Kinostart: 15 Juli 2021 | Laufzeit: ca. 146 Minuten
Regie: Justin Lin | Basierend auf Charakteren von: Gary Scott Thompson | Story: Justin Lin & Alfredo Botello und Daniel Casey | Drehbuch: Daniel Casey & Justin Lin | Produzenten: Neal H. Moritz, Vin Diesel, Justin Lin, Jeff Kirschenbaum, Joe Roth, Clayton Townsend, Samantha Vincent
Besetzung: Vin Diesel, Michelle Rodriguez, Tyrese Gibson, Chris “Ludacris” Bridges, John Cena, Nathalie Emmanuel, Jordana Brewster, Sung Kang, mit Helen Mirren, Kurt Russell und Charlize Theron
Story: Zu Beginn seines neuen Abenteuers ist Dom Toretto (Vin Diesel) abgetaucht und genießt mit Letty und seinem Sohn Brian das ruhige Leben auf dem Land. Doch Dom und Letty wissen sehr genau: Ihr friedliches Idyll ist ständig in Gefahr. Diesmal ist Dom durch eine neue Bedrohung gezwungen, sich seiner Vergangenheit zu stellen, wenn er die Menschen, die er am meisten liebt, beschützen will.
Und so bringt er noch einmal seine Crew zusammen, um eine weltweite, extrem gefährliche Verschwörung zu stoppen, deren Anführer der skrupelloseste Auftragskiller ist, dem sie bisher begegnet sind. Und das ist noch nicht alles: Es handelt sich dabei um Doms verloren geglaubten Bruder Jakob (John Cena, Bumblebee).
Film Kritik:
von Ilija Glavas
Eine Zerstörungsorgie mit Magneten und autofahrenden Super Agenten
In Fast & Furious 9 fragt sich Tyrese Gibsons Roman Pearce laut, ob seine Crew „unbesiegbar“ sein könnte. Sie sind gerade mit 80 Stundenkilometer über ein Minenfeld gerast, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, während Dominic Toretto (Vin Diesel) und seine Frau Letty Ortiz (Michelle Rodriguez) das Seil einer einstürzenden Brücke benutzt haben, um ihr Vehikel über einen Canyon zu schwingen, als handle es sich um ein Match-Box Auto.
Und doch verließen alle die Szene ohne auch nur einen Kratzer auf ihren perfekt gemeißelten Körpern. Wurde ihnen allen als Kleinkindern ein Supersoldaten-Serum injiziert? Sind sie Ältere Götter, die gekommen sind, um automobiles Chaos auf dem Planeten anzurichten? Sind sie in einer Simulation gefangen, in der alles möglich ist, außer eine Biermarke zu trinken, die nicht Corona ist? Es ist nicht wirklich wichtig.
Dieser kleine Moment der Selbsterkenntnis fühlt sich an, als hätte Regisseur Justin Lin sich selbst einen Erlaubnisschein für einfach jeden Irrsinn ausgestellt. Die Stunts wären natürlich in keiner Dimension möglich, in der die Regeln der Schwerkraft, militärische Waffen oder kohlenstoffbasierte Lebensformen gelten würden.
Egal, wie schnell du fährst, deine Vergangenheit wird dich einholen
Aber es ist eine praktische Rechtfertigung für die Vision, die er (Lin) seit Fast Five (2011) aufgebaut hat. Eine, die ein Rudel Asphalt-Cowboys in adrenalinsüchtige, internationale Superspione verwandelt hat, die in die Mechanismen einer Seifenoper gefangen sind. Aber gleichzeitig sprengt es Tür und Tor der irrsinnigen Möglichkeiten für den Film und alle zukünftigen Fortsetzungen.
Die Handlung von Fast & Furious 9 wird unspektakulär erzählt: Das Team erhält ein SOS von Geheimdienstmitarbeiter Mr. Nobody (Kurt Russell). Sein Flugzeug, mit der gefangenen Cyberterroristin Cipher (Charlize Theron) und ein Teil einer Waffe, die „seit einem halben Jahrhundert nicht mehr existieren sollte“, wurde irgendwo in Mittelamerika zum Absturz gebracht. Der Schuldige? Doms lange verschollener Bruder Jakob (John Cena), den er bis zu diesem Moment nicht einmal erwähnt hat.
