Inhalt: Für das Bilderbuchehepaar Ivy (Olivia Colman) und Theo (Benedict Cumberbatch) scheint das Leben wunderbar leicht zu sein: erfolgreiche Karrieren, eine liebevolle Ehe, großartige Kinder. Doch hinter der Fassade ihres vermeintlich perfekten Lebens braut sich ein Sturm zusammen. Als Theos Karriere einen empfindlichen Knick erleidet, nimmt Ivys hingegen steil an Fahrt auf. Zwischen den beiden entzündet sich ein explosives Feuerwerk aus harter Konkurrenz und versteckten Ressentiments. DIE ROSENSCHLACHT ist die Neuinterpretation des Filmklassikers „Der Rosenkrieg“ von 1989, der auf dem gleichnamigen Roman von Warren Adler basiert.
Ehehölle in Kalifornien: Liebe, Karriere und das große Zerwürfnis
Jay Roach wagt sich an einen Klassiker und bringt die kultige Scheidungsschlacht der 80er ins Hier und Jetzt – mit britischem Zungenschlag, schwarzem Humor und bitterböser Beziehungsanalyse. Der Originalfilm Der Rosenkrieg von Danny DeVito (1989) war ein Schock für ein Publikum, das seine Stars Kathleen Turner und Michael Douglas aus romantischen Abenteuern wie Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten kannte – eine rabenschwarze Komödie über den Niedergang einer Ehe, in der es kein Happy End gab.
Jay Roachs Neuverfilmung kann sich zwar auf keine vergleichbare Leinwandgeschichte zwischen seinen Stars berufen, aber sie muss sich mit der schwierigen Aufgabe messen, das Szenario ins 21. Jahrhundert zu übersetzen, ohne die zynische Bissigkeit des Originals zu verlieren. Das neue Paar heißt Ivy (Olivia Colman) und Theo (Benedict Cumberbatch). Sie ist leidenschaftliche Köchin, er ein aufstrebender Architekt – gemeinsam bauen sie sich ein Leben an der sonnigen Westküste auf.
Zwei Kinder folgen, ebenso wie eine klassische Rollenverteilung: Theo macht Karriere, während Ivy zugunsten der Familie auf ihre beruflichen Ambitionen verzichtet. Doch als Theos beruflicher Absturz mit Ivys neuem Erfolg kollidiert, kehrt sich das Kräfteverhältnis um. Die einstige Harmonie beginnt zu bröckeln – und das Fundament der Ehe bekommt Risse.

Wenn Lachen weh tut: Zwischen Slapstick, Schmerz und schwarzem Humor
Der Film bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen bitterem Beziehungsdrama und schwarzer Komödie – und Jay Roach gelingt dieser Balance meist erstaunlich gut. Tony McNamaras Drehbuch (The Favourite, Poor Things) liefert messerscharfe Dialoge, die nicht nur komisch sind, sondern oft auch weh tun. Besonders gelungen ist das satirische Spiel mit dem liberalen Kalifornien-Setting: Als britische Auswanderer wirken Ivy und Theo wie zwei Fremdkörper im über korrekten Mikrokosmos zwischen Biogemüse, Yoga und identitätspolitischer Selbstoptimierung.
Olivia Colman brilliert erneut mit ihrem Gespür für Timing und emotionale Vielschichtigkeit, auch wenn ihre Figur manchmal zu kindisch und überdreht gerät. Ihr Ivy fehlt es – zumindest im zweiten Akt – an Tiefe, was mitunter daran liegt, dass die zehn Jahre Hausfrauenrolle filmisch weitgehend ausgespart werden. Benedict Cumberbatch als Theo hat es da leichter: Er darf leiden, prahlen, fluchen – und gewinnt dadurch an komischer wie tragischer Fallhöhe. Dass er dabei nie in Selbstmitleid versinkt, ist seinem Talent zur Selbstironie zu verdanken.

Ein Rosenkrieg ohne klare Sieger – aber mit Nachdruck
Die emotionale Dynamik der Figuren bleibt nicht durchgehend ausgewogen. Gerade in der finalen Eskalation fehlt es an echter Fallhöhe für Ivy, während Theo als komplexer, ambivalenter Charakter stärker im Fokus steht. Trotzdem funktioniert der Film auf emotionaler Ebene, nicht zuletzt dank der herausragenden Chemie zwischen Colman und Cumberbatch. Dass die beiden nicht nur verbal, sondern auch körperlich aufeinander losgehen, bringt zusätzliche Spannung – und erinnert in seinen besten Momenten an das Original von 1989, ohne es schlicht zu kopieren.
Das Ende schlägt einen ähnlichen Ton an wie damals: düster, sarkastisch und doch mit einem Hauch romantischer Tragik. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack – und die stille Erkenntnis, dass auch die größte Liebe nicht immun ist gegen Entfremdung, Missverständnisse und Egoismus. Jay Roach vermeidet dabei die Fallstricke des weichgespülten Remakes und wagt sich mutig an Abgründe heran, ohne den Humor aus den Augen zu verlieren.
Fazit: Die Rosenschlacht ist in seiner Neuauflage kein lauwarmer Aufguss, sondern ein kraftvoll gespieltes, bissig geschriebenes und häufig sehr unterhaltsames Ehedrama. Zwar verliert sich das Gleichgewicht der Figuren stellenweise und bleibt emotional nicht immer treffsicher, doch das britische Duo Colman/Cumberbatch, McNamaras pointiertes Drehbuch und Roachs souveräne Regie sorgen dafür, dass diese Schlacht ein lohnenswertes filmisches Gefecht bleibt.
Film Bewertung: 7,5 / 10 – Treffsicher inszeniert, klug geschrieben, mit kleineren emotionalen Unwuchten