit eines Wimpernschlags – und lösen sich danach in Wohlgefallen auf. Dabei geht es nicht nur um den Verlust eines geliebten Menschen, sondern auch um die erste unerfüllte Liebe und Mobbing. Gerade letzteres, welches auch in physischer Gewalt endet, wird viel zu schnell als einfacher Sachverhalt abgestempelt.
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Das gerade in einem Kinderfilm nicht deutlicher gemacht wird, was ein solches Verhalten bei dem Opfer des Mobbings auslösen kann finde ich fatal. Kinder können sehr wohl verstehen was auf der Leinwand geschieht, und gerade wenn man dies in doch so drastischen Bildern zeigen muss, dann sollte auch die Auflösung ruhig „härter“ und somit realistischer sein.
Kinder lernen aus dem was sie sehen. Gerne darf auch schon in Kinderfilmen mehr Realismus herrschen. Das tut er ja auch vor dem Kino. Das phantastische Element, das ebenfalls den Hauch von Märchen spüren lässt, ist ganz nett eingebaut.
Gerade wenn Meeri den Boden der Tatsachen wieder zu spüren bekommt und damit auch ihre Leichtigkeit verfliegt, liefert der Film eine recht angenehme Metapher. Das jedoch alle um Meeri herum mitbekommen, dass sie die Fähigkeit zu Fliegen besitzt, zerstört (ein Wenig) das durchaus sympathische Gesamtbild.
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Fazit: Am Ende ist der Film ein kurzweiliges Drama, mit ganz viel Spannung für die kleinen Zuschauer, wichtigen Themen und einem mehr als gut gemeinten Ende. Vielleicht schafft Himbeeren mit Senf anreize und Raum für Diskussionen, über den Film hinaus, damit die Kinder mehr mitnehmen als: Am Ende ist immer alles gut, wenn sich alle umarmen.
Film Bewertung: 7 / 10