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Besties Filmplakat

Inhalt: Nedjma lebt zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter in Paris, in einer Gegend die als Brennpunkt bekannt ist. Die meiste Zeit verbringt sie mit ihrer Mädchen Gang auf einer Bank im Park. Bis diese Bank eines Tages belegt ist, von der Cousine ihrer Erzfeindin. Zina ist gerade erst nach Paris gezogen und irgendwas fasziniert Nedjma an ihr. Doch da sie zur gegnerischen Gang gehört möchte ihre Clique nichts mit Zina zu tun haben.

Daran würde sich Nedjma auch halten, würden die beiden nicht zusammen im selben Hochhaus wohnen und würde Nedjma nicht plötzlich Zina küssen. Denn der Kuss ist der Anfang von einem schwierigen Versteckspiel. Feindinnen am Tag, liebende in der Nacht. Doch die Anziehung zu Zina bringt Nedjma immer mehr in Bedrängnis.

© Salzgeber

Film Kritik

Die Franzosen haben in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass sie wunderbare Komödien machen können. Die Dramen hingegen wirken manchmal nicht greifbar genug und ein bisschen zu langatmig.

Und hier versucht Desseigne-Ravel, nicht nur ein Drama, sondern auch eine Coming-of-Age-Geschichte zu erzählen, in der sich zwei junge Frauen ineinander verlieben, was nicht nur wegen ihrer Herkunft, sondern auch wegen der Cliquen, denen sie angehören, schwierig ist. Mit ihrem Debütfilm gelingt ihr nicht nur das, sondern auch, aus einer ziemlich klassischen Romeo-und-Julia-Geschichte ein eigenes, modernes Stück zu machen. „Besties“ beweist damit gleichzeitig, dass das berühmte Shakespeare-Stück auch heute noch funktioniert.

Was sich in Desseigne-Ravels Film von der bereits bekannten Geschichte abhebt, ist zum einen der moderne Erzählweise, zum anderen die Tatsache, dass nicht Romeo und Julia um ihre Liebe kämpfen sondern Julia und Julia. Auch das gab es schon einmal. Nicht zuletzt in dem Berlinale-Film „Kokon“.

© Salzgeber

Wunderbar nah und real

Was „Besties“ aber schafft, ist eine ehrliche, liebenswerte Leinwandperformance. Es braucht weder lange Dialoge noch eine lange Laufzeit, um zu zeigen, wie sehr sich zwei Menschen lieben. In „Besties“ geschieht das vor allem durch Blicke.

Der moderne Ansatz zeigt sich auch in den Textnachrichten, die sich Nedjma und Zina hin und her schicken- und die meist den Bildschirm ausfüllen. Auch diese Nachrichten sind kurz und bündig, prägnant und auf den Punkt formuliert. Es ist fast so, als wolle Desseigne-Ravel den Film als das Medium nutzen, das er ist, nämlich ein Medium, das sich des Bildes bedient.

Berlinale 2023: „Das Lehrerzimmer“ – Film Kritik

Es ist dieser Kontrast zwischen den Kopfhörern in den Ohren, dem Handy vor dem Gesicht und den stillen Momenten auf dem Dach des Wolkenkratzers, in dem Nedjma und Zina leben, der diese leichte Brise der Liebe so wunderbar nah und real wirken lässt.

Stark sind auch die Momente, in denen Nedjma plötzlich die Außenseiterin ist und die Tragweite ihrer Entscheidung für sie selbst erkennt. Umso mutiger und bedeutender erscheint ihre Geste gegenüber Zina, nach einem langen inneren Kampf mit sich selbst.

© Salzgeber

Der Film bricht mit gesellschaftlichen Denkmustern

Auch im weiteren Verlauf des Films tauchen immer wieder gewollte Kontraste auf. Zum Beispiel die rosafarbene, sehr mädchenhafte Parkbank, die mit dem „männlichen“ Verhalten von Zedjma kontrastiert. Desseigne-Ravel durchbricht auch hier auf einfache Weise gesellschaftliche Denkmuster, und das funktioniert.Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die beiden Hauptfiguren, und sie werden von zwei talentierten jungen Schauspielerinnen verkörpert, die den gesamten Film prägen.

„Kokon“ – Berlinale 2020 Filmkritik

Desseigne- Ravel schafft es dabei sich dem Thema, Sex und Liebe auf eine so einfühlsame und zärtliche Art zu nähern, das gerade die Szenen mit Nedjma und Zina eindrucksvoll wirken. Der Kampf um die Liebe, eine so alte Geschichte, hier auf wunderbare Art und Weise neu interpretiert und abgebildet. Besties ist und bleibt ein einfaches Drama, das sich nicht der großen Gesten bedient, sondern vor allem auf die Macht der Bilder setzt.

Fazit: Worte sind zweitrangig. Das ist mutig und erfrischend und funktioniert erstaunlich gut. Somit konzentriert man sich auf die Gefühle, die aus den Gesichtern der beiden Hauptfiguren sprechen. Und wenn ein Film ohne große Worte auskommt, ist er wunderbar und magisch zugleich, so wie die Liebe zwischen Nedjma und Zina.

Film Bewertung: 8 / 10

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