Das holt man nach, indem man zu dem ganzen Irrsinn, nebenbei in Rückblicken, die Toretto Familien Geschichte erzählt. Manchmal kann man nicht anders, als sich mit einer Art Ehrfurcht zurückzulehnen, wenn man sich die Leute, das Geld und die Ressourcen ins Gedächtnis ruft, die in Konzepte wie „großer Magnet“, „Helen Mirren rast mit einem Sportwagen durch London“, „wir haben ein Raketen Auto“ – und „sehr lange Seilbahn“ gesteckt wurden.
Eine abstruse Schluss Pointe, die man gesehen haben muss, um sie zu glauben
Dazu gesellt sich im letzten Akt ein „Kopfschütteln“ Moment, der einfach zu unglaublich ist, um ihn zu verraten. Aber das ist auch gleichzeitig der einzige Spaß am neunten Fast & Furious-Film. Es ist ein bebilderter Clown, aber ein Clown, der aufrichtig an sich selbst glaubt. Der so verrückt ist, dass es größtenteils Spaß macht, diesen Zerstörungsbombast gebannt zu verfolgen. Man muss ehrlich sein: kein Plot – keine Handlung – aber das Spektakulärste, was man an Action-Kino in den letzten Jahren zu sehen bekommt.
Und wenn Vin Diesel sein Haupt mit der Feierlichkeit eines Priesters verneigt, der die letzte Ölung erteilt, während er noch einmal über die rettende Gnade der Familie predigt, bindet das das Franchise an etwas fast Edles in seiner Aufrichtigkeit. Doch das Fast & Furious-Franchise hat sich zu einer Blockbuster-Iteration des 21. Jahrhunderts entwickelt, die an die glorreichen Zeiten der Straight-to-VHS-Actionfilme wie Samurai Cop und Showdown in Little Tokyo anknüpft.
Filme, die sich anfühlen, als wären sie von einem Haufen mutiger Außenseiter geschaffen worden, die sich an ihren eigenen Kindheitsträumen berauscht haben. Und es gibt eine Menge eklatanter Schwachstellen in Fast & Furious 9. Ein Kerl wie Cena, der in „Der Sex Pakt“ oder „Dating Queen“ zu Hause ist, fühlt sich fehlbesetzt in der Rolle von Doms Bruder an, der einen ewig grimmig-schauenden Granitblock darstellt.
Theron, eine der größten lebenden Actionstarletts Hollywoods, hat keine einzige nennenswerte Aufgabe, außer eine berühmte Szene aus „Das Schweigen der Lämmer“ darzustellen und ebenso Lector-like in einem Glaskasten gefangen zu sein. Und die lang erwartete Rückkehr des Fan-Lieblings, des ehemals toten Han (Sung Kang), beschert ihm eine beeindruckende Begrüßung und danach gibt man ihm fast nichts mehr zu tun.
Fazit: Vollgepackt mit unglaublichen Action-Shots und den verrücktesten Dingen, die man als Zuschauer im Kino seit Jahren gesehen hat, liefern uns die Asphalt-Super-Agenten zwar einen dämlichen Film, aber dafür einen wilden Ritt.
Das Fast & Furious-Franchise hat sich noch nie mit so oberflächlichen Details wie Handlung oder Charakterentwicklung beschäftigt. Und auch im neunten Teil zeigt es immer noch das, was die meisten im Publikum sehen wollen: Autos, wo Autos absolut nicht sein sollten. Leider bleibt dabei der Treibstoff der Film Reihe auf der Strecke und die Franchise hat seit Teil 5 jegliche Bodenhaftung verloren.
Wertung: 5 / 10
Bild Galerie zu „FAST AND THE FURIOUS 9“ – © 2021 Universal Studios. All Rights Reserved.
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