Genre: Drama | Produktion: USA 2021 | Laufzeit: ca. 112 Minuten | Regie: Justin Chon
Mit: Justin Chon, Alicia Vikander, Sydney Kowalske, Vondie Curtis-Hall, Geraldine Singer, Emory Cohen u.a
Inhalt: Der koreanisch-amerikanische Familienvater Antonio (Justin Chon) lebt mit seiner schwangeren Frau Kathy (Alicia Vikander) in Louisiana. Plötzlich droht ihm die Abschiebung in ein Land, an das er sich kaum noch erinnern kann. Dabei wird eine grausame Lücke im Einwanderungssystem aufgedeckt, die seine junge Familie auseinanderreißt und ihn zwingt, sich seiner erschütternden Vergangenheit zu stellen.
Justin Chon, Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller von Blue Bayou, ist vielleicht am besten für seine Rolle in den Twilight-Filmen bekannt.
Doch seit seinem vom Sundance Festival gefeierten Debüt Gook (2017) hat er Filme gedreht, die Melodramatik mit sozialem Kommentar und dezentem Stil verbinden. So auch in dieser ergreifenden, vor der Kulisse von New Orleans angesiedelten Geschichte eines koreanisch-amerikanischen Staatsbürgers, dem unerwartet die Abschiebung droht.
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Mit diesem Film verfolgt er das lobenswerte Ziel, die prekäre Situation von adoptierten Einwandererkindern in den USA zu beleuchten. Chon und Alicia Vikander als Antonio und seine schwangere Frau Kathy liefern gute Leistungen ab, die nur durch einen Hauch von Theatralik (Chon) ein wenig getrübt werden.
Es gibt einen Schuss magischen Realismus in rätselhaften Rückblenden, raue, kräftige 16-mm-Kamerabilder, eine pfiffige Darstellung von Sydney Kowalske als Antonios Stieftochter sowie einen erfreulichen Gastauftritt von Vondie Curtis-Hall als Rechtsanwalt der Familie.
Man drückt mit viel Symbolik auf die Tränendrüse
Leider wird vieles von dieser guten Arbeit durch übermäßig erklärten Symbolismus und einen langweiligen Rückgriff auf gleißende Sonnenuntergänge über dem Mississippi übertönt, der die bittere Pille des Films in Zuckerguss hüllt.
Auch das Drehbuch lässt zu wünschen übrig. So wird Antonio von regelrechten Cartoon-Bösewichtern bedrängt: seiner wortkargen Schwiegermutter (Geraldine Singer), die allzu engstirnig ist, und einem ebenso dickköpfigen wie boshaften Polizisten (Emory Cohen). Besonders enttäuschend ist, dass die wunderbare Schauspielerin Linh Dan Pham als vietnamesisch-amerikanische Fremde auftaucht, um Antonio trotz ihrer eigenen Probleme Trost zu spenden: eine Art „Traumimmigrantin“, wenn es so etwas je gegeben hat.
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Im Gegensatz dazu ist Antonio komplex genug, dass man an ihn glauben kann. Er ist ein Motorradfreak, der seiner Stieftochter eine Tättowierpistole in die Hand drückt, sodass sie damit spielen kann. Eine Andeutung auf eine kriminelle Vergangenheit, die ihn später wieder einholen wird.
Die Sorgen häufen sich, bis das Finale alle Register zieht, um dem Publikum die Tränen in die Augen zu treiben. Zu diesem Zeitpunkt ist es euch vielleicht schon ein bisschen egal. Ein Jammer, weil dieser Film in vielen Fällen überzeugend ist und wichtige Fragen aufwirft. Eine davon lautet: Kann der Film seinen Zuschauern nicht nur die Herzen brechen, sondern auch ihre Gedanken verändern?
Fazit: Der mehrfach ausgezeichnete Justin Chon hat ein beeindruckendes Melodram geschaffen, reich an Louisiana-Atmosphäre und mit einer aktuellen Botschaft, aber Blue Bayou leidet darunter, dass er sich (zu sehr) auf Symbolik und Gefühle verlässt. Film Bewertung 6,5 / 10