Inhalt: Der Autor und Professor Thelonious „Monk“ Ellison (Jeffrey Wright) wird beauftragt, einen Roman zu schreiben, der “ noch „schwarzer“ als gewöhnlich sein soll. Frustriert davon schreibt er einen Roman über Schwarze, der mit allen erdenklichen Vorurteilen gespickt ist. Zu seinem Entsetzen wird das Buch, das nicht ernst genommen werden sollte, ein großer Erfolg.
Film Kritik
Cord Jeffersons Spielfilmdebüt basiert auf dem Buch Erasure von Percival Everett (2001) und wirkt in mancher Hinsicht wie ein Nachhall von Spike Lees bissiger Satire It´s Showtime (Bamboozled).
Bei beiden geht es darum, dass ein ausgepowerter schwarzer Künstler absichtlich etwas Demütigendes und Beleidigendes entwickelt, um es weißen Geschäftsleuten so richtig zu zeigen. In beiden Fällen geht der Plan spektakulär nach hinten los, weil man unterschätzt hat, wie sehr das weiße Publikum sich in seinen Vorurteilen und Klischees bestätigt sehen möchte.
In American Fiction (so der Original Titel) erhält der Englischprofessor Thelonious „Monk“ Ellison (Jeffrey Wright) von seinem Agenten (John Ortiz) den Hinweis, dass seine Romane nicht „schwarz genug“ sind. Daraufhin reicht er unter dem Pseudonym Shagg R. Leigh ein Manuskript für ein Buch ein, das er zunächst „My Pafology“ nennt.
Das Buch ist in Ellisons Augen banale Schundliteratur: eine Ansammlung voller Klischees über Gangster und verschwundene Väter, mit denen er auf die Vorstellung von schwarzer Realität aufmerksam machen will. Und wovon die Literaturindustrie wiederum profitiert.
Amerikanische Fiktion aus einem Oscar-reifen Drehbuch
Zum Leidwesen von Monk ist das Buch sehr erfolgreich. Dank Arthurs (John Ortiz) Ermutigung beginnt er, die lukrative Farce zu genießen. Doch bei aller Brisanz der Geschichte sorgt Jefferson für die nötige Abwechslung mit liebevollen Szenen rund um Monks Familie, die nach einem plötzlichen Verlust wieder zusammenrückt.
Der visuelle Ansatz des Films ist eher bescheiden. Dennoch ist die Inszenierung einzelner Gags ungemein pointiert und spricht auch in dialogarmen Momenten eine deutliche Sprache. In einer Szene zum Beispiel besucht Monk eine Lesung (siehe Trailer oben) von Sintara Golden (Issa Rae), deren Geschichte vor Rollenklischees nur so trieft.
Monk stellt irritiert fest, wie extrem schwarze Lebenserfahrungen im Buch abgewertet werden, während eine weiße Frau vor seinen Augen aufspringt und applaudiert. Es sind simple Bilder – aber sie funktionieren in weiten Teilen des Films. Und das Drehbuch ist so facettenreich, dass es sich zu keinem Zeitpunkt langweilig oder einfallslos anfühlt.
Das gibt Wrights Darstellung des dauer-grummeligen, grantigen Monk mehr Spielraum, um den Film voranzutreiben. Er ist ein Highlight, zum Teil wegen Momenten wie der bereits erwähnten Buchlesung.
Eine Geschichte mit Knalleffekt
Jeder noch so kleine verblüffte Gesichtsausdruck wirkt lustig. Aber er offenbart auch nach und nach eine Verletzlichkeit, zu der seine Familien und Freunde nur schwer Zugang finden. Indem er Monks komplexes Familienleben offenlegt, erreicht der Film einen viel liebevolleren Touch, als es seine absurde Prämisse vermuten lässt.
Mit seiner Schwester (Tracee Ellis Ross) hat Monk für kurze Zeit eine charmante Partnerin an seiner Seite, deren Chemie lebendig und natürlich wirkt. Genauso überzeugend ist Sterling K. Brown als Monks Bruder, der seine Frustration auslebt, gleichzeitig aber auch sein Coming-Out abfeiert.
Durch Monks komplizierte Beziehungsgeschichte wird Amerikanische Fiktion zu der vielschichtigen Geschichte, die er selbst gerne schreiben würde und von der das Kino viel mehr gebrauchen kann.
Fazit: Der Film wandelt elegant auf dem schmalen Grat zwischen absurder Satire und Familiendrama und zeigt geschickt, wie die Vielfalt der schwarzen Kultur auf gängige Stereotypen reduziert wird.
Film Bewertung 9 / 10