Inhalt: Acht Jahre nachdem ein Fehler seine College-Football-Karriere beendete, versucht Quarterback Russ Holliday ein Comeback. Er gibt sich als das skurrile Talent Chad Powers aus und heuert beim schwächelnden Team South Georgia Catfish an.

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Vom aufgehenden Stern zum Außenseiter-Russ Hollidays Fall und die Geburt von Chad Powers

Die Idee war großartig. Ein viraler Prank von NFL-Legende Eli Manning, der sich unter dem Decknamen Chad Powers und mit einer kunstvollen Perücke zu den Tryouts der Penn State University schlich.

Als bekannt wurde, dass diese Charade nun als Streaming-Serie mit Glenn Powell fortgesetzt wird, schien der Hit programmiert. Doch Chad Powers braucht erstaunlich lange, um sein eigenes Playbook zu verstehen. Powell spielt Russ Holliday, einen College-Quarterback, dem alles offensteht. Ein Spiel trennt ihn von einer nationalen Meisterschaft, der NFL-Draft und dem Status eines lokalen Helden.

Dann kippt alles: ein verlorener Ball, ein unglücklicher Schlag, ein Karrierebruch, der ihn sozial und sportlich isoliert. Agent weg, Öffentlichkeit weg, Selbstwert im Keller. Selbst sein Vater,Toby Huss, herrlich theatralisch als exzentrischer Maskenbildner, ist kaum noch bereit, seinen Sohn zu ertragen.

In dieser existenziellen Leere entsteht Chad Powers: ein exzentrischer Typ mit hartem Südstaatenakzent, übersteigerter Motivation und einer Attitüde, die irgendwo zwischen Cartoonfigur und Coaching-Albtraum liegt.

Zwischen Satire, Sportdrama und Ted-Lasso, die Serie findet keinen stabilen Ton

Sobald die Kunstfigur, die Russ’ Karriere retten soll, die Kontrolle übernimmt beginnt der eigentliche Spaß und das strukturelle Problem. Chad Powers startet vielversprechend, stolpert aber mehrfach über seinen eigenen Anspruch. Die Serie versucht gleichzeitig Satire, erlösendes Sportdrama und bissige Medienkomödie zu sein.

Manchmal ist sie alles. Häufig ist sie nichts davon. Bei einer Laufzeit von unter 200 Minuten bleibt kaum Luft für emotionalen Aufbau. Themen wie Social-Media-Ruhm, toxische Männlichkeit, Korruption im College-Sport und der Kampf um Identität werden angerissen, aber nie sauber ausgeführt.

Dadurch wirkt vieles überfrachtet und dramaturgisch unentschlossen. Die Serie besitzt Tempo, Witz und überraschende Momente, doch es fehlt der Ruhepol, der die Bestandteile zusammenhält.

Glenn Powell ist der MVP, aber selbst er kann das erzählerische Chaos nicht völlig bändigen

Powell ist eindeutig der Hauptgewinn dieser Serie. Charismatisch, präzise im Timing, kompromisslos in seiner komödiantischen Risikobereitschaft. Sein Russ ist ein faszinierendes Bündel aus Arroganz, Unsicherheit, Verbitterung und verzweifelter Selbstüberschätzung.

Dass Powell diese düstere, unsympathischen Seiten so überzeugend spielt, ist zugleich das Problem: In einer Serie, die ohnehin mit Sympathieträgern spart, fehlt ein emotionaler Gegenpart. Unter den Nebenfiguren sticht Perry Mattfeld als Coach Ricky heraus. Sie verleiht der Serie Haltung und Wärme, und ihre Szenen mit Powell gehören zu den stärksten Momenten. Hier blitzt das auf, was die Serie hätte sein können: pointiertes, charaktergetriebenes Comedy-Drama mit Herz.

Doch kaum beginnt Chad Powers, Tiefe zu entwickeln, verliert die Serie wieder den Faden. Die letzten Episoden wirken gehetzt, die großen Themen bleiben an der Oberfläche, und der Cliffhanger für Staffel 2 hinterlässt eher ein Schulterzucken als Vorfreude. Chad Powers ist kein Totalausfall, aber auch weit entfernt von der Meisterklasse eines Ted Lasso.

Fazit: Die Serie lebt von Glenn Powells Performance und einigen starken Momenten, findet jedoch insgesamt keinen klaren Ton und wirkt streckenweise wie ein überlanger Prank, der dramaturgisch nicht konsequent weitergedacht wurde.

Serien Bewertung 6 / 10