Inhalt: Bob Marley (Kingsley Ben-Adir) ist 1976 ein weltweiter Reggae-Star. Als er mit der Arbeit an seinem nächsten Album beginnt, stellt er sich einem Ruhm, der größer ist als er selbst.
Film Kritik
Während seines kurzen Lebens hat Bob Marley zweifellos eine Menge erreicht. Er brachte die Reggae-Musik in den Mainstream, nahm Alben auf, die sich über 75 Millionen Mal verkauften, wurde zu einem weltbekannten Megastar und verbreitete seine Botschaften für Frieden und Einigkeit. Mit nur 36 Jahren starb er auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er ist somit geradezu wie geschaffen für ein Biopic. In den Händen von King Richard-Regisseur Reinaldo Marcus Green findet er ein überaus würdiges Zuhause.
Film Kritik „ALL OF US STRANGERS“
Der Film erzählt die Ereignisse aus Marleys Leben als Erwachsener zwar solide und aufrichtig, aber er wirkt auch sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, der Geschichte die nötige Tiefe zu verleihen. Die Handlung beginnt 1976, als Marley (Kingsley Ben-Adir) bereits sehr erfolgreich und berühmt ist. Er hat Amerika erobert und ist in seinem Heimatland Jamaika, einem von politischer Spaltung und Gewalt geplagten Land, eine Ikone.
Um das Volk auf unpolitische Weise zu vereinen, möchte Marley ein „Smile Jamaica“-Konzert abhalten. Zwei Tage vor dem Konzert wird Marley bei einem Attentat verwundet und seine Frau Rita (Lashana Lynch) schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Marley tritt trotzdem auf.
Eine zurückhaltende Auseinandersetzung mit dem jamaikanischen Idol
One Love porträtiert Marley, der sich nicht nur als Sänger begreift, sondern auch als ein Mann, der Menschen zusammenführt und dessen Leben dafür da ist, um andere zu inspirieren. Wir sehen dabei auch einige sehr unterhaltsame Momente, bei denen Marley und seine Band „Wailers“ z.B. den richtigen Sound für ihr nächstes Album „Exodus“ (das Time Magazin kürte das Album im Jahr 1999 zum besten des 20. Jahrhunderts) suchen.
Dazu werden die Belastungen seiner Ehe, als der Ruhm seinen Tribut fordert; das kulturelle Umfeld im punkigen London der 70er Jahre; der Empfang des Idols in Jamaika beleuchtet. Aber es ist im Endeffekt mehr eine zeitliche Abarbeitung von Ereignissen als eine Auseinandersetzung mit dem Menschen Bob Marley.
Vier Autoren sind an diesem Film beteiligt, so auch Green und Autor Terence Winter (Wolf Of Wall Street). Allerdings fühlt sich das Drehbuch unausgereift an. Es kratzt nämlich nur leicht an den komplizierteren Abschnitten von Marleys Leben. Dass er zahlreiche außereheliche Kinder gezeugt hat, wird lediglich in einem Streit mit seiner Frau angesprochen, ansonsten jedoch völlig ignoriert.
Auch seine eigene Kindheit – der größte Teil seines Lebens vor 1976 – wird in verschwommenen, aber flüchtigen und wenig aufschlussreichen Rückblenden gestreift. Der Film wirkt dadurch zaghaft, wenn es um eine nuancierte und tiefgründige Darstellung von Marley geht. Das führt allerdings dazu, dass er das eigene Thema eher distanziert behandelt.
Kingley Ben -Adir glänzt als Reggae – Ikone
Doch das Wichtigste ist die hervorragende Gesangs- und Darstellerleistung von Ben-Adir als Marley. Er hat zwar körperlich kaum Ähnlichkeit mit dem Original( Ben-Adir ist größer und wirkt sportlicher), aber er hat die lässige, entspannte und zugleich energiegeladene Bühnenpräsenz. Er überzeugt als Mann, der sich gleichermaßen nach Ruhm sehnt und diesen zugleich ablehnt.
Es ist ihm bewusst, dass er anderen damit helfen und ihm selbst schaden kann. Bei einem Film, der sich hauptsächlich an bewährte Formeln hält, kann man ihn einfach nur loben. An dieser Stelle sollten nur Jamaikaner beurteilen, ob und wie gut er den jamaikanischen Akzent beherrscht. Zumindest klang es sehr gut. Ya man!
Fazit: Als Biografie nach Schema F wirft der Film kaum neues Licht auf die Legende. Dafür glänzt Kingsley Ben-Adir mit einer herausragenden Performance. Den Film sollte man sich in der Originalversion (oder OmU) ansehen.
Film Bewertung 5 / 10