DER HELD VOM BAHNHOF FRIEDRICHSTRASSE

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße ist mehr als nur eine Komödie, es ist ein liebevoll-ironischer Blick auf die deutsche Erinnerungskultur, ein Spiel mit Wahrheit und Täuschung, mit Geschichtsschreibung und Geschichtenerzählen. Der Film, inszeniert vom kürzlich verstorbenen Wolfgang Becker, markiert den berührenden Abschluss einer außergewöhnlichen Karriere. Nach seinem Welterfolg Good Bye, Lenin! gelingt Becker ein Werk, das den Geist seiner filmischen Handschrift, den feinen Humor, die humanistische Wärme und die kluge Gesellschaftsbeobachtung in jeder Szene trägt.

Zum Inhalt

Der Berliner Videothekenbesitzer Micha Hartung (Charly Hübner) steht kurz vor der Pleite, als er über Nacht ungewollt zum Volkshelden wird. Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls macht ihn ein ehrgeiziger Journalist (Leon Ullrich) eines Nachrichtenmagazins kurzerhand zum Drahtzieher der größten Massenflucht der DDR. Der vermeintliche Coup geht viral, und Micha wird zum Symbol einer heroischen Vergangenheit, die er nie gelebt hat. Als Hochstapler wider Willen gerät er ins Rampenlicht und begegnet darin sogar seiner Traumfrau Paula (Christiane Paul).

Nie hätte er geglaubt, dass sich eine kluge, erfolgreiche und humorvolle Frau wie sie für einen einfachen, desillusionierten Mann wie ihn interessieren könnte. Doch während sich zwischen den beiden eine zarte Liebesgeschichte entspinnt, droht Michas Leben im Chaos aus Lügen, Falschmeldungen und mediengemachter Mythenbildung zu versinken. Was als kleine Notlüge beginnt, wird zu einer großen Geschichte über die Sehnsucht nach Bedeutung, über den Glauben an Helden und die Mechanismen der Erinnerung.

© X Verleih AG

Eine Geschichte über Geschichten

Im Zentrum steht die Frage, wie Geschichte entsteht und wer sie erzählt. Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße entlarvt die Mythen, die wir uns selbst erschaffen, um Ordnung und Sinn in die Vergangenheit zu bringen. Die Komödie seziert mit subtilem Witz und zugleich mit Empathie die Rituale des Erinnerns, die Tücken der deutschen Vergangenheitsbewältigung und den menschlichen Drang, aus Erinnerungen Geschichten zu machen, manchmal schöner, manchmal schmerzhafter, als sie wirklich waren.

Becker gelingt damit ein Film, der sein Publikum zugleich zum Lachen und Nachdenken bringt. Mit leichtfüßiger Ironie führt er vor Augen, wie dünn die Grenze zwischen Wahrheit und Erfindung oft ist und wie tröstlich beides sein kann.

Ein außergewöhnliches Ensemble

Der Film versammelt ein herausragendes Ensemble aus langjährigen Weggefährten Beckers und neuen Gesichtern, die seine Vision weitertragen. Charly Hübner, Christiane Paul, Leon Ullrich, Leonie Benesch, Daniel Brühl und Jürgen Vogel bilden das Herzstück dieser klugen und zugleich emotionalen Erzählung. In Nebenrollen glänzen unter anderem Thorsten Merten, Peter Kurth, Eva Löbau, Leslie Malton, Claudia Eisinger, Bernhard Schütz, Katarina Witt und viele weitere bekannte Namen sie alle verleihen dem Film eine bemerkenswerte Tiefe und Lebendigkeit.

Das Drehbuch stammt von Constantin Lieb (Asphaltgorillas, Fabian, German Genius) in Zusammenarbeit mit Wolfgang Becker selbst. Nach Beckers Tod wurde der Film von seinen langjährigen Weg Begleitern Achim von Borries (Regie) und Stefan Arndt (Produktion) in seinem Sinne vollendet eine Geste der Freundschaft, des Respekts und der künstlerischen Kontinuität.

Ein filmisches Vermächtnis

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße ist ein würdiger Abschied eines großen Filmemachers, der wie kaum ein anderer das Verhältnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Ost und West, Wahrheit und Erinnerung erforscht hat. Beckers letztes Werk ist kein pathetischer Abgesang, sondern ein humorvolles, verspieltes und zutiefst menschliches Vermächtnis, getragen von seiner Liebe zu Geschichten und zu den Menschen, die sie erzählen. Ein Film, der uns daran erinnert, dass Erinnerung immer auch Erfindung ist, und dass im Erzählen manchmal mehr Wahrheit liegt als in den Fakten selbst.