DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG

Im finsteren Europa des 15. Jahrhunderts steht der transsilvanische Fürst Vlad II, Graf von Drācul, vor einem seelischen Abgrund. Nach dem grausamen Verlust seiner großen Liebe Elisabeta, dargestellt von Zoë Bleu, wendet sich Vlad voller Wut von Gott und Kirche ab. In einer blasphemischen Geste tötet er einen Priester und verflucht den Himmel selbst – der Preis ist ewiges Leben, aber zu einem grauenvollen Zweck. Als blutsaugender Untoter beginnt seine Reise durch die Jahrhunderte. Vlad wird zu Dracula.

Luc Besson inszeniert diese Wandlung mit düsterer Wucht und melancholischer Opulenz. Seine Vision des Vampirs ist weniger romantischer Verführer als gebrochener, gequälter Antiheld – getragen von der intensiven Performance des preisgekrönten Caleb Landry Jones, der Dracula mit fiebriger Zerrissenheit verkörpert.

Paris, Gegenwart: Die Vergangenheit lebt

Nach 400 Jahren unstillbarer Sehnsucht scheint Dracula das Unmögliche zu erleben: In der modernen Metropole Paris begegnet er Mina – einer jungen Frau, deren Gesicht dem seiner verlorenen Elisabeta gleicht. Wieder gespielt von Zoë Bleu, bringt die Figur eine geheimnisvolle, doppeldeutige Energie in den Film. Ist sie wirklich die Wiedergeburt seiner einstigen Liebe? Oder bloß ein grausamer Spiegel seiner ewigen Verdammnis?

Die Konfrontation mit der Gegenwart bleibt jedoch nicht unbemerkt. Christoph Waltz gibt in gewohnter Präsenz und mit messerscharfem Charisma den fanatischen Vampirjäger – einen Mann der Kirche mit dunkler Agenda, der das Übernatürliche ebenso gnadenlos jagt, wie er es verachtet. Das Aufeinandertreffen dieser zwei gegensätzlichen Figuren verspricht einen ideologisch aufgeladenen, moralisch ambivalenten Schlagabtausch.

© Leonine Studios

Düstere Schauwerte und europäische Handschrift

Besson – zuletzt bekannt für visuelle Effekt-Feuerwerke wie Valerian oder Lucy – wählt hier eine andere Tonalität. Dracula – Die Auferstehung ist weniger Science-Fiction-Blockbuster als düster-romantisches Gothic-Drama. Die Ausstattung ist von altmeisterlicher Präzision geprägt: dunkle Schlösser, mit Kerzenlicht flackernde Hallen, das brodelnde Paris der Gegenwart – alles in aufwendigem Detail gebaut oder komponiert.

Das Setdesign verweigert sich bewusst der Hochglanzästhetik vieler moderner Genreproduktionen. Stattdessen schafft Besson eine visuelle Welt, die an europäisches Arthouse-Horror-Kino erinnert – mit liebevoll modellierten Kostümen, morbiden Farben und einer Kameraarbeit, die den inneren Schmerz der Figuren genauso einfängt wie den physischen Horror. Dabei bleibt die Inszenierung stets atmosphärisch, fast schon opernhaft überhöht.

Ausblick: Ein Ensemble zwischen Mythos und Moderne

Neben den zentralen Stars Caleb Landry Jones, Zoë Bleu und Christoph Waltz überzeugt auch das Ensemble: Matilda De Angelis (Citadel: Diana) bringt als Pariser Ermittlerin einen Hauch Neo-Noir in die Geschichte, während Ewans Abid (Andor) und Haymon Maria Buttinger (Vienna Blood) die emotionale Tiefe der Nebenfiguren unterstreichen. Besson gelingt es, eine Balance aus Legende und Psychogramm zu erschaffen – ohne dabei den mythologischen Kern der Dracula-Figur zu verlieren.

Mit Dracula – Die Auferstehung legt Luc Besson keine klassische Vampirgeschichte vor, sondern eine stilisierte, bittere Tragödie über Liebe, Verlorenheit und die Bürde der Ewigkeit. Wer einen blutigen Gruselfilm mit Tempo erwartet, könnte enttäuscht sein – wer aber bereit ist, sich auf die kunstvoll düstere Welt dieses Films einzulassen, könnte mit einer intensiven, emotional vielschichtigen Erfahrung belohnt werden. Caleb Landry Jones zeigt sich als zerrissener Dracula, und Christoph Waltz als sein ewiger Gegenspieler sorgt für einen packenden Kontrast. Ein poetischer, visuell rauschhafter Blick auf eine Figur, die der Popkultur nie entrinnen konnte – und jetzt hoffentlich neu verstanden wird.