CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD

Inhalt: Nach einem Treffen mit dem neu gewählten US-Präsidenten Thaddeus Ross, gespielt von Harrison Ford, der in diesem Film sein MCU Debüt gibt, findet sich Sam Wilson plötzlich inmitten eines internationalen Konflikts wieder. Er muss die Hintergründe eines skrupellosen, globalen Komplotts aufdecken, bevor der wahre Strippenzieher die gesamte Welt ins Chaos stürzen kann. Ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

© Marvel Deutschland

Ein überzeugender Neuanfang für Sam Wilson

Marvels Nebenfiguren hatten es nicht immer leicht, wenn sie ins Rampenlicht rückten. Schon in The Falcon and the Winter Soldier wurde das Potenzial von Anthony Mackie und Sebastian Stan durch ein chaotisches Drehbuch und wechselnde Schwerpunkte ausgebremst. Doch in Captain America: Brave New World bekommt Mackie als Sam Wilson endlich eine fokussiertere Geschichte, die ihm gerecht wird.

Eine routinemäßige Eröffnungsmission eskaliert schnell, als der neue skrupellose Bösewicht Sidewinder (Giancarlo Esposito) ernsthaften Widerstand leistet. Doch der eigentliche Konflikt beginnt erst, als Sam, sein Verbündeter Joaquin Torres (Danny Ramirez) und Isaiah Bradley (Carl Lumbly) – ein ehemaliger Supersoldat, der einst von der US-Regierung verraten wurde – an einem Empfang im Weißen Haus teilnehmen.

Ein schockierendes Attentat auf den Präsidenten setzt eine Kette dramatischer Ereignisse in Gang: Bradley landet erneut im Gefängnis, und Sam versucht verzweifelt seinen Namen reinzuwaschen. Doch hinter den Kulissen lauern noch größere Bedrohungen, die weit über das Schicksal eines Einzelnen hinausgehen.

(L-R) Captain America/Sam Wilson (Anthony Mackie), Joaquin Torres/The Falcon (Danny Ramirez) and Isaiah Bradley (Carl Lumbly) in Marvel Studios' CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD.
(L-R) Captain America/Sam Wilson (Anthony Mackie), Joaquin Torres/The Falcon (Danny Ramirez) and Isaiah Bradley (Carl Lumbly) in Marvel Studios‘ CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD. Foto Marvel Studios. © 2024 MARVEL.

Marvels Formel – Fluch und Segen zugleich

So weit, so Marvel: hier noch eine temporeiche Actionszene, dort eine inspirierende Motivationsrede und dann ein gewaltiger Showdown. Brave New World folgt dieser Formel, kämpft jedoch manchmal damit, Comic-typische Einzeiler und emotionale Szenen richtig zu platzieren. Trotz mancher Vorhersehbarkeit hält Mackies Performance den Film zusammen. Sein Sam Wilson bewegt sich auf unsicherem Terrain und muss herausfinden, was es wirklich bedeutet, Captain America in einer Welt zu sein, die sich weit von ihren einstigen Idealen entfernt hat.

Harrison Ford als Präsident Ross bringt eine zusätzliche Dynamik in die Geschichte. Er ist traditionell misstrauisch gegenüber „verbesserten Individuen“ und fordert Wilson auf, mit ihm zusammenzuarbeiten. Doch Sam weiß nicht, ob dies eine Chance zur Veränderung oder eine geschickte Falle ist, um ihn zu kontrollieren. Auch Ross selbst scheint unsicher, ob sein Sinneswandel echt ist. Seine Entfremdung von Tochter Betty Ross (Liv Tyler) wird schon früh angesprochen und unterstreicht seine innere Zerrissenheit.

Eine der größten Enthüllungen des Films – Ross‘ Verwandlung in den Roten Hulk – wurde bereits durch Trailer und Poster vorweggenommen, ein ungewöhnlicher Schritt für Marvel, das Spoiler sonst vermeidet.

Captain America/Sam Wilson (Anthony Mackie) in Marvel Studios' CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD
Captain America/Sam Wilson (Anthony Mackie) in Marvel Studios‘ CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD . Foto Credits Marvel Studios. © 2024 MARVEL.

Emotionale Anker und eine zentrale Frage

Ein weiteres bekanntes Gesicht taucht wieder auf: Tim Blake Nelson als Samuel Sterns alias The Leader. Während seine unheimliche Präsenz im Dunkeln bedrohlich ist, verliert er bei Tageslicht etwas an Schrecken. Generell ist der Film in seiner visuellen Gestaltung unstimmig: Sams neuer Anzug ist eine klare Weiterentwicklung, während Falcon eher wie ein Mandalorianer ausschaut und Shira Haas‚ Ruth Bat-Seraph meist in einem Mantel steckt.

Trotz einiger inszenatorischer Schwächen ist der Film auf emotionaler Ebene überzeugend. Während Ross versucht, ein besserer Mensch zu werden, stellt sich für Wilson die Frage, ob moralische Integrität ausreicht oder ob es übermenschlicher Fähigkeiten braucht, um Captain America zu sein. Diese Frage bewegt auch die Zuschauer, seit Wilson den Schild angenommen hat.

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In einer spektakulären Luftschlacht zeigt sich Wilsons eigentliche Stärke: sein ungebrochenes Mitgefühl. Der Film macht deutlich, dass es nicht brachiale Gewalt ist, die ihn zu einem würdigen Nachfolger von Steve Rogers macht, sondern seine Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen – ob als Mentor von Joaquin Torres oder als Schüler von Isaiah Bradley.

Vor allem Sams Beziehung zu Isaiah bildet das emotionale Herzstück des Films und wirft die Frage auf, ob The Falcon and the Winter Soldier überzeugender gewesen wäre, wenn er diese Komponente stärker betont hätte.

L-R): Harrison Ford als Präsident Thaddeus Ross und Anthony Mackie als Sam Wilson/Captain America in Marvel Studios' CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD.
(L-R): Harrison Ford als Präsident Thaddeus Ross und Anthony Mackie als Sam Wilson/Captain America in Marvel Studios‘ CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD. Foto von Eli Adé. © 2024 MARVEL.

Gut gespielt, aber nicht ganz auf dem Niveau von The Winter Soldier

Allerdings ist es kein Fehler, sich auf Anthony Mackies Charme, Harrison Fords Präsenz und Marvels Gespür für große Kinomomente zu verlassen. Doch trotz zahlreicher Meldungen über Änderungen während der laufenden Produktion wirkt die Handlung recht stimmig und ist in der Lage, ihr Tempo zu halten.

Gelegentlich verliert der Film jedoch sein Potenzial als packender Thriller und verrät das Mysterium zu früh angesichts eines herkömmlichen Bösewichts. Auch wenn Brave New World nicht an das Niveau von The Winter Soldier herankommt, erinnert er daran, dass es immer noch gute Menschen gibt, die für die Ideale Amerikas kämpfen – selbst wenn die Regierung diese verrät.

Fazit: Sam Wilsons erster offizieller Auftritt als Captain America ist solide, auch wenn einige unbeholfene und unstimmige Momente ihn davon abhalten, wirklich Erstklassig zu sein. Film Bewertung 6 / 10