Inhalt: Eine Momentaufnahme einer einst undenkbaren Entwicklung: In Amerika herrscht Bürgerkrieg. Das Land ist bis aufs Mark zerrüttet. Die Kriegsjournalisten Lee (Kirsten Dunst) und Joel (Wagner Moura) werden Zeugen von unvorstellbaren Entwicklungen – denn ein brutaler Konflikt droht ein gänzlich unvorbereitetes Land in Schutt und Asche zu legen. Intensive und nicht loslassende Bilder nehmen die Zuschauer mit auf eine Reise durch eine düstere Zukunftsvision, mit undenkbaren Folgen…
Film Kritik
„What’s so civil ´`bout war anyway?“ – fragen Guns ’n Roses in ihrem Song Civil War von ihrem Erfolgsalbum „Use your Illusion II“. „Was wenn es in den USA passiert?“ fragt Alex Garland in Civil War mit brutaler Deutlichkeit. Für die Menschen im Westen ist Krieg oft eine abstrakte Angelegenheit: etwas, das leicht zu einer Momentaufnahme verkommt, die anderen Menschen an anderen Orten passiert.
In einer Zeit, in der in allen Teilen der Welt gekämpft wird, entwirft Garland ein realistisches Szenario eines vom Konflikt zerrissenen Staates. Eine mahnende Geschichte, in der vertraute Schauplätze aus Friedenszeiten – New York, Washington DC – zu endzeitlichen Kriegsgebieten werden. Und er macht keine halben Sachen. So skizziert er ein dystopisches Amerika einer möglichen Zukunft, die von einer unkontrollierbaren Gewalt-Eskalation beherrscht wird.
Zu Filmbeginn scheint Amerikas zweiter Bürgerkrieg bereits sehr weit fortgeschritten zu sein, und die Schlachtfelder erstrecken sich mittlerweile von der West- bis zur Ostküste. Es gibt in Sternen und Streifen gehüllte Selbstmordattentäter, brennende Menschen, Soldaten in Freizeithemden, Flüchtlingslager in verlassenen Stadien und Leichen, die von Brücken baumeln.
Das alles fühlt sich unglaublich unangenehm und beängstigend real an
Wer jetzt denkt, er sehe einen „typischen“ Kriegsfilm, der auf amerikanischem Boden spielt, sollte sich eines Besseren belehren lassen. In Civil War stehen weniger die Soldaten an der Front oder etwa die Politiker im Mittelpunkt. Stattdessen sind es vor allem die Journalisten, die das Geschehen dokumentieren.
Stellvertretend dafür stehen die junge, eifrige Fotojournalistin Jessie (Cailee Spaeny), die hartgesottene Fotografin Lee (Kirsten Dunst), der trinkfreudige Joel (Wagner Moura) und der altgediente Sammy (Stephen McKinley Henderson). Allerdings ist der Film insgesamt nicht so kühl und distanziert wie Garlands „Ex Machina“ oder „Annihilation“. Im Mittelpunkt des Films stehen weniger die Figuren als vielmehr seine Visionen.
Im Westen Nichts Neues ist episch und grausam gleichermaßen
Als Zuschauer fühlt man sich schnell auf sich alleine gestellt, denn Alex Garland blendet gewisse Fakten bewusst aus. Erst nach und nach erfahren wir, wie sich die Lage entwickelt hat: dass sich Texas und Kalifornien, die unter einer Zwei-Sterne-Flagge operieren, zu den „Western Forces“ zusammengeschlossen haben, während eine „Florida Alliance“ besiegt wurde.
Das Drehbuch ist bewusst vage gehalten
Solche Details bleiben größtenteils sachlich im Hintergrund, und Garlands Drehbuch ist absichtlich vage gehalten. Die Ursachen des Konflikts sind im Vergleich zum Konflikt selbst eher nebensächlich.
Durch die Vereinigung von Texas und Kalifornien, zwei Staaten, die traditionell auf entgegengesetzten Seiten der politischen Medaille stehen, scheint Garland die herkömmlichen politischen Gegensätze zu überwinden und einen Blick auf das große Ganze werfen zu wollen. Alle, die sich davon einen deutlichen Hinweis auf den Stand der Dinge im Jahr 2024 erhoffen, werden sich vielleicht frustriert zurücklehnen. Trotzdem ist der Film nicht völlig frei von politischen Spitzen.
Film Kritik „Ghostbusters: Frozen Empire“
Die Handlung dreht sich um einen faschistischen Präsidenten, gespielt von Nick Offerman, der eine sehr Trump-ähnliche, kriegerische Rhetorik an den Tag legt („Manche nennen es bereits den größten Sieg in der Geschichte der Menschheit„, sagt er an einer Stelle). Er hat das FBI aufgelöst und sich selbst eine dritte Amtszeit spendiert. Außerdem ordnet er Luftangriffe auf seine eigenen Bürger an.
Was passiert, wenn die Demokratie versagt ?
Der Film vermeidet zwar direkte Anspielungen auf aktuelle Staatsoberhäupter, aber er stellt – in einem US-Wahljahr, in dem „Demokratie auf dem Spiel steht“ – die Frage: Was passiert, wenn die Demokratie versagt und Gewalt das Vakuum füllt?
Garland ist auch daran interessiert, wie es Journalisten schaffen, ihre Objektivität zu bewahren. Wie sie angesichts der Grausamkeiten um sie herum die Nerven behalten und sich „menschlich“ verhalten. Lee hingegen scheint ihre Menschlichkeit verloren zu haben. Jessie ist gerade dabei, die eigene zu entdecken, während sich ihre Geschichten überschneiden und zusammenlaufen.
Ähnlich wie in „Nightcrawler“ geht es in dem Film um die gleichzeitig destruktive und aufklärende Rolle der Beobachtung. Was bedeutet es, Zeuge der Geschichte zu sein? Welchen Preis bezahlt die eigene Psyche für ein Leben hinter der Kameralinse? Garland scheint sich selbst – und uns – in diese Fragen einzubeziehen.
Civil War regt die Sinne an und steigert die Herzfrequenz
Insgesamt ist das ein hervorragend inszenierter Film, schockierend intensiv und eindringlich. Krieg ist die Hölle, und selten hat er besser ausgesehen. Die Kameraarbeit von Rob Hardy mischt erschütternden Realismus mit anmutiger, ergreifender „Schönheit“, getragen von einigen geradezu absurd gut inszenierten, wuchtigen Versatzstücken.
Die Symbolik eines Feuergefechts auf den Stufen des Lincoln Memorials ist zwar offensichtlich, aber auch unglaublich beeindruckend. Der Film lässt kaum nach und ist die meiste Zeit über packend, regt die Sinne an, erhöht die Herzfrequenz und zwingt zum Nachdenken.
Film Kritik „Amerikanische Fiktion“
Was auch immer man von all den politischen Überlegungen halten mag, es ist ein unbestreitbar überzeugendes, intensives und schweißtreibendes Filmerlebnis der Extraklasse. Für die lebendige Bildsprache sorgt u.a. eine speziell eingesetzte Kamera, die wir in unserem Special beleuchten.
Fazit: Civil War ist als politisches Statement durchaus provokant und gelegentlich sogar irritierend. Doch als reine Kino-Erfahrung ist der Film eindringlich, intensiv und außergewöhnlich.
Film Bewertung 9 / 10