EENIE MEANIE

Inhalt: Edie (Samara Weaving) will nach Jahren hinterm Steuer als kriminelle Fluchtwagenfahrerin endlich einen Neustart wagen. Ihr neues Leben als Bankangestellte verspricht Ruhe und Ordnung – bis ihr unberechenbarer Ex-Freund John (Karl Glusman) in ernste Schwierigkeiten gerät. Um ihn zu retten, bleibt Edie keine Wahl: Sie muss in ihr altes Dasein zurückkehren und bei einem millionenschweren Raubüberfall noch einmal alles riskieren.

© Disney Deutschland

Ein 90s-Kinohit, der nie ins Kino kam

Hätte man Eenie Meanie Mitte der 90er in den Multiplex geworfen, wären die Popcorn-Schlangen bis vor die Tür gegangen. Heute landet der Film direkt im Streaming – und das ist eigentlich ein Jammer. Denn was Regie-Debütant Shawn Simmons hier auf die Beine stellt, ist eine rotzige, energiegeladene Kriminalkomödie, die alles mitbringt, was man an einem Freitagabend mit Publikum feiern möchte: bissige Sprüche, brachiale Action und genug Witz, um das Genre nicht nur zu bedienen, sondern auch herauszufordern.

Im Zentrum steht Samara Weaving (Ready Or Not), die als Edie – der Spitzname gibt dem Film seinen Titel – eine frühere Fluchtwagenfahrerin spielt, die mittlerweile ein bürgerliches Leben versucht. Ihre Vergangenheit holt sie allerdings ein, als ihr Exfreund John (Karl Glusman) in schmutzige Geschäfte gerät und Gangsterboss Nico (Andy Garcia) einen großen Coup plant. Edie muss ein letztes Mal zurück in die Welt, die sie hinter sich lassen wollte.

Der Film flirtet offen mit seinen Vorbildern. Die Energie erinnert an Shane Blacks Weihnachts-Thriller (Kiss Kiss, Bang Bang), die spannenden Auto-Sequenzen tragen die DNA von Edgar Wrights Baby Driver, während der schwarze Humor und die hohe Zahl an Todesopfern Tarantino pur sind. Charaktere sterben abrupt und grotesk komisch, Dialoge sprühen vor schwarzem Humor, und dazwischen schwelgt das Drehbuch in einer fast absurden Liebeserklärung an Namen wie „Tim“.

(L-R) Samara Weaving und Karl Glusman in Eenie Meanie (2025)
(L-R) Samara Weaving und Karl Glusman in Eenie Meanie. Foto von 20th Century Studios/20TH CENTURY STUDIOS – © 2025 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Zwischen Tarantino, Shane Black und Edgar Wright

Allerdings übertreibt Simmons es im ersten Akt fast: Verhaftungen, Teenager-Drama, Schwangerschaft, Banküberfall und Verfolgungsjagden folgen Schlag auf Schlag und lassen den Zuschauer kaum zu Atem kommen. Doch sobald der eigentliche Überfall beginnt, findet der Film seinen Rhythmus – selbstbewusst, temporeich und mit einem Elan, der an Steven Soderberghs Ocean’s Eleven erinnert. Weaving trägt den Film mit Leichtigkeit. Ihre Edie ist keine klassische Actionheldin, sondern eine Frau, die zwischen Schuld, Wut und finsterer Unverwüstlichkeit hin- und hergerissen ist: mutig, witzig und ihren Gegnern immer einen Schritt voraus.

Karl Glusman als John, die „menschliche Verkörperung des 11. Septembers“, bildet das perfekt unsympathische Gegenstück, während Andy Garcia sichtlich Spaß daran hat, ins Unterwelt-Milieu zurückzukehren. Der letzte Akt nimmt eine überraschende Wendung in Richtung Tragödie, fast schon zu viel des Guten, und verliert dadurch etwas an Schwung. Doch auch das ist typisch für Simmons‘ Debüt: immer bereit, Erwartungen zu durchbrechen.

Fazit: Wild, witzig, ungestüm – ein Geheimtipp für Fans von Tarantino bis Shane Black. Eenie Meanie ist eine wilde Mischung aus Action und schwarzem Humor, getragen von einer Samara Weaving, die schon lange einen Platz in der Liste der Top-Schauspielerinnen Hollywoods verdient hat. Ein überdrehtes, aber höchst kurzweiliges Debüt, das für Streaming eigentlich zu schade ist.

Film Bewertung: 7 / 